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Des Bären Haut.

48 tS


Es saßen zwei Gesellen beim Mops-Wirth vor dem Hans,
Und tranken feine Weine und hielten reichen Schmaus.
Doch als es kam zum Zahlen, da war ihr Beutel leer,
Es hatten die Kumpane nicht einen Heller mehr.


Wir haben einen Bären im Walde drauß' erschaut —
Den wollen wir erlegen, und Euer sei die Haut!" —
Er sprach's, uud Beide zogen hinaus zum grünen Wald,
Und mehr hat, als der Eine, der Andere stets geprahlt.


Und plump einhergewackelt kömmt mit Gebrumm der Bär,
Beschaut sich den Gesellen, und wundert sich gar sehr;
Beschnüffelt alle Glieder den ganzen Leib entlang,
Beriechet Händ' und Füße, beriecht ihm Ohr und Wang';
Und weil er den Gesellen hält für verendet schon,
So zieht mit dumpfem Brummen er seines Weg's davon.


Da sprach zum Wirth der Eine: „Herr Mops, seid ohne Sorg',
Wohl sind wir arme Schlucker, und zechten hier auf Borg';
Doch werden wir bezahlen, was wir bei Euch verzehrt;
Ja, Ihr sollt mehr erhalten, als Ihr von uns begehrt!


Doch wie den großen Bären sie jetzt von fern' erschau'»,
Erfasset sie Entsetzen, und muthlos starres Grau'n.
Es klettert schnell der Eine auf einen Banin mit Noth,
Der And're fällt zu Boden und stellt sich mausetodt.


Als er im Wald verschwunden da stieg herab vom Baum
Der Eine der Gesellen, — der And're rührt' sich kaum;
„Sag' mir," — sprach er zu jenem, der noch am Boden lag, —
„Was sagt' in's Ohr der Bär Dir, mein lieber Bruder, sag'?"
„„Der Bär," sprach jetzt der Andere, „hat mir in's Ohr vertraut:
Eh' Du erlegst dcu Bären, verkauf' nie seine Haut!""
D'rauf hat der Ein' den Andern gar weidlich durchgebläut, —
Der Mops-Wirth aber wartet noch auf die Zech' bis heut'.

Münchener Bilderbogen.

Mro. 480

Druck rwn k. R. Lchnrich tn Münchcu.

Herausgegeben und verlegt von Braun L Schneider in München.
 
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