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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 11
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Mangold, Chr.: Welcher Schutz muss unseren Bildern werden?
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Malereien auf Seide oder Atlas
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Pretzsch, Moritz: Pelikan-Farben
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0048

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44

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. n.

Aber das Vergänglichste und das, was die Halt-
barkeit unserer Gemälde am ehesten zu beeinträchtigen
in der Lage ist, sind die Bindemittel, die das Farben-
pulver verbinden und umhüllen. Schliesslich werden
auch noch solche Mittel von dem Maler selbst den
von den Fabrikanten gelieferten Präparaten zugesetzt,
um die Verarbeitung derselben zu erleichtern. Zur
Herstellung solcher Mittel, könnte man sagen, hat jeder
Maler seine eigenen Rezepte, die er dann je nach
Handlichkeit bei seinen Arbeiten anwendet. Ob sich
aber diese Malmittel auch gut bewähren, ist eine
Sache für sich, die sich erst nach geraumer Zeit her-
ausstellt. In der Regel tritt durch sie ein Vergilben
ein. Tritt dieses Vergilben gleichmässig auf, so be-
deutet es eben nur eine allgemeine Tonveränderung,
die des öfteren nur vorteilhaft für ein Gemälde sein
kann. Störend natürlich wirkt dies bei flecken- und
blackenhafter Auftretung, die vielfach darauf zurück-
zuführen sind, dass schon die Untermalung damit an-
gerieben wird.
Eine grosse Schädigung der Gemälde ist noch
das Blindwerden und Blauanlaufen derselben. Ist diese
Schädigung eingetreten, dann hilft nur das überall er-
hältliche weisse Vaselin.
Das Vaselin wird fest in das Bild eingerieben und
dann wieder vollständig beseitigt. Aber bei dieser
Manipulation muss man stets darauf bedacht sein, dass
man keine Löcher in die gemalte Fläche hineindrückt.
Ebenso vorsichtig muss man sein, damit sich nicht
durch den Druck etwa an den Rändern der Keilrahmen
später unangenehme Brüche und Sprünge bemerkbar
machen.
Ein Atom von Vaselin muss ja naturgemäss immer
auf dem Gemälde trotz wiederholten Abreibungen
haften bleiben. Diese noch anhaftende Vaseline kann
nicht störend wirken und wird das Gemälde nur vor
neuem Blindwerden und Blauanlaufen schützen.
Der grösste Schädling des Gemäldes ist das
Waschen mit Wasser. Hierdurch muss ja die Feuch-
tigkeit ihre zerstörende Einwirkung unbedingt auf das
Gemälde ausüben. Die Leinwand wird sich bei der
Feuchtigkeitsaufnahme naturgemäss zusammenziehen
und bei deren Abgabe wieder ausdehnen. Dieses be-
ständige Arbeiten der Leinwand, welches äusserlich
dadurch erkennbar ist, dass das Bild zeitweilig ge-
spannt oder faltig ist, ist die unbedingte Ursache des
Zusammenschiebens dernoch dehnbaren Farbenteilchen.
Andererseits muss es die älteren, etwa spröden Farben-
teilchen zerreissen und sich dann als craquelurartige
Sprünge bemerkbar machen. (Schluss folgt.)
Malereien auf Seide oder Alias.
Um auf Atlas oder Seide besser malen zu können,
benutze ich einen unbestrichenen stärkeren Natur-
karton, der in jedem Papiergeschäft käuflich ist, und
kaschiere auf diesem den Stoff ganz glatt auf, was in
folgender Weise zu geschehen hat:
Man bereitet sich einen nicht zu zähen, aber auch
nicht zu wässerigen Stärkekleister aus guter Weizen-
stärke, und wenn der Kleister fertig ist, wird er durch
Leinwand gepresst, um alle Klümpchen usw. zurück-
zuhalten. Hierauf ist der Karton mittels einer Bürste
recht gleichmässig, nicht zu dick und nicht zu mager,
mit dem Kleister zu bestreichen, worauf der Stoff, wie
erwähnt, glatt und faltenfrei aufgelegt, mit einem Bogen
reinen Papiers bedeckt und ebenfalls mit einer reinen
Bürste gut überstrichen werden muss, damit sich der
Stoff überall anpresst, d. h. festklebt. Danach legt
man den Bogen vorsichtig zwischen reines Papier und
presst das Ganze etwa einen Tag ein, wodurch der
Kleister Zeit zum Vertrocknen hat und der Stoff glatt
und eben kleben bleibt. Wenn der Kleister trocken
ist, muss sich der Stoff ohne Schwierigkeiten vom

Karton abziehen lassen, was sich am besten an einer
Ecke versuchen lässt, und wird natürlich die Malerei
vor dem Abziehen erledigt, die in der üblichen Weise
vorgenommen werden kann.
Die Kleisterbereitung ist wichtig, und geschieht
dies in der Art, dass man in einer irdenen Schüssel
die Weizenstärke mit ganz wenig lauwarmem Wasser
und einem Holz;span anrührt und gut durchweichen
lässt, und wenn keine trocknen Klümpchen mehr vor-
handen sind, giesst man unter beständigem Rühren
mit dem Holzspan langsam kochendes weiches Wasser
zu, bis der Kleister die nötige mitteldickliche Kon-
sistenz zeigt. Nach dem Abkühlen und Durchpressen
kann das Bestreichen des Kartons stattfinden, und
lässt sich der Kleister auch für andere Zwecke sehr
lange Zeit konservieren, wenn man ihn mit etwas fein
pulverisiertem Alaun vermischt und in einer weithalsigen
Flasche, die sehr gut verkorkt werden muss, verwahrt.
Vor direktem Sonnenlicht und starker Wärme muss
der Behälter behütet werden, denn dadurch zersetzt
sich der Kleister.
Schliesslich ist noch zu bemerken, dass niemals
alter, wässriger und schon angegangener Kleister zum
Aufziehen genommen werden darf, weil ein solcher
leicht durch den Stoff schlägt und diesen unbrauchbar
für Malzwecke macht. Ebenso ist noch zu beachten,
dass dickere Stoffe etwas mehr Kleister erfordern, um
ein festes Haftenbleiben zu erzielen, und erfordert ein
solcher Anstrich natürlich eine längere Zeit zum
Trocknen. Das Trocknen selbst darf nicht durch über-
grosse Wärme erzwungen werden, und genügt eine
mittelmässige Temperatur, wie sie im Arbeitsraum üb-
lich ist. Wegen des untergeklebten Kartonbogens
dauert das Trocknen der Malereien wesentlich länger,
und soll das Abtrennen erst nach dem völligen Aus-
trocknen der Farben geschehen. M.
Peiikan-Farben.
Von Herrn Moritz Pretzsch, Landschaftsmaler
und Radierer in Birkenwerder bei Berlin, erhielten wir
folgende Anfrage mit der Bitte um Veröffentlichung:
„Bekanntlich hat die Firma Günther Wagner be-
schlossen, auf den Grossen Kunstausstellungen in
Berlin, München usw. Gemälde anzukaufen, die mit
Pelikan-Farben und -Malmitteln gemalt sind. Dadurch
ist das Interesse für diese Farben allgemein geweckt,
und so versuchte ich auch ein Bild mit Pelikan-Harz-
ölfarben (Sorte ioo) herzustellen. Leider hat das da-
zugehörige langsam trocknende Malmitte] II eine höchst
unangenehme Eigenschaft: es trocknet schnellklebrig
auf, was ein Nassinnassmalen unmöglich macht. Ich
strich versuchsweise auf geleimte Malpappe das lang-
sam trocknende Malmittel von Schönfeld und daneben
das Pelikan-Malmittel Nr. II. Dieses klebte nach einem
Zeitraum von einer Stunde schon wie eine eben auf-
gestrichene Leimlösung — trotz seiner angeblich
„langsam trocknenden" Eigenschaft —, während Schön-
felds Malmittel II noch 24 Stunden später nass und
absolut nicht klebend war. Diese klebende Konsistenz
des Pelikan-Malmittels stört ungemein bei der Arbeit
im Gegensatz z.B. zu dem Schönfeldschen undBehrendt-
schen Fabrikat, mit dem man, wenig unter die Farben
gemischt, vorzüglich längere Zeit nass in nass malen
kann, was doch der Zweck der langsam trocknenden
Malmittel ist.
Vielleicht kann einer der Herren Kollegen seine
Erfahrungen mit den Pelikan-Harzölfarben und deren
Malmitteln darlegen? Ich möchte nicht die sonst nicht
zu übertreffenden Pelikan-Fabrikate Günther Wagners
abfällig beurteilen, und würde deshalb gern eine andere
Meinung besonders betr. des Malmittels hören."
M. Pretzsch.

Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
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