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In der Lorscher Chronik heißt es: «Der verehrungswiirdige Pnester Rud-
gang nahm die Schenkung der ehrwiirdigen Williswinda und ihres Sohnes
Cancro an und erfiillte bereitwillig ihre Bitte. Selber allerdings konnte er
die Verwaltung und Leitung des Klosters nicht iibernehmen, da er mit
Amtsgeschäften fiir Kirche und König ohnehin überhäuft war. So stellte
er denn seinen Bruder Gundeland [bisher Abt von Gorzel, einen klugen
und kirchlich gut geschulten und dem Bruder in allem sehr ähnlichen
Mann, an die Spitze des Klosters und stattete ihn mit allen Vollmachten
in dem Umfange aus, wie sie ihm selber zur Verfiigung iibergeben worden
waren. Er sandte ihn, zugleich mit Reginfrid und Vulvin, zwei erfahrenen
und gottesfiirchtigen Mönchen reiferen Alters, und vierzehn weiteren
Mönchen aus dem Gorzer Kloster, welches Rudgang selber friiher errich-
tet hatte, nach dem Kloster Lorsch und stattete dieses mit allem Notwen-
digem, seien es nun Lebensmittel oder anderweitige Erfordernisse, auf
das beste aus. »10

Immerhin war Chrodegang, wie schon oben gesagt, derjenige, der die Kir-
chenreform im Frankenreich als Nachfolger des Bonifatius 11 nicht nur in
strukturell-admmistrativer Weise, sondern auch im Hinblick der Liturgie
betrieb. Die Lorscher Gründung wird nicht nur in der eigenen Kloster-
chronik als herausragendes Ereignis begriffen, sondern auch in den
Gesta Episcoporum Mettensium, der Taten der Metzer Bischöfe des Paulus
Diaconus. Er schreibt: «Er erbat schließlich vom römischen Papst Paul drei
Gebeine heiliger Märtyrer, und zwar des Heiligen Gorgonius, der in Gor-
zia ruht, des Heiligen Nabor, der im Kloster St. Hilariaco [= St.Avold] be-
graben ist und des Heiligen Nazarius, der jenseits des Flusses Rhein im
Kloster, das Lorishaim [= Lorsch] genannt und, nachdem eine wunder-
schöne Basilika zu Ehren jenes Märtyrers gebaut worden war, gebracht

10 Lorscher Codex S. 52 / Codex Laureshamensis, Chronik 3. S. 270f.: Reuerendus itaque
pontifex Rudgangus uotum ac petitionem uenerabilis Williswinde filique eius Cancronis
gratanter amplexus, cum ipsius monasterii curam gubernationemque per se exequi non
posset, utpte et ecclesiasticis et regalibus negiciis iugiter occupatus. Gundelandum
germanum suum. prudentem admodum et sancte conuersationis uirum fratrique omnia
similem eidem loco prefecit, ipsumque cum omnibus pertinentiis suis eo tenore quo sibi
tradita fuerant sue dispositioni commendauit. Fratres quoque mature etatis et consilii
deumque tiementes, Reginfridum uidelicet et Wluinum, cum aliis XIIII a gorziensi mona-
sterio quod ipse pridem construxerat cum ipso direxit, cuncta eis necessaria tam in
aiimeniis quam in ceieris subsidiis imperiiens.

11 Schieffer. Th., Bonifatius und Chrodegang S. 146 in Prinz, wiönehtum
 
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