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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 1
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Berger, Ernst: Zur Frage der römisch-pompejanischen Wandmalerei, [3]: Bemerkungen zu Keims "neuen" Rekonstruktionsversuchen, 2
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Fischleim
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Anfragen und Beantwortungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0008

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4

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. i.

2. Hat K. mit diesen Proben bewiesen, dass
Gianz und Glätte des Bewurfes, wie er
an Originaistücken heute noch zu sehen
ist, durch die Bildung des Kristaiii-
sationsüberzuges von seibst entsteht?
Ja oder Nein?
3. Hat K. auch nur den Versuch gemacht,
die Richtigkeit der Wiegmann-Donner-
schen Annahme zu beweisen, etwa in-
dem er zeigte, dass die Freskomaterei
auf sehr dünnem Bewurf matt auftrocknet,
während sie auf sehr dickem Stuckgrund von
seibst glänzend wird? Ja oder Nein?
Auf aiie diese Fragen tautet die Antwort:
Nein! K. hat atso sein Wort nicht eingetöst.
Bei diesen Proben hat er sogar von vorneherein
die Wiegmann-Donnersche Ansicht fatten getassen,
und damit setbst eingestanden, dass er sie
nicht für richtig hätt.
Trotz dieses, wenn auch ungewottten Eingeständ-
nisses der Niedertage der Wiegmann-Donnerschen
Theorie muss hier auf die ,.neuen Versuche" näher ein-
gegangen werden, weit K. sie in Beziehung bringt mit
denangebtich„voltkommen getungenen Rekonstruktions-
versuchen" von Schafhäutt u. anderen. Insofern
auch diese durch besondere Glättungsoperationen
Gtanz und Gtätte erziehen, so sind dies ebensoviele
Zeugen gegen die Wiegmann-Donnersche Theorie!
Denn sie beweisen, dass ohne Gtättungsverfahren nie-
mals Gtanz und Gtätte erzietbar ist, selbst wenn diese
nur so gering sind, ats die Originatstücke heute noch
zeigen. Bei allen diesen Versuchen ist nirgends mehr
davon die Rede, dass Gtanz und Gtätte „von setbst"
entstehen oder die Fotge des natürlichen Erhärtungs-
vorganges bei Freskomalerei sein könnten.
K.'s Versuche in der Städt. Gewerbeschule haben,
das ist klar, für jeden, der rechtlich denkt,
gerade das Gegenteil von dem bewiesen, was
er beweisen sollte, nicht die Richtigkeit, sondern
die Unrichtigkeit der Wiegmann-Donnerschen
Theorie!
(Fortsetzung folgt.)

Fischleim.
Das Körpergerüst der Fische, gross oder klein,
besteht aus Knorbelsubstanz, die sich fast vollständig
zu Gallerte verkochen lässt — die grossen Meersäuge-
tiere aber haben ein Knochengerüst, das reichlich Leim-
substanz, wie alle Knochen, enthält. Es lässt sich nun
diese Leimsubstanz, sowohl der Knorpel als auch der
Knochen, in der üblichen Weise zu Leim verarbeiten,
der Leimsorten aus anderen Rohstoffen gar nicht nach-
steht. Ausserdem kann für die Darstellung von Leim
auch noch das Bindegewebe in Betracht kommen, das
sich in den Speckablagerungen der grossen Meersäuge-
tiere reichlich findet.
Die Verarbeitung der Knorpel, dann auch der
Knochen geschieht in derselben Weise wie bei der
Gewinnung aus den ieimgebenden Teilen der Land-
tiere, und zwar durch Erhitzen mit Wasser, nachdem
Fleisch und sonstige organische und leicht der Ver-
wesung unterliegende Anteile mechanisch durch Ab-
kratzen, Waschen mit Wasser, Einkalken usw. beseitigt
worden sind. Die Verarbeitung der Knorpel wird aber
kaum geübt, da diese, wenn auch das Material reich-
lich vorhanden ist, einer raschen Zersetzung unterliegen
und die Möglichkeit der Verarbeitung durch die be-
schränkten Verhältnisse beim Fischfänge und der Zer-
legung der Tiere selten vorhanden ist. Man legt auch
im allgemeinen wenig Wert auf die Gewinnung von
Nebenprodukten und begnügt sich mit dem Verkaufe
des frischen oder konservierten Fischfleisches. Da-

gegen lohnt sich die Verarbeitung der Knochen der
Meersäugetiere und nicht minder auch des Bindege-
webes zwischen den Fettmassen. Man hat beispiels-
weise bei den Walen bisher nur den Tran gewonnen,
aber auch in dieser Benutzung ist man lange Zeit sehr
primitiv vorgegangen und hat sich mit dem Ausschmelzen
des Speckes auf den Walfangschiffen selbst begnügt.
Immer aber wird der Fischleim, wenn er nicht
ganz besonders sorgfältig hergestellt ist, einen Fisch-
geruch aufweisen, und dieser wird um so intensiver
sein, je längere Zeit zwischen dem Fang und der Ver-
arbeitung zu Leim vergangen ist. Da aber das Fisch-
fleisch stets die Hauptnutzung sein wird, ist es nicht
zu verwundern, wenn man dem Abfallprodukt, und als
solches ist ja der Leim anzusehen, geringe Aufmerk-
samkeit zuwendet. Ueber Fischleim bietet die Lite-
ratur sehr wenig; vor längerer Zeit wurde über einen
zur Untersuchung gekommenen Walfischleim nach-
stehendes berichtet: Der Leim stellt eine bei 80"
schmelzende, sehr zähe, braune Masse von intensivem
Fischgeruch dar. In der wässerigen Lösung desselben
erzeugt Essigsäure, Alaun, Bleiazetat, Kupfersulfat nur
einen spärlichen Niederschlag; dagegen bewirken
Tannin, Quecksilberchlorid und Chlorwasser eine
flockige Ausscheidung. Aus diesen für Glutin charak-
teristischen Reaktionen darf man schliessen, dass der
Walfischleim der Hauptsache nach aus Glutin besteht.
Zink- und Bleisalze waren nicht vorhanden, der Wasser-
gehalt betrug 44,63 °/„, der Aschengehalt :,8$ Die
Klebkraft ist eine recht bedeutende, denn während als
Norm für einen guten Leim eine Widerstandsfähigkeit
von 70 kg Belastung für eine gewisse Flächenverbindung
von weichem und hartem Holz massgebend ist, erträgt
die gleiche mit Walfischleim hergestellte Verbindung
eine Belastung von'88,5 kg. Längsflächen mit Walfischleim
verleimt, trennen sich eher an einer Stelle des Holzes,
als an der Verleimung selbst. Es scheint daher diesem
Präparat, welches wohl auch in trockenen Tafeln in
den Handel kommen dürfte, eine vielseitige Anwendung
gesichert.
Nach diesen Angaben wäre der Fischleim den bei
uns bisher gebräuchlichen Leimsorten vorzuziehen und
zu ganz genau denselben Zwecken zu verwenden wie
jener — wenn dies bisher nicht der Fall gewesen ist,
so kann die Ursache nur darin zu suchen sein, dass
aller Fischleim, der in den Handel gebracht worden
ist, sich durch einen unangenehmen Fischgeruch aus-
zeichnet, der natürlich auch den damit behandelten
Objekten anhaftet, und der bei den Verbrauchern so-
wohl, als auch bei den Käufern auf Widerstand stösst.
In geeigneter Weise hergestellter Fischleim besitzt die
besten leimenden Eigenschaften, und kommt ein solches
Produkt auf den Markt, so wird es zu denselben Zwecken
wie jeder andere Leim verwendet werden können.
(Leim- und Klebstoff-Industrie.)

Anfragen und Beantwortungen.
An H. C. in München. — Von meinem Werke
„Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Maltechnik"
(herausgegeben mit Subvention des kgl. preussischen
Unterrichtsministeriums) sind bis jetzt 4 Bände (5 Folgen)
erschienen, und das von Ihnen bezeichnete Buch „Die
Maltechnik des Altertums" bildet den t. Band (:. und
2. Folge) des Gesamtwerkes. Es ist die vollständige
Neubearbeitung der beiden ersten Folgen. Band 2
(3 Folge): „Quellen und Technik der Malerei des Mittel-
alters", ist vergriffen, eine Neuauflage ist in Vor-
bereitung. Verleger ist Georg D. W. Callwey München.
E. B.

Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
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