Nr. IQ.
Münchner kunsttechnische Blätter.
75
haftet der Grund nicht genügend, und man reibt die
Piatte kurz vor dem Grundieren noch mit etwas rekti-
fiziertem Terpentinöl ab.
Setbstverständiich muss das Gias vorher auch
gründiich gereinigt werden, was am besten dadurch
geschieht, dass die Fläche mit etwas kohlensaurer
Magnesia mit Benzin, zu einem Teig vermischt, be-
strichen wird, und sobald das Benzin verdunstet ist,
muss mit einem trockenen weichen Lappen nachge-
rieben, dann mit Wasser abgespült und das Glas vor
Staub und Fingergriffen behütet zum Trocknen aufge-
stellt werden. Nach dem Abreiben mit Terpentin
schreitet man zum Grundieren, wobei also die Schicht
nicht zu dick, aber auch nicht zu dünn ausfallen darf,
da ersterenfalls das Hotte Radieren sehr behindert, ja
ganz unmöglich gemacht wird, oder es werden keine
scharfen Striche erzielt, weil sich der Grund zu Klumpen
zusammenschiebt und die Säure ungleichmässig wirkt,
so dass keine fehlerfreien Aetzungen zu erwarten
sind. Bei mitteldickem, fast möchte ich sagen, mehr
schwachem, schokoladebräunlich gut durchsichtigem
Grunde dringt die Nadel sehr leicht durch die Schicht
und das Radieren geht so Hott von der Hand, fast
wie das Zeichnen mit Tusche auf Papier. Hierbei
möchte ich bemerken, dass der starke Asphaltgehalt
die grösste Sicherheit gegen das Durchätzen der
Schicht bietet, gleichviel, ob auf Glas, Metallen oder
Stein geätzt wird.
Es ist zu empfehlen, sich das Grundieren erst et-
was einzuüben, bevor man die Arbeitsgläser präpariert.
Die misslungene Grundierung lässt sich sehr leicht
mit gewöhnlichem Terpentinöl (Kienöl) wieder ent-
fernen, doch muss das Glas dann nochmals mit rekti-
fiziertem Terpentinöl nachgerieben werden, bevor der
neue Ueberzug gemacht wird. Nach dem Grundieren
muss die Schicht vor Staub, besonders aber vor
grellem Tageslicht behütet, Hachliegend trocknen, was
am besten über Nacht geschieht, alsdann erhält sie
einen weissgrauen Anstrich, auf dem das Pausen oder
das Skizzieren mit einem mittelweichen sandfreien
guten Bleistift sehr leicht und sicher durchführbar ist,
während auf dem harzigen Grunde allein der Bleistift
oder die Pause schlecht haftet. Der weissgraue Grund
wird aus 100 Teilen sehr feinem, d. h. mehlartigen
Bleiweiss und 20—25 Teilen amerikanischem Gasruss
— der sich mit Wasser besser vermischt wie der
Lampenruss — und etwas Gummilösung zusammenge-
mischt. Diese muss erst durch Leinwand gepresst
werden, um Sand und Schmutz zurückzuhalten. Ausser-
dem ist noch eine Wenigkeit Ochsengalle oder Honig
beizugeben, auf einer Schale gut durchzureiben, und
dann wird diese Ueberzugfarbe ebenfalls mit einem
Pinsel möglichst in dünner Schicht ganz gleichmässig
und sparsam aufgetragen und verteilt, so dass nur der
Harzgrund völlig überdeckt wird. Der Harzgrund
muss vorher noch mit etwas reiner Gummilösung und
einem weichen Läppchen mehrmals leicht überwischt
werden, wodurch nach dem Abwaschen des Gummis
der weissgraue Bleiweissgrund leichter vom Harzgrund
angenommen wird; doch kann statt des Gummis auch
etwas Speichel dienen, der dieselben Dienste leistet.
Nachdem dieser zweite Ueberzug trocken ist, kann
das Pausen mit einem roten, blauen oder Graphit-
papier bezw. das Skizzieren mit Blei geschehen, und
soll dabei nicht mehr als nötig aufgedrückt werden.
Alsdann wird ein Stück glatter schwarzer Stoff unter
das Glas gelegt, der den Zweck hat, dass alle mit der
Radiernadel gezogenen Striche wie mit schwarzer
Tusche gezeichnet auf dem weisslichen Grunde sich
abheben, so dass also das Arbeiten ein sehr ange-
nehmes ist. Es kommt sehr darauf an, dass der Harz-
grund in den Strichen restlos entfernt wird, weshalb
zeitweise die Platte gegen des helle Fenster gehalten
wird, um die Striche auf ihre Reinheit zu prüfen.
Man bedient sich zum Radieren am besten der litho-
graphischen Graviernadeln, die wie ein Bleistift in
Holz gefasst und dementsprechend zugeschliffen sein
müssen, doch staucht man die feine Spitze mehrmals
lose auf eine Steinkante, da die abgestumpfte Spitze
etwas breitere Striche ergibt, die beim Aetzen reiner
und klarer bleiben als die mit der allzu spitzen Nadel
gezogenen Striche und Linien. Breitere Flächen
müssen mit einem dementsprechenden Schabmesser
oder dem lithographischen Schriftschaber ausgearbeitet
sein. Der beim Radieren abfallende Staub ist mit
einem trockenen Pinsel zu entfernen, damit er sich
nicht festsetzt in den Linien. Fehlstriche sind mit
etwas Aetzgrund und einem feinen Pinselchen Hach
abzudecken. Die Nacharbeit kann aber erst nach
dem Trocknen vollzogen werden, weshalb man lieber
vorsichtig arbeiten soll. Eine anhaltende Berührung
des Grundes mit den Fingern der Hand ist zu ver-
meiden, deshalb ist etwas Wildleder oder dicker
weicher Karton unterzulegen, wenn man keine Arm-
schiene vorrätig hat. Vor dem direkten Sonnenlicht
ist die Platte zu behüten, denn dadurch wird der
Grund rasch spröde, auch soll die Arbeit ohne lange
Unterbrechungen, d. h. möglichst in einigen Tagen,
vollendet werden, da sie schliesslich doch zu trocken
wird und beim Radieren ausspringt.
Nachdem die Radierung fertig ist, kontrolliert
man die Platte nochmals sehr genau, ob der Grund
nicht an irgendeiner Stelle beschädigt ist, indem man
sie gegen das helle Fenster hält, und wenn alles in
bester Ordnung und nichts mehr nachzudecken ist,
erhält die Platte einen Wachsrand, der als Aetzwanne
gilt, weil ein Aetzen im Glas oder sonstigen Schalen
nicht angängig ist, da die GlasätzHüssigkeiten zerstö-
rend auf diese einwirken. Das Wachs zu den Rändern
muss ebenfalls zubereitet werden, denn das unyer-
mischte ist zu hart und lässt sich schwer formen,
weshalb 30 Teile gelbes Wachs, 40 Teile Burgunder-
pech, t2 Teile venezianisches Terpentin und 15 Teile
Rindertalg miteinander geschmolzen und etwa 10 Mi-
nuten unter ständigem Rühren auf der bedeckten
Flamme des Kochers gelassen werden, worauf die
Masse in laues Wasser geschüttet und mit den Händen
unter Wasser gut durchgeknetet wird. Aus dem Wachs
werden in der weiteren Folge durch Rollen entspre-
chend dicke Stangen von etwa 4—6 cm Durchmesser
geformt und diese dann an den oberen Rändern des
Glases angedrückt, dass, wenn alle Seiten damit ver-
sehen sind, eine Art Aetzwanne gebildet ist, in wel-
cher das Aetzen anstandslos erledigt werden kann,
wenn das Glas in wagerechter Lage auf einem Tische
liegt. Je nach der Härte des Glases dauert das
Aetzen etwa 5—15 Minuten. Hierbei löst sich der
weissgraue Anstrich ab. Doch kann dies, um die
Glasätztinte vor Verunreinigungen zu bewahren, schon
vorher geschehen, wenn die noch nicht mit dem
Rande versehene Platte mit Wasser abgespült und
hierbei leicht mit einem weichen Pinsel oder Schwämm-
chen über die Fläche gewischt wird.
Bezüglich der Aetzdauer richtet man sich am
besten nach den Gebrauchsanweisungen, die den Glas-
ätztinten beigegeben werden. Man kann schliesslich,
um sparsam damit umzugehen, die Tinte mit einer
Gänsefeder nur über die radierten Striche auftragen,
wobei dann der Wachsrand überHüssig ist, doch muss
auch hier erst der weissgraue Anstrich entfernt werden.
Statt der Gänsefeder kann auch bei grösseren Flächen
ein weicher in Blei gefasster Borstenpinsel dienen,
der nach jedesmaligem Gebrauch stets gut auszuwaschen
ist, auch muss man die Finger mit Gummisaugern
überziehen, bevor man sie mit der Aetztinte irgendwie
in Berührung bringt. Die Aetze ist während ihrer
Einwirkung auf dem Glase vermittels der Gänsefeder
oder dem Pinsel in langsamer Bewegung zu erhalten.
Münchner kunsttechnische Blätter.
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haftet der Grund nicht genügend, und man reibt die
Piatte kurz vor dem Grundieren noch mit etwas rekti-
fiziertem Terpentinöl ab.
Setbstverständiich muss das Gias vorher auch
gründiich gereinigt werden, was am besten dadurch
geschieht, dass die Fläche mit etwas kohlensaurer
Magnesia mit Benzin, zu einem Teig vermischt, be-
strichen wird, und sobald das Benzin verdunstet ist,
muss mit einem trockenen weichen Lappen nachge-
rieben, dann mit Wasser abgespült und das Glas vor
Staub und Fingergriffen behütet zum Trocknen aufge-
stellt werden. Nach dem Abreiben mit Terpentin
schreitet man zum Grundieren, wobei also die Schicht
nicht zu dick, aber auch nicht zu dünn ausfallen darf,
da ersterenfalls das Hotte Radieren sehr behindert, ja
ganz unmöglich gemacht wird, oder es werden keine
scharfen Striche erzielt, weil sich der Grund zu Klumpen
zusammenschiebt und die Säure ungleichmässig wirkt,
so dass keine fehlerfreien Aetzungen zu erwarten
sind. Bei mitteldickem, fast möchte ich sagen, mehr
schwachem, schokoladebräunlich gut durchsichtigem
Grunde dringt die Nadel sehr leicht durch die Schicht
und das Radieren geht so Hott von der Hand, fast
wie das Zeichnen mit Tusche auf Papier. Hierbei
möchte ich bemerken, dass der starke Asphaltgehalt
die grösste Sicherheit gegen das Durchätzen der
Schicht bietet, gleichviel, ob auf Glas, Metallen oder
Stein geätzt wird.
Es ist zu empfehlen, sich das Grundieren erst et-
was einzuüben, bevor man die Arbeitsgläser präpariert.
Die misslungene Grundierung lässt sich sehr leicht
mit gewöhnlichem Terpentinöl (Kienöl) wieder ent-
fernen, doch muss das Glas dann nochmals mit rekti-
fiziertem Terpentinöl nachgerieben werden, bevor der
neue Ueberzug gemacht wird. Nach dem Grundieren
muss die Schicht vor Staub, besonders aber vor
grellem Tageslicht behütet, Hachliegend trocknen, was
am besten über Nacht geschieht, alsdann erhält sie
einen weissgrauen Anstrich, auf dem das Pausen oder
das Skizzieren mit einem mittelweichen sandfreien
guten Bleistift sehr leicht und sicher durchführbar ist,
während auf dem harzigen Grunde allein der Bleistift
oder die Pause schlecht haftet. Der weissgraue Grund
wird aus 100 Teilen sehr feinem, d. h. mehlartigen
Bleiweiss und 20—25 Teilen amerikanischem Gasruss
— der sich mit Wasser besser vermischt wie der
Lampenruss — und etwas Gummilösung zusammenge-
mischt. Diese muss erst durch Leinwand gepresst
werden, um Sand und Schmutz zurückzuhalten. Ausser-
dem ist noch eine Wenigkeit Ochsengalle oder Honig
beizugeben, auf einer Schale gut durchzureiben, und
dann wird diese Ueberzugfarbe ebenfalls mit einem
Pinsel möglichst in dünner Schicht ganz gleichmässig
und sparsam aufgetragen und verteilt, so dass nur der
Harzgrund völlig überdeckt wird. Der Harzgrund
muss vorher noch mit etwas reiner Gummilösung und
einem weichen Läppchen mehrmals leicht überwischt
werden, wodurch nach dem Abwaschen des Gummis
der weissgraue Bleiweissgrund leichter vom Harzgrund
angenommen wird; doch kann statt des Gummis auch
etwas Speichel dienen, der dieselben Dienste leistet.
Nachdem dieser zweite Ueberzug trocken ist, kann
das Pausen mit einem roten, blauen oder Graphit-
papier bezw. das Skizzieren mit Blei geschehen, und
soll dabei nicht mehr als nötig aufgedrückt werden.
Alsdann wird ein Stück glatter schwarzer Stoff unter
das Glas gelegt, der den Zweck hat, dass alle mit der
Radiernadel gezogenen Striche wie mit schwarzer
Tusche gezeichnet auf dem weisslichen Grunde sich
abheben, so dass also das Arbeiten ein sehr ange-
nehmes ist. Es kommt sehr darauf an, dass der Harz-
grund in den Strichen restlos entfernt wird, weshalb
zeitweise die Platte gegen des helle Fenster gehalten
wird, um die Striche auf ihre Reinheit zu prüfen.
Man bedient sich zum Radieren am besten der litho-
graphischen Graviernadeln, die wie ein Bleistift in
Holz gefasst und dementsprechend zugeschliffen sein
müssen, doch staucht man die feine Spitze mehrmals
lose auf eine Steinkante, da die abgestumpfte Spitze
etwas breitere Striche ergibt, die beim Aetzen reiner
und klarer bleiben als die mit der allzu spitzen Nadel
gezogenen Striche und Linien. Breitere Flächen
müssen mit einem dementsprechenden Schabmesser
oder dem lithographischen Schriftschaber ausgearbeitet
sein. Der beim Radieren abfallende Staub ist mit
einem trockenen Pinsel zu entfernen, damit er sich
nicht festsetzt in den Linien. Fehlstriche sind mit
etwas Aetzgrund und einem feinen Pinselchen Hach
abzudecken. Die Nacharbeit kann aber erst nach
dem Trocknen vollzogen werden, weshalb man lieber
vorsichtig arbeiten soll. Eine anhaltende Berührung
des Grundes mit den Fingern der Hand ist zu ver-
meiden, deshalb ist etwas Wildleder oder dicker
weicher Karton unterzulegen, wenn man keine Arm-
schiene vorrätig hat. Vor dem direkten Sonnenlicht
ist die Platte zu behüten, denn dadurch wird der
Grund rasch spröde, auch soll die Arbeit ohne lange
Unterbrechungen, d. h. möglichst in einigen Tagen,
vollendet werden, da sie schliesslich doch zu trocken
wird und beim Radieren ausspringt.
Nachdem die Radierung fertig ist, kontrolliert
man die Platte nochmals sehr genau, ob der Grund
nicht an irgendeiner Stelle beschädigt ist, indem man
sie gegen das helle Fenster hält, und wenn alles in
bester Ordnung und nichts mehr nachzudecken ist,
erhält die Platte einen Wachsrand, der als Aetzwanne
gilt, weil ein Aetzen im Glas oder sonstigen Schalen
nicht angängig ist, da die GlasätzHüssigkeiten zerstö-
rend auf diese einwirken. Das Wachs zu den Rändern
muss ebenfalls zubereitet werden, denn das unyer-
mischte ist zu hart und lässt sich schwer formen,
weshalb 30 Teile gelbes Wachs, 40 Teile Burgunder-
pech, t2 Teile venezianisches Terpentin und 15 Teile
Rindertalg miteinander geschmolzen und etwa 10 Mi-
nuten unter ständigem Rühren auf der bedeckten
Flamme des Kochers gelassen werden, worauf die
Masse in laues Wasser geschüttet und mit den Händen
unter Wasser gut durchgeknetet wird. Aus dem Wachs
werden in der weiteren Folge durch Rollen entspre-
chend dicke Stangen von etwa 4—6 cm Durchmesser
geformt und diese dann an den oberen Rändern des
Glases angedrückt, dass, wenn alle Seiten damit ver-
sehen sind, eine Art Aetzwanne gebildet ist, in wel-
cher das Aetzen anstandslos erledigt werden kann,
wenn das Glas in wagerechter Lage auf einem Tische
liegt. Je nach der Härte des Glases dauert das
Aetzen etwa 5—15 Minuten. Hierbei löst sich der
weissgraue Anstrich ab. Doch kann dies, um die
Glasätztinte vor Verunreinigungen zu bewahren, schon
vorher geschehen, wenn die noch nicht mit dem
Rande versehene Platte mit Wasser abgespült und
hierbei leicht mit einem weichen Pinsel oder Schwämm-
chen über die Fläche gewischt wird.
Bezüglich der Aetzdauer richtet man sich am
besten nach den Gebrauchsanweisungen, die den Glas-
ätztinten beigegeben werden. Man kann schliesslich,
um sparsam damit umzugehen, die Tinte mit einer
Gänsefeder nur über die radierten Striche auftragen,
wobei dann der Wachsrand überHüssig ist, doch muss
auch hier erst der weissgraue Anstrich entfernt werden.
Statt der Gänsefeder kann auch bei grösseren Flächen
ein weicher in Blei gefasster Borstenpinsel dienen,
der nach jedesmaligem Gebrauch stets gut auszuwaschen
ist, auch muss man die Finger mit Gummisaugern
überziehen, bevor man sie mit der Aetztinte irgendwie
in Berührung bringt. Die Aetze ist während ihrer
Einwirkung auf dem Glase vermittels der Gänsefeder
oder dem Pinsel in langsamer Bewegung zu erhalten.