Traurige Folgen der Faulheit
691
Den Otto freut kein Unterricht;
Besonders die Naturgeschichte
Bei der die Andern Äug' und Ohr,
Kam ihm zum Schlafen albern vor.
Sein Vater war ein strenger Mann,
Der Faulheit gar nicht leiden kann,
D'rum weil der Otto gar so träge.
Bekam daheim er oftmals Schläge.
Vergeblich doch war jeder Schlag,
Weil Otto halt nichts lernen mag.
Und lieber that er gar nichts nicht.
Als daß er lernt Naturgeschicht'!
Nicht lange blieb der Vierer aus.
Den Otto täglich trug nach Haus.
Auch andre Folgen — mehr entfernt
Entstehen, wenn der Mensch nichts lernt.
Das; wer nichts lernt, auch nichts versteht,
Ihr an dem Otto deutlich seht,
Im Netz er Nachbars Enten fing —
Er meint, es wär' ein Schmetterling!
Und klagend trat die Nachbarin
Zu Ottv's strengem Vater hin;
Verlangt — das find' ich sehr am Platz —
Für ihren Schaden gleich Ersatz.
Des Vaters Zorn und strenge Liebe
Spricht sich natürlich aus durch Hiebe,
Die er, als solcher Dummheit Lohn,
Sofort behändigt, seinem Sohn.
Vergeblich doch war jeder Schlag,
Weil Otto halt nichts lernen mag.
Und lieber that er gar nichts nicht.
Als daß er lernt Naturgeschicht'!
Otto einmal spazieren ging.
Da stand im Wald ein Schwammerling;
Den hatte Otto kaum erblickt.
So hat er ihn schon abgepflückt.
Daß dieser Schwamm sehr giftig war.
Das ist bei Otto's Dummheit klar;
Nur durch Arzneien bittrer Art
Er noch vom Tod gerettet ward.
Nach langem Kranksein war er schwach.
Erholte sich erst nach und nach.
Die gift'gen Schwämme kennt mau schon.
Das war nun seiner Faulheit Lohn.
Ms er genesen, gab die Liebe
Des Vaters ihm natürlich Hiebe,
Denn, wer wie Otto faul und dumm.
Den hauet man und weiß warum.
Doch wer den Eltern folget nicht
Und stets versäumet seine Pflicht,
Dem folgt, und wär er noch so jung.
Zuletzt die schwerste Züchtigung.
Wer die Naturgeschichte liebt.
Weiß, daß cs wilde Thiere gibt.
Die, wenn sie grade Hunger haben.
Die Mädchen fressen wie die Knaben.
Solch eine Bestie — Wolf genannt —
Kam einst auf Otto losgerannt;
Doch für ein Hündchen hielt ihn der.
Und lockt ihn freundlich zu sich her.
Und statt zu laufen schleunigst fort
Spricht er zum Wolfe: „Schön apport."
Der aber fraß ihn auf sogleich:
So geht's der Faulheit — merkt es Euch!
Münchener Bilderbogen.
Herauögegebeu und verlegt von Brau» L Schneider in München.
Kgl. Hof- und Universitäts-Buchdruckerei von Ur. C. WolfLSohnin München.
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Den Otto freut kein Unterricht;
Besonders die Naturgeschichte
Bei der die Andern Äug' und Ohr,
Kam ihm zum Schlafen albern vor.
Sein Vater war ein strenger Mann,
Der Faulheit gar nicht leiden kann,
D'rum weil der Otto gar so träge.
Bekam daheim er oftmals Schläge.
Vergeblich doch war jeder Schlag,
Weil Otto halt nichts lernen mag.
Und lieber that er gar nichts nicht.
Als daß er lernt Naturgeschicht'!
Nicht lange blieb der Vierer aus.
Den Otto täglich trug nach Haus.
Auch andre Folgen — mehr entfernt
Entstehen, wenn der Mensch nichts lernt.
Das; wer nichts lernt, auch nichts versteht,
Ihr an dem Otto deutlich seht,
Im Netz er Nachbars Enten fing —
Er meint, es wär' ein Schmetterling!
Und klagend trat die Nachbarin
Zu Ottv's strengem Vater hin;
Verlangt — das find' ich sehr am Platz —
Für ihren Schaden gleich Ersatz.
Des Vaters Zorn und strenge Liebe
Spricht sich natürlich aus durch Hiebe,
Die er, als solcher Dummheit Lohn,
Sofort behändigt, seinem Sohn.
Vergeblich doch war jeder Schlag,
Weil Otto halt nichts lernen mag.
Und lieber that er gar nichts nicht.
Als daß er lernt Naturgeschicht'!
Otto einmal spazieren ging.
Da stand im Wald ein Schwammerling;
Den hatte Otto kaum erblickt.
So hat er ihn schon abgepflückt.
Daß dieser Schwamm sehr giftig war.
Das ist bei Otto's Dummheit klar;
Nur durch Arzneien bittrer Art
Er noch vom Tod gerettet ward.
Nach langem Kranksein war er schwach.
Erholte sich erst nach und nach.
Die gift'gen Schwämme kennt mau schon.
Das war nun seiner Faulheit Lohn.
Ms er genesen, gab die Liebe
Des Vaters ihm natürlich Hiebe,
Denn, wer wie Otto faul und dumm.
Den hauet man und weiß warum.
Doch wer den Eltern folget nicht
Und stets versäumet seine Pflicht,
Dem folgt, und wär er noch so jung.
Zuletzt die schwerste Züchtigung.
Wer die Naturgeschichte liebt.
Weiß, daß cs wilde Thiere gibt.
Die, wenn sie grade Hunger haben.
Die Mädchen fressen wie die Knaben.
Solch eine Bestie — Wolf genannt —
Kam einst auf Otto losgerannt;
Doch für ein Hündchen hielt ihn der.
Und lockt ihn freundlich zu sich her.
Und statt zu laufen schleunigst fort
Spricht er zum Wolfe: „Schön apport."
Der aber fraß ihn auf sogleich:
So geht's der Faulheit — merkt es Euch!
Münchener Bilderbogen.
Herauögegebeu und verlegt von Brau» L Schneider in München.
Kgl. Hof- und Universitäts-Buchdruckerei von Ur. C. WolfLSohnin München.