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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 20
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Berger, Ernst: Zur Einführung der Teerfarben
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Bokorny, Thomas: Ein neues Verfahren der Freskomalerei
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Zur gefl. Notiznahme
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0084

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So

Münchner kunsttechnische matter.

Nr. 20.

den Eismengen nur beschränkte Aufnahme, veraniasste
die Anilinfabriken aber baid, die fertigen Farbstoffe
in Teigform zu tiefem, wodurch ihre Verarbeitung
vereinfacht wurde, insofern ats einfaches mechanisches
Vermischen der Farbstoffe mit den Substraten ohne
Anwendung eines Fättungsmittets schon genügte.
So erschien schon im Jahre :9oi das prächtige
Lithotrot der Badischen Aniiin- und Sodafabrik,
dem unmittelbar darauf (1902) das gelbstichige Lack-
rot P der Höchster Farbwerke folgte, und seit dieser
Zeit bringt uns jedes Jahr einen oder mehrere Pigment-
farbstoffe, die sich fast ausnahmslos nach dem obigen
Verfahren zu Farblacken verarbeiten lassen.
Die wichtigsten dieser Farbstoffe sind:
Litholrot R und Litholbordeaux
(B. A. u. S. F.),
Lackrot P und O,
Brillantlackrot R (Höchst),
Helio-Echtrot G und R (Bayer&Co.),
Permanentrot und Permanentbor-
deaux (Berlin),
die Farben derlndanthren-Reihe usw.
In einem „Nachtrag" zu seinem Aufsatz „Die In-
dustrie der Teerfarblacke" („Farbenzeitung", 17. Jahr-
gang, Nr. 29 vom 20. April 19:2) führt G. Zerr eine
weitere Reihe neuer, zum Teil sehr wichtiger Teer-
farbstoffe auf, die seit seiner ersten Veröffentlichung
im Handel erschienen oder unterdessen allgemeine
Aufnahme gefunden haben.
Es seien erwähnt:
die Hansafarben der Höchster Farbwerke
(Hansagelb R und 59, Hansagrün G, Hansarot B [Teig
doppelt] und G [Teig einfach], Hansarubin G [in
Pulver]),
Pigmentscharlach R in Pulver (Höchst),
die Graphitolechtfarben der Offenbacher
Werke (Graphitolechtgelb 6G in Teig, Graphitolrot R,
2R, 2B, 6B, SB, Graphitolorange und Graphitolrubin,
Graphitolechtrot R).
Von neuen Teerfarbstoffen der Elberfelder Werke
werden angeführt:
Echtlichtgelb 3G, Sulfongelb R konz., Pa-
piergelb GG, Direktgelb.
Verbesserte ältere Farben derselben Werke sind:
Helioechtrot RL in Teig, RL extra in Teig und
RL in Stücken, Helioechtrot RM, Helioecht-
rosa RL in Teig, Helioechtgelb 6G, GL und RL,
Helioechtbordeau BL in Teig.
Schliesslich sind noch die Algolfarbstoffe
(Elberfeld) hier anzureihen (Algolrot 5 G in Teig, Algol-
blau 3R) sowie die neuesten als besonders echt anzu-
sprechenden PignolfarbStoffe der Farbenfabriken-
A.-G. Barmen (Pignolrot 9, GR, R, 2R und Pignol-
bordeaux B) zu nennen.
(Fortsetzung folgt.)

Ein neues Veriahren der Freskomalerei.
In einem Th. Bokorny Unterzeichneten Artikel
(„Roter Tag" vom t. Juni) finden wir folgenden Aufsatz
über Freskomalerei:
„Georg Leuchs-Nürnberg publizierte vor einiger
Zeit in der „Chemiker-Zeitung" eine Erfindung, die
von allgemeinerem Interesse ist; sie betrifft die bei
uns fast ausser Anwendung gekommene Freskomalerei,
mit der die alten Künstler unsterbliche Werke schufen.
Die Fixierung der Farben erfolgte bei der früheren
Freskomalerei dadurch, dass sich in und über ihnen
eine glasartige Haut von kristallinischem Kalziumkar-
bonat bildete. Das dazu nötige gelöste Kalziumhydro-

xyd muss der Maluntergrund liefern; dieser muss also
im nassen Zustande, frisch nach der Herstellung be-
malt werden. Die Arbeit des Maurers muss also so-
zusagen mit der des Künstlers gleichen Schritt halten,
was vielfache Schwierigkeiten mit sich bringt und im
Erfolg unsicher ist.
Bei dem neuen Verfahren sind die Schwierigkeiten
des alten behoben; die Fixierung der Farben ist so
vollkommen, dass die Malereien auch in unserem
Klima haltbar werden und sogar mit Soda und Seife
gewaschen werden können. Es handelt sich hier um
eine Abschliessung durch die kristallinische Haut des
Bariumkarbonates, welche sich aus Baritwasser bildet.
Man stellt zunächst einen nichtsaugenden Unter-
grund her (Mischung von Kalkbrei mit gestossenen
Ziegeln oder Dolomitsand), um das Tiefergehen des
Baritwassers zu verhindern. Ueber den Untergrund
kommt der eigentliche Malgrund in einer Dicke von
i.5—2 mm, der nach dem Trocknen möglichst saugend
sein muss (Mischung von Kalkspat oder Marmor und
Kalkbrei mit 1,3°), Gips). Das Bemalen dieses Grundes
mit den nur mit Wasser angemachten Farben kann im
Gegensatz zum alten Verfahren zu beliebiger Zeit und
in verschiedenen Zwischenräumen erfolgen. Nach dem
Trocknen der Malerei spritzt man die ganze Oberfläche
des Bildes mit feinzerstäubtem Baritwasser ein, bis
Grund und Farbschicht völlig durchtränkt sind. Eine
Uebersättigung, besonders das Stehenlassen von Barit-
wasser, ist zu vermeiden, da die Farben sonst getrübt
werden.
Da das Bariumhydroxyd 27 mal löslicher ist als
Kalziumhydroxyd, erfolgt die Fixierung infolge von
Karbonatbildung rascher und sicherer als bei dem
alten Verfahren. Vermehrte Kohlensäurezufuhr be-
schleunigt natürlich die Fixierung."
Dazu möge bemerkt werden, dass dieses Verfahren
schon vor längerer Zeit von dem englischen Chemiker
Church empfohlen worden ist. In der deutschen Ueber-
setzung von dessen vortrefflichem Werk „Chemistry
of paints and painting" (deutsche Ausgabe: Farben
und Malerei von M. und W. Ostwald, München t9o8)
S. 98 findet sich die Bemerkung:
„Baritwasser kann manchmal vorteilhaft das Kalk-
wasser in der Freskomalerei ersetzen." S. 296 emp-
fiehlt Church bei Fresko, „wenn mehr Bindemittel nötig
sein sollte, es in Form vonKalkwasser oder von Barit-
wasser hineinzubringen, welches 20mal soviel Barit-
hydrat enthält als das stärkste Kalkwasser Kalkhydrat.
Lässt man den Bewurf erhärten (Fresco secco)
und bis zu gewissem Grade trocknen, dann kann das
Malen nach Belieben vor sich gehen. Unmittelbar
vor dem Beginn der Arbeit wird der Grund mit Kalk-
wasser oder Baritwasser angefeuchtet und die Farben
werden mit einer oder der anderen dieser Flüssigkeiten
vermischt oder mit etwas gelöschtem Kalk. Dieses
umgeänderte Verfahren ist viel leichter in
der Ausführung als echtes Fresko; aber das Fest-
werden der Farben ist nicht so vollständig,
obgleich es von derselben Ursache herrührt."
Zur gefl. Notiznahme.
Während der Sommermonate bitten wir sämtliche
für die „Münch, kunstt. Blätter" bestimmten Briefe
und Zusendungen nicht an die Münchener Adresse,
sondern an die Redaktion der „Werkstatt der Kunst",
Berlin-Zehlendorf, Gertraudstrasse :o, im August an
den Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospital-
strasse r: a, gelangen zu lassen.
Die Schriftleitung
der „Münch, kunstt. Blätter".
 
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