Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

DOI Heft:
Nr. 7
DOI Artikel:
Bakenhus, Gerhard: Der Zinnober, seine Herstellung und sein Gebrauch in der Malerei der letzten acht Jahrhunderte
DOI Artikel:
Mai, Johann: Auf welche Pappenseite sollen Malereien, Entwürfe usw. aufgezogen werden?
DOI Artikel:
Patenterteilung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0032

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
28

Münchner kunsttechnische Btätter.

Nr. 7.

Kapitel 147 sagt er, „die lichte Fleischfarbe auf
Tafelbildern soll mit Zinnober und Bleiweiss gemacht
werden".
Kapitel 156 spricht er von dem Firnissen mit
Eiweiss.
Kapitel 155 sagt er, „man solle mit dem Firnissen
so lange warten, wie irgend möglich, am besten einige
Jahre. Je besser die Farbe durchgetrocknet ist, desto
frischer bleibt sie nachher stehen".
Auch bei Cennini scheint mir der Zwischenfirnis
von besonderer Wichtigkeit, er bestand bei ihm aus
geschlagenem Eiweiss. Dass Zinnober an der Luft
schwarz wird, weiss Cennini also auch, ebenso dass
er, je länger man ihn reibt, eine immer feinere Farbe
annimmt, jedoch geht diese Farbe wieder etwas zurück,
selbst bei gut haltbaren Sorten.
Da er Zinnober mit Bleiweiss mischen lässt, scheint
von einer schädlichen Einwirkung des letzteren noch
nichts bekannt gewesen zu sein.
Aus den Schriften der Zeit von 1400—t6oo konnte
ich nichts finden, wodurch die Maler besondere Vor-
sichtsmassregeln getroffen hätten, um das Schwärzen
des Zinnobers zu hindern.
Erst im Mayerne Manuskript (herausgegeben von
Ernst Berger in seinen Beiträgen zur Entwicklungs-
geschichte der Maltechnik, IV. Folge) finden sich mehr-
fache Hinweise, den Zinnober zu raffinieren oder ev.
auch zu beizen. Im obengenannten Werk findet sich
auf S. 6t noch ein Hinweis von Bisagno: „Alle Farben
werden mit hellem Nussöl oder Leinöl gerieben, nie-
mals jedoch die Azure und künstlichen Zinnober, aber
man verwendet stets gestossene, wenn sie gekauft
werden, die dann auf dem Buxbaumtäfelchen aufs
feinste mit dem genannten Oel gemischt werden".
Bisagno scheint also gewusst zu haben, dass eine
längere Einwirkung des Oels die Farbe schädigt, doch
darüber weiter unten bei Bouvier.
Im obengenannten Werk auf S. 105: „Vermillon-
Zinnober. Reibe ihn zuerst mit Knabenharn, dann ge-
trocknet mit Oel auf der Palette. (Randbemerkung:
„In Wasser verdirbt es und bleicht aus.") Hier ist
also schon eine Art Lauge, der Urin, gebraucht. Früher
bewahrte man die geriebenen Farben unter Wasser
auf, da man noch keine Zinntuben kannte.
Auf S. 121 Angaben der Abraham-Latombe aus
Amsterdam: „Zinnober sei zuerst in Wasser gerieben,
dann zum Trocknen auf Kreide gelegt, welche das
Wasser aufsaugt. Will man ihn gebrauchen, werde er
auf der Palette mit Leinöl gemischt."
Auf S. 213 gibt er ebenfalls an, den Zinnober mit
Urin zu reiben, um flüssigen Zinnober zum Schreiben
zu bekommen.
S. 231. Der kleine Maler der Mr. de St. Jehan:
„Aragon ist eine rote Erde wie der Bolus oder roter
Ocker, dieser verblasst niemals und ist zum Fleisch-
malen besser als Zinnober, welcher mit der Zeit den
Lack schädigt." (Fortsetzung folgt.)
Auf' welche Pappenseite sollen Male-
reien, Entwürfe usw. aufgezogen
werden ?
Beim Aufziehen von Malereien, Entwürfen oder
Zeichnungen auf Pappe oder starken Karton macht
man fast immer die unangenehme Wahrnehmung, dass
sich durch das Feuchtwerden die Pappen oder Kar-
tons krummziehen und nach innen werfen, und ist
dann das einzige Abhilfsmittel, dass man die Rück-
seiten der Pappen mit einem guten billigen Papier
gleichzeitig überzieht, denn dadurch wird die Span-
nung, die das Malpapier während des Trocknens der
Klebestoffe auf die Pappe ausübt, ausgeglichen und
das Krummziehen vermieden.

Richtiger ist es, wenn das Aufziehen auf bessere
und schon lange vorrätig gehaltene Pappen oder Kar-
tons geschieht, denn dann sind diese ausgelagert, d. h.
gut ausgetrocknet, was bei den frisch gekauften sehr
selten der Fall ist, weshalb man eigentlich stets einen
kleinen Vorrat halten sollte, der nicht hochkantig an-
gelehnt, sondern flach liegend und vor Verschmutzung
und Feuchtigkeit geschützt im Atelier aufzubewahren
ist. Beim Aufziehen ist ferner sehr darauf zu achten,
dass niemals die schöner aussehende glatte und etwas
nach innen gewölbte Pappenseite benutzt wird, denn
gerade diese Seite krümmt sich nach dem Bekleben
nach innen, während die rauhe und etwas unschönere
und entgegengesetzt gewölbte Seite ganz folgerichtig
zum Kleben verwendet werden soll, da sie sich sehr
schwer nach innen verziehen kann. Wenn man dieses
stets genau beachtet, dann wird sich weit weniger
das unangenehme Werfen einstelien, und möchte ich
nur auf das hässliche Aussehen derartig fehlerhaft
aufgezogener Bilder unter Glas und Rahmen aufmerk-
sam machen, denn beim Einrahmen ist es fast unmög-
lich, das Uebel zu beseitigen. Sollen die Malereien usw.
der Vervielfältigung durch den Druck dienen, so ist
die unebene Lage ebenfalls ein Fehler, denn die photo-
graphische Reproduktion erfordert nur völlig ebene
Originale, um unscharfe Verzeichnungen während der
Aufnahmen zu vermeiden.
Das eingangs erwähnte Bekleben der Rückseiten
mit reinem Papier geschieht in der Art, dass die ganze
Pappen- oder Kartonseite zu überziehen ist, und soll man
dieses Papier vorerst in gleichmässig gefeuchtetes, sau-
beres Druckpapier (Makulatur, ungeleimt!) glatt einlegen,
mit einem Holzdeckel bedecken und einen schweren
Gegenstand daraufgeben, damit das Papier erst gut
durchziehen kann. Nach einigen Stunden ist eine gründ-
liche, aber schwache Durchfeuchtung eingetreten, und
geschieht das Bestreichen mit einem guten Weizen-
stärkekleister von der Konsistenz, wie ihn die Buch-
binder benutzen, Das Bestreichen geschieht mit einer
halbsteifen Bürste, und muss der Kleister mitteldick
und möglichst gleichmässig aufgetragen werden. Es
wird der Bogen alsdann sofort auf die zu beklebende
Pappenrückseite aufgelegt, mit einer zweiten sauberen
Bürste oder einem Tuche glatt ausgestrichen, wonach
das Ganze, gleichfalls unter dem jBrett mit einigen
sauberen Ober- und Unterlagepapieren bedeckt, einem
gelinden Druck ausgesetzt wird. Nach einigen Stunden
legt man die Arbeiten flach und niemals direkt am
Ofen oder in die Sonne zum Trocknen aus. Das
Aufziehen der Malereien und das Bekleben der Rück-
seiten geschieht am besten gleich hintereinander mit
ein und demselben Klebemittel und in einerlei Art.
J. Mai.

Patenterteilung.
Für ein Verfahren zur Herstellung eines platten-
förmigen Maluntergrundes, welcher aus einer Masse
von in Leimwasser verkochtem Holzstoff mit Zusatz
von gebranntem Gips und gemalenen Tonscherben ge-
presst wird, ist Frau Rosina Armin, der Witwe des
vor einiger Zeit auf tragische Weise verschiedenen
Kunstmalers F. H. Armin (München-Nymphenburg,
Kugelmüllerstr. 78), das Patent erteilt worden.
Wir haben seinerzeit (s. I. Jhg. Nr. 4 vom t4. No-
vember 1904) in einer „Malbretter aus Zellulose" be-
titelten Notiz auf diesen neuen Malgrund hingewiesen
und können hier berichten, dass die damals gemachten
Proben sich bis heute in jeder Beziehung bewährt
haben.
 
Annotationen