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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 19
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Mai, Johann: Das Einätzen der Vorzeichnung für Glasmalereien
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Kühl, Hugo: Die Bildung der Patina
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0080

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76

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 19.

Hierbei ist ein Abtaufen über den Gtasrand nicht zu
befürchten, wenn das Gtas wagerecht hegt.
Da es sich für Matzwecke um ganz seichte Aetzungen
handett, genügt eine nur 3—5 Minuten dauernde Aet-
xung, je nach der Stärke der Tinte und der Härte
des Gtases; ein Versuch auf einer Probeptatte ist der
beste Lehrmeister. Nach dem Aetzen spütt man das
Ganze mit viet Wasser ab, worauf mit einem weichen
Lappen und gewöhnhchemTerpentinö! der Grund ent-
fernt und schtiesstich mit warmer Sodatauge die Rei-
nigung zu geschehen hat; atsdann ist mit Wasser ab-
zuspüten und die Ptatte nach dem Trocknen zum
weiteren Gebrauch fertig.
Es ist noch zu bemerken, dass das Aetzen bei
geöffnetem Fenster geschehen sott, damit die etwas
scharfen Dämpfe der Tinte entweichen. Ferner ist
die Tinte entsprechend mit Wasser zu verdünnen,
wenn es sich um Gtanztiefätzungen handett, da matte
Striche bei dieser Art unverwischbarer Vorzeichnungen
nicht erwünscht sind, und das Aetzen dauert natürtich
dann noch etwas tänger. Uebrigens besagen die er-
wähnten Gebrauchsanweisungen über das Gianz- und
Mattätzen das Nähere, und ist es am besten, die Tinten
von den Fabriken direkt zu beziehen, wobei man
Wünsche in dieser oder jener Richtung bekanntgibt.
Als Lieferanten sind u. a. die Firmen Schuster & Wil-
hetmy A.-G. Reichenbach (O.-L.); Dr. Finkh & Eisner,
chemisch. Fabrik, St. Ludwig i. Ets.; E. de Haen,
ehern. Fabrik „List" in Setze bei Hannover, und die
Chemische Fabrik in Kobtenz-Wattersheim zu erwähnen.
Diese Firmen können mit ausgiebigen Anleitungen
über die Behandtung ihrer Fabrikate dienen.
Die einma! gebrauchten Aetztinten tassen sich
noch öfters benutzen, wenn sie beim Wachsrandätzen
in eine Btei- oder Kautschukschate (Gummischate)
vorsichtig und von einer Ecke aus in diese geschüttet
und darnach in die Flasche zurückgefüttt wird. Im att-
gemeinen ist natürtich das Pinsetätzen weit sparsamer
und für die Zwecke des nachherigen Matens der Ptatten
vorzuziehen. J. Mai.
Die Bildung der Patina.
Von Dr. Hugo Küht-Kiet.
(Schtuss.)
Die schönste Patina zeigen die antiken Bronzen,
sie bitdeten daher, wie wir schon erwähnten, die Ur-
sache zur Gründung der Patinakommission. Hausding,
ein bekannter Fachmann, sagt: „Schöne antike Patina
ist eine durch Zeit und äussere Einftüsse eingetretene
chemische und physikalische Veränderung der Metall-
oberftäche, indem das ursprüngtich getbrote Metatt ins
Grüne oder Braune übergeht und gteichzeitig allmäh-
tich eine glatte, eigentümlich reizvotte, mattglänzende,
durchscheinende, fast speckige Oberftäche annimmt,
welche über das darunter behndtiche Metatt keinen
Zweifet tässt."
Diese mattgtänzende dichte Oberftäche entsteht
im Laufe von Jahrhunderten. Man hat versucht, sie
künstlich zu erzielen durch Abreiben der Bronzen mit
Otivenöt. Dieses zersetzt sich [eicht unter Bildung
freier Fettsäure, welche das Metatt angreift. Die fett-
sauren Metatisatze werden durch Kohlensäure ver-
hältnismässig rasch angegriffen. Es steltte sich aber
heraus, dass eine sotche künstiiehe Patina sehr schneit
matt und unansehnlich, das Metatt setbst aber leichter
korrodiert wird. In unserer Atmosphäre bräunt sich
die künstliche Patina leicht, die natürliche dagegen
behält ihren herrlichen grünen Ton. Diese Tatsache
findet eine einfache i natürliche Erklärung. Der im
Laufe der Zeit von selbst, d. h. durch atmosphärische
Einflüsse gebildete Edelrost hat eine gleichmässige
Beschaffenheit und 'stellt infolgedessen trotz seines
kristallinischen Gefüges eine ebene Fläche dar, die

als schützende Hülle das Metall umgibt. Seine Zu-
sammensetzung ist infolge der natürlichen Bildung der-
artig, dass atmosphärische Einflüsse kaum eine Ver-
änderung herbeiführen. Die künstliche Patinierung
dagegen, welche durch stark einwirkende Säuren, z. B.
Essig- oder alkalische, das Kupfer angreifende Lösungen,
eingeleitet wurde, erzeugt ein viel derberes Gefüge.
Nachdem wir die verschiedensten Einflüsse, die
sich bei der Edelrostbildung geltend machen, würdigten,
wollen wir zum Schluss noch einmal die Metallkom-
positionen ins Auge fassen.
Kupfer und Zinn liefern die antike Bronze, das
Zink tritt zuerst unter den römischen Cäsaren auf,
diese waren es auch, welche das Blei einführten. Wir
kennen aus dem Altertum Zinn-, Zink- und Bleibronzen.
Die schönste Edelrostbildung zeigen die Zinnbronzen,
eine Schwärzung wurde niemals beobachtet; die un-
gleichmässigste Patina finden wir bei den Bleibronzen.
Es war daher die Verwendung dieser Legierungen
kein Fortschritt der Technik. Moderne Bronzen er-
halten aus bestimmten, hier nicht weiter zu erörternden
Gründen einen kleinen Zusatz von Phosphor, Wolfram,
Aluminium oder Mangan. Der Phosphor- und Mangan-
bronze spricht man eine schöne Patinierung zu, ein
Vergleich mit antiker Bronze ist natürlich aus den
schon mehrfach erörterten Gründen ausgeschlossen.
Literatur.
Georg Büchner, DieHetallfärbung und deren
Ausführung. Mit besonderer Berücksichtigung
der chemischen Metallfärbung. Vierte,
verbesserte und vermehrte Auflage. Berlin 1910,
M. Krayn. Preis brosch. M. 7.50, geb. M. 8.70.
Derselbe, Das Aetzen und Färben der
Metalle. Kleines Lehrbuch der Oberflächen-
behandlung der Metalle und Legierungen durch
Färben und Aetzen. Berlin 1911, M. Krayn.
Preis brosch. M. 2.50, geb. M. 2.80.
Im II. Jahrgang Nr. 22 vom 4. August 1906 hatten
wir schon Gelegenheit, auf Büchners „Metallfärbung"
aufmerksam zu machen, als auf ein Werk eines er-
fahrenen Fachchemikers, das in den Arbeitsstätten,
die sich mit Metalltechnik befassen, sehr willkommen
sein dürfte. Heute, da unsere kunstgewerblichen
Schulen mit praktischen Lehrwerkstätten ausgestattet
sind, und da unsere sich mit Edelmetall befassenden
Kunstgewerbler sowie die modernen „Raumkünstler"
der Verwendung feingetönter Metallverzierungen nicht
entbehren können, ist die Kenntnis aller jener Ver-
fahren, die sich mit Metallfärbung befassen, eine grosse
Notwendigkeit. Dass ein umfangreiches Buch, wie
das erwähnte, sehr gesucht ist, beweist die vor kurzer
Zeit nötig gewordene vierte Auflage, die sich als ver-
besserte und vermehrte darstellt.
Neben diesem Buche hat der Verfasser, der be-
kanntlich zu wiederholten Malen auch in diesen Blät-
tern zu Worte gekommen ist, neuerdings ein kleines
Werk veröffentlicht, das in etwas gedrängterer Form
das Thema der Oberflächenbehandlung der Metalle
erörtert, in dem auch noch auf das Aetzen derselben
besonderes Augenmerk gerichtet wird. Es ist hier
der Verbindung von chemischer und mechanischer
Metallfärbung ein breiteres Feld eingeräumt. Als sehr
wichtige Bereicherung des Inhaltes möge das Schluss-
kapitel erwähnt werden, das der „ersten Hilfe bei den
im Laboratorium für Metallfärbung vorkommenden
Unfällen" gewidmet ist. In Ergänzung der Ausfüh-
rungen über Patina seien obige Werke den Inter-
essenten bestens empfohlen E. B.
Vertag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
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