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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 18.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.25834#0195
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versammeln, daß sie aber sonst in öfsentlichen Versammlungen,
die also zum größten Theil ans Nichtlandwehrmännern bestehen,
dagegen agitiren dürfen. Jndirekt ist also damit ausgesprochen,
daß gerade diejenigen, welche niemals bei der Landwehr waren
und nie dazu kommen, das meiste Recht haben, die Aufhebung
derselben zu verlangen. Uebrigens brauche ich wohl kaum zu
erwähnen, daß die ministerielle Einlenkung lediglich durch den
Druck ersolgte, den schon die bloße Ankündigung unserer Volks-
versammlung ausübte. Meine Herren, Sie sehen, welch' enorme
Macht in Jhren Händen liegt! (Beifall.)

Aber es handelt sich nicht nur um die Landwehrfrage, son-
dern darum, dem gegenwärtigen bayerischen Ministerium über-
haupt ein öffentliches Mißtranensvotum auszusprechen. Oder ist
Jemand hier, der diesem Ministerium noch Vertrauen schenkt?
Wenn Einer da ist, so trete er vor! Niemand meldet sich,
also ist das Mißtrauen einstimmig angenommen.

Also Sie mißtranen, meine Herren, nnd daran thun Sie
recht. Einige von Jhnen könnten vielleicht die Gründe dazu
nicht präcis angeben, es ist mehr ein politischer Jnstinkt, der
Sie dazu treibt. Wir werden dieses unbestimmte Gefühl zum
richtigen Ausdruck bringen, ich will Jhnen vorläufig außer der
Landwehrfrage, ° Amnestieverkümmerung nnd andern Cardinal-
Anklagepunkten noch einige Gründe, warum wir mißtrauen
dürfen und müßen, anführen.

1) Die Nichteinberufung des Landtags, obwohl die öffent-
liche Meinung, die wir vertreten, es verlangte. Wir haben
zwar jetzt Landtag, aber wir hätten ihn schon srüher haben
sollen und demungeachtet jetzt auch wieder. Jch bin über-
zeugt, in Schleswig-Holstein wäre es anders gegangen — wenn
es nicht so gegangen wäre.

2) Abneigung gegen die Umgestaltung der Reichskammer.
Dieselbe scheint mir zwar eigentlich hauptsächlich bei den
Reichsräthen selbst zu liegen, aber wenn bei den Ministern
eine Neigung zu verspüren wäre, würde sich auch jene
Abneigung vermindern.

3) Besonders scharfe Betonung der Kronrechte. Die Stärke
des Tones, in welchem Kronrechte angeschlagen werden sollen,
ist zwar musikalisch nicht festgestellt, aber so viel sagt uns unser
parlamentarisches Gehör, daß der in München von den Herren
Pfeuffer nnd v. d. Psorten beliebte zu sehr in's l?ort6 geht.
 
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