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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 23
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Täuber, Ernst: Bleiweiss oder Zinkweiss?
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Berger, Ernst: Zur Einführung der Teerfarben, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0093

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München, 2. Sept. 1912.

Beitage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von MaterProf.Ernst Berger.

YHI.Jahrg.Nr.23.

Inhait: Bleiweiss oderZinkweiss? Von Dr. Ernst Täuber. — Zur Einführung der Teerfarben. (3. Fortsetzung.)
Von E. B. — Attmexikanische Wandmalereien.

Bleiweiss oder Zinkweiss?
Von Dr. Ernst Täuber.

Bereits im Jahre 1906 habe ich in dieser
Zeitschrift*) zu der Frage Steilung genommen,
ob in der künstlerischen Oeimaierei dem Bieiweiss
oder dem Zinkweiss der Vorzug zu geben sei.
Ich entschied mich auf Grund zahlreicher Beob-
achtungen unbedingt für das Bleiweiss (Kremser
Weiss), weil dieses geschmeidige Farbschichten
liefert, welche lange Zeit hindurch ihren Zu-
sammenhang bewahren, während Zinkweiss die
Neigung besitzt, bald nach dem Trocknen rissig
zu werden, und weil das Zinkweiss überdies lür
darübergelegte Farben, insbesondere für dünne
Lasuren, einen noch gefährlicheren Untergrund
bildet als Bleiweiss. Diesen sehr ins Gewicht
fallenden Nachteilen gegenüber treten die kleinen
Vorzüge, welche das Zinkweiss in mancher Hin-
sicht besitzt, ganz in den Hintergrund. Insbe-
sondere darf man seine Unempfindlichkeit gegen
Schwefelwasserstoff nicht hoch veranschlagen, denn
die im Trocknen begriffene Oelfarbe schützt sich
selbst, besonders im Sonnenlicht, auch wenn es
nur in Form des zerstreuten Tageslichts zur Wir-
kung kommt, gegen den Angriff des Schwefel-
wasserstoffs, während später, nach vollständigem
Durchtrocknen der Oelfarbe, der stets zur An-
wendung kommende harzreiche Schlussfirnis den
Schwefelwasserstoff vollständig fernhält.
Ich habe gerade in letzter Zeit meine früheren
Beobachtungen wieder bestätigt gefunden, und
zwar in einer Weise, die ganz besonders über-
zeugend wirkt, weshalb ich hier kurz darauf eingehe.
Um den Grad des Gilbens verschiedener weisser
Oelfarben im Dunkeln festzustellen, hatte ich Blei-
weiss und Zinkweiss in Mohnöl und in Leinöl
— frischem wie auch im Sonnenlicht intensiv ge-
bleichtem —, das Zinkweiss überdies noch in
*) „Münch, kunsttechn. Bl." III. Jahrg., Nr. 1.

Hanföl angerieben, auf einen Streifen Malleinwand
nebeneinander ziemlich dick aufgestrichen und
den Streifen, nachdem alle Anstriche gut durch-
getrocknet waren, zusammengerollt, um das Licht
von den Farben fernzuhalten. Als ich dann nach
einigen Monaten die Leinwand aufrollte, brachen
sämtliche Zinkweissfelder mehrfach durch, während
alle Bleiweissfelder unversehrt blieben. Bei kräf-
tigem Biegen der Leinwand blätterten die zer-
brochenen Zinkweissschichten teilweise von der
Leinwand ab.
Es folgt aus dieser Beobachtung zunächst,
dass man mit Zinkweiss auf Leinwand gemalte
Bilder niemals rollen kann, ohne sie stark zu ge-
fährden. Es ist aber auch mit grosser Wahr-
scheinlichkeit anzunehmen, dass schon die Be-
wegungen, welche die Leinwand infolge des
wechselnden Feuchtigkeitsgehaltes der Luft oder
durch Erschütterungen erfährt, einer stark zink-
weisshaltigen Bildschicht auf die Dauer verderb-
lich werden müssen.
Charlottenburg, im März 1912.
Hochschule für die bildenden Künste.
Zur Einführung der Teeriarben.
Von E. B. (3. Fortsetzung.)
Als logische Folge dieser Beobachtungen ergibt
sich die Notwendigkeit, bei Aquarellmalereien,
die in moderner Art mit Hilfe von deckendem Weiss
aufgelichtet zu werden pflegen, oder bei Gouache-
malerei, die ohne deckendes Weiss nicht ausführbar
ist, aufZinkweiss von vornherein zu verzichten.
Als Ersatz wird vorgeschlagen, weil Bleiweiss aus an-
deren Ursachen (wegen seiner Empfindlichkeit gegen
die schwefelige Säure unreiner Luft) nicht in Betracht
käme, das Lithopone zu benutzen, wenn es gelänge,
dieses Weiss völlig lichtecht herzustellen.
Bei Aquarell- und Gouachefarben ist noch ein
weiterer Umstand von Bedeutung, dass der bei diesen
 
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