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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 11
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Ostwald, W.: Die allgemeinen Grundlagen des monumentalen und dekorativen Pastells, [3]
DOI Artikel:
Mangold, Chr.: Welcher Schutz muss unseren Bildern werden?
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0047
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Nr. m.

Münchner kunsttechnische Blätter.

43

Auch bei meinen ietzten Arbeiten in Ihrer Monu-
mentalpastelltechnik habe ich ihre hervorragenden
Eigenschaften wieder in voHem Masse kennen geiernt,
und ich wünsche nur, dass recht vieie sich mit ihr
vertraut machen möchten; sie werden es nicht bereuen.
Ich setber ergreife diese Geiegenheit gern, Ihnen
meinen persöniichen besten Dank auszusprechen mit
der Bemerkung, dass ich es Ihnen überiasse, über
meine vorliegenden Mitteilungen ganz nach Ihrem Be-
lieben zu verfügen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebener
R. Amsler.
Weicher Schutz muss unseren Bildern
werden?
Von Chr. Mangold.
Alle Gemälde, gleichviel, in welcher Technik die-
selben ausgeführt sind, unterliegen teils mehr, teils
weniger der Gefährdung, innerlich wie äusserlich ver-
letzt zu werden.
Aeusserliche Verletzungen können einem Gemälde
wie jedem Gebrauchsgegenstand leicht durch man-
cherlei Art zustossen. Innere Verletzungen entwickeln
sich durch mancherlei Umstände von sich selbst heraus.
Gegen die äusseren Verletzungen ist der beste
Schutz, nichts an dem Bilde zu tun, wenn es eben
einmal richtig an der Wand aufgehängt und seinen
Platz gefunden hat. Ich verstehe darunter, dass es
möglichst weit von der Wand ab und mit der Bild-
Häche etwas nach vorne geneigt ist. Dieses kann durch
Korke zwischen Wand und Rahmen oder dadurch er-
reicht werden, dass sich die Oese des Rahmens an
dem Nagelkopf eines längeren Nagels befindet. Auf
diese Weise liegt der untere Rand des Rahmens an
der Wand und der obere steht ab. So kann ein Bild
lange Zeit hängen, ohne dass auch nur etwas daran
zu tun wäre.
Ein übermässiges Abwischen des Staubes auf dem
Bilde selbst ist durchaus nicht angebracht und soll
sich lediglich nur auf den Rahmen selbst erstrecken.
Eine einmalige Abstaubung mit dem zarten Federwedel
dürfte schon genügend sein. Der grösste Schädling
für das Gemälde selbst ist das Wischtuch, welcherlei
Art es auch sein mag.
Gegen das Ansetzen von Rauch- und Staubteilchen,
Spinnen- und Fliegenschmutz könnte man ja einfach
ein Oelbild unter Glas bringen.
Das Verglasen eines Oelgemäldes, was man auch
vom rein künstlerischen Standpunkte dagegen ein-
wenden mag, schützt unbedingt die Oberfläche vor
den festen und Hüssigen und ziemlich weitgehend auch
vor den verderblichen gasförmigen Unreinigkeiten in
der Luft. Bei kleinen Kabinettstückchen oder über-
aus wertvollen Gemälden würde ich eine Verglasung
nicht nur empfehlen, sondern dringend anraten.
Wer hat nicht schon Gelegenheit gehabt, zu be-
obachten, dass besonders im Privatbesitz befindliche
Gemälde zum Schutz bei mancherlei Gelegenheit
monatelang mit Tüchern oder Vorhängen bedeckt
werden?
Aber wie grundfalsch und wie schädlich diese
Manipulation dem Bilde eigentlich ist, fällt keinem ein
zu überlegen. Aber wir Maler wissen recht gut, dass
ein Oelgemälde und der gröbste Oelfarbenanstrich
dem inneren Material nach so gleich sind wie ein Ei
dem anderen. Wer hat nicht schon auf einer gestri-
chenen Oelfarbenfläche, auf der ein Gegenstand ge-
hangen hat oder ein Plakat aufgeklebt gewesen ist,
einen dunklen Flecken gesehen?
Wird nun gar ein Bild der Lichtstrahlen beraubt,
dann muss es nachdunkeln.

Es wird eben allgemein anerkannt, dass ein fertiges
Oelgemälde am besten einen solchen Stand erhält,
dass es gerade genügend intensives Tageslicht be-
kommt, um gut gesehen zu werden, während die
direkten Sonnenstrahlen ferngehalten werden müssen.
Ins Dunkele oder ins Halbdunkele gehängte Bilder
sind stets der Gefahr ausgesetzt, dass die hellen
Farben gilben, die Oele und Harze nachdunkeln. Sehr
flüchtige Farbstoffe, wie z. B. Koschenille, verbleichen
gar bald schon im mässigen Licht und bieten dem
Gemälde keinerlei Halt. Es ist aber durchaus nicht
nötig, diese vergänglichen Farben anzuwenden, denn
unsere heutige Farbenskala bietet genügend Farben
der vollkommensten Beständigkeit.
Die Temperaturunterschiede, wie Wärme oder
Kälte, schaden den Bildern im allgemeinen nicht, d. h.
direkt und hart darauffallende Sonnenstrahlen sind
imstande, die Farben spröde zu machen und den
Firnis in Blasen aufzuziehen.
Aber der schlimmste Feind ist direkte Nässe,
überhaupt schon Feuchtigkeit, die nur in der Luft ge-
bunden sein kann. Denn mit der Feuchtigkeit werden
viele verderbliche Gase absorbiert, die von der Rück-
seite aus durch die Leinwand durchdringen und so
den Farben schaden können. Leinwand, die auf der
Rückseite durch eine Holztafel geschützt oder mit
einer Schichte aus Bleiweiss, das mit Stärkekleister
verrührt wurde, überzogen wurde, ist eben vor dieser
Schädigung am weitgehendsten gesichert, da der
Schwefelwasserstoff abgehalten wird.
Man ist sogar so weit gegangen, dass man die
ganze Rückseite, also die hintere RahmenHäche, noch-
mals mit irgendeinem undurchlässigen Stoff bespannt
hat. Durch das Eintreten des Schwefelwasserstoffes
ist es leicht möglich, dass die Farbstoffe der Faser
und der Leimung der Leinwand an die Oberfläche
kommen und die Grundierung und selbst das Bild ver-
färben. Jedenfalls ist eine gleichmässige Temperatur
die günstigste. Zu vermeiden ist stets, dass ein heisser
oder kalter Luftzug die Vorder- oder Rückseite eines
Gemäldes direkt streift.
Die Luft- und Feuchtigkeitsfrage ist für einen
Raum, in dem Gemälde ihre Aufbewahrung gefunden
haben, von grösster Bedeutung. Wenn frisch erwärmte
Luft, welche mit ziemlicher Sicherheit verhältnismässig
trocken auf Holztafeln oder Leinwand einwirkt, so
wird sie ihnen etwas ihrer notwendigen Feuchtigkeit
entziehen und dabei unberechenbare und schädigende
Veränderungen der Grösse verursachen. Natürlich bei
einer öfteren Wiederholung kann ein Springen und
Reissen der aufgetragenen Oelfarbenschichten nicht
ausbleiben. Ein richtiges Verhältnis und Gleichgewicht
zwischen Bild und Luft lässt sich nur dadurch erhalten,
dass die erwärmte Luft mit genügender Menge Feuch-
tigkeit versehen wird, ehe sie mit dem Gemälde selbst
in Berührung kommt. Man beachte stets, je wärmer
die Luft ist, desto mehr Feuchtigkeit kann sie ver-
tragen. Dieselbe Bedachtsamkeit muss man aber auch
wieder auf den Zutritt von kalter Luft anwenden. In
diesem Falle muss man achtgeben, dass sie auch
trocken genug ist, damit nicht etwa durch ihre Ein-
wirkung Wasserspuren auf dem Bilde zustande kommen.
Ob eine künstliche Beleuchtung die Farbentöne
eines Gemäldes beeinflussen, ja etwa ganz schädigen
könne, darüber sind die Ansichten sehr geteilt. Im
allgemeinen wendet man gegen die Petroleumlampe
nichts ein, d. h. wenn sie vernünftig konstruiert ist
und gehandhabt wird, damit sie nicht raucht oder
russt. Das gleiche gilt von der Anwendung der elek-
trischen Glühlampe. Dagegen wird das elektrische
Bogenlicht als der grösste Feind der Farbe angesehen.
Das von ihm ausstrahlende Licht enthält die Fähig-
keit, in den weniger haltbaren Farbenstoffen chemische
Veränderungen herbeizuführen.
 
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