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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 24
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Berger, Ernst: Neue Gutachten über die römisch-pompejanische Wandmaltechnik, [7]
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Berger, Ernst: Zur Einführung der Teerfarben, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0098

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94

Münchner kunsttechnische Btätter.

Nr. 24.

mit die Giätte und der Gianz erzielt werden
konnte. Aber nicht nur die ornamentaie Deko-
ration, sondern auch die Volibilder seien in
Temperamanier gemalt, ja, nach seiner Meinung
wäre es unsinnig, die dabei erzielten Effekte
durch reine Freskomaierei hervorbringen zu woiien.
Diese Ansicht deckt sich demnach vollkommen
mit der von mir als „Temperamanier" bezeich-
nten Art (m. Maitechnik d. Aitert. S. 164). Herr
Vöikeriing giaubt, dass das eigentliche Stucko-
lustro in Pompeji wenig angewendet wurde, einen
allgemeinen Ueberzug mit Wachs hält er
jedoch für nötig, um die matte Temperamalerei
mit dem glatten Grunde in Einklang zu setzen.
Herr Vöikeriing hat seine Kopien zuerst auf
Papier, in Temperamanier gemacht und sie sind,
wie ich mich überzeugen konnte, bis auf die
Pinselführung, äusserst getreu den Originalen nach-
gebildet. Da Herr V. die Absicht geäussert hat,
seine Beobachtungen in gesonderter Broschüre
zu veröffentlichen, mögen die obigen Andeutungen
vorerst genügen. -—-
Aus allen bis jetzt veröffentlichten Gut-
achten geht mit aller Deutlichkeit hervor, dass
das Urteil derjenigen, die selbst an Ort und Stelle
die antiken Malereien kennen gelernt haben,
ganz erheblich von dem abweicht, das „auf
Grund der Literatur" und mehr oder minder
anfechtbarer Versuche und Untersuchun-
gen vom Schreibtisch und aus der Ferne von
den Anhängern der „reinen Freskomalerei" bei
den Alten abgegeben wurde. Neuestens hat aber
einer der Hauptvertreter dieser Theorie seine
Meinung*) geändert, nämlich Mr. A. P. Laurie,
der in seinem jüngst erschienen Buch „Materials
of the Painters Craft", auf das später noch zurück-
zukommen sein wird, (S. 102) Zweifel darüber
ausspricht, ob die pompejanischen Malereien
„Fresken" gewesen sind, weil deren grosse Dauer-
haftigkeit nicht verständlich wäre, wenn auf ge-
glättetem Grunde nur mit Freskofarben oder selbst
mit Kalkfarben gemalt worden sein soll, und er
kommt also zu der Erkenntnis, dass die pompe-
janischen Malereien doch in einer anderen Art
ausgeführt sein könnten.
Zur Einführung der Teerfarben.
(4. Fortsetzung und Schluss.)
Von E. B.
Um dies zu umgehen, empfehlen die „Mitteilungen"
der Firma Schmincke & Co. entweder an Stelle von
Zinkweiss mit Deckweiss (Kremserweiss) zu malen,
da bei gut präparierten Farben die Furcht vor Bräu-
nung des letzteren durch Schwefelwasserstoff und bei
sachgemässer Aufbewahrung eines Aquarelles durch-
aus übertrieben, ja gegenstandslos sei, oder Schminckes
Lithoponweiss in Flaschen „L", das im Lichte nicht
grau würde, zu verwenden.

*) Siehe Nr. 6—8 dieses Jahrgangs, wo dessen An-
sichten kritisiert sind.

Nach genauer Prüfung der besten neueren Pig-
mente eignen sich für Aquarellmalerei und sind in das
Sortiment der Horadams-Patent-Aquarellfarben die
nachstehenden Töne aufgenommen worden:
!. Echtgelb I,
2. Indanthrengelb,
3. Indanthrenorange,
4. Permanentrot I (II),
3. Pigmentscharlach,
6. Indigorot,
7. Echtgrün,
8. Echtviolett,
9. Indanthrenblau.
In der neuesten Nummer ihrer „Maltechn. Mit-
teilungen" (10. Lieferung, 3. Auü., Sommer 19:2), betitelt
„Die neuen lichtstarken Teer-Farbstoffe in ihrer
Verwendung für die Kunstmalerei", gibt die Firma
H. Schmincke & Co. die Resultate ihrer letzten ein-
gehenden Versuche bekannt und macht die Aqua-
rellisten besonders darauf aufmerksam, „beim Ver-
glasen ihrer Bilder einen grossen Abstand vor-
zuschreiben und zu veranlassen, dass die Luft —
gegen Staubzutritt (z. B. durch Wattestreifen) geschützt —
von der Seite zwischen Bild und Schutzglas hindurch-
streifen kann."
Die für künstlerische Zwecke geeigneten Teer-
farben, die mit der Etikette „T" (Teerfarben) versehen
sind, werden nunmehr nach ihrer Lichtechtheit
in 4 Gruppen eingeteilt, wobei mit den lichtstärksten
Farben begonnen wird:
I. Echtgelb I hell, Permanentgelb I hell (In-
danthrengelb), Permanentrot I, Indigorot, So-
lidblau (Indanthrenblau),
2. Echtgrün, Echtrosa, Echtgelb II dunkel,
Echtbordeaux,
3. Echtblau (Helioechtblau), Echtviolett, Perma-
nentrot II,
4. Permanentrot III (Türkischrot), Permanent-
gelb II dunkel (Indanthrenorange), Pigment-
scharlach.
Die Unterschiede zwischen den ersten drei Gruppen
werden als nur gering bezeichnet.
Da die Frage der Oellöslichkeit in der Aquarell-
technik ausscheidet, so kommen hierfür eine grössere
Anzahl von Teerfarbstoffen in Frage als in der Oel-
technik. Von,,T." Farben (Mussini-Oetfarben)sind
neuestens nur wenige in die Liste aufgenommen und
wie folgt bezeichnet:
Echtgelb
Permanentgelb (Indanthrengelb)
Echtviolett
Solidblau (Indanthrenblau)
Echtgrünlack
Echtrosa
Permanentrot I
Permanentrot II
Permanentrot III (Helioechtrot)
Pigmentscharlach.
Im übrigen sei auf die obenerwähnten „Mit-
teilungen" verwiesen, die Künstlern kostenfrei zur Ver-
fügung gestellt werden.
Aus dem Obigen geht hervor, dass sich unsere
ersten Künstlerfarbenfabriken ernstlich bemühen, aus
den neuen Teerfarblacken die für unsere Zwecke relativ
besten auszuwählen und in die Hände der Künstler-
schaft gelangen zu lassen: Es ist möglich, ja wahr-
scheinlich, dass von den jetzt empfohlenen einige zu
verwerfen, wieder andere durch bessere zu ersetzen
sein werden, falls die Erfahrungen in manchen Fällen
ungünstig sind; aber soviel steht fest, der Siegeszug
der neuen chemischen Farbenindustrie ist
nicht mehr aufzuhalten, er ist in alle Gebiete
der farbenverbrauchenden Gewerbe eingedrungen und
wird auch vor der sog. Kunstmalerei nicht Halt machen.
 
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