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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 8
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Bakenhus, Gerhard: Der Zinnober, seine Herstellung und sein Gebrauch in der Malerei der letzten acht Jahrhunderte, [2]
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Struck, Hugo: Hugo Strucks neues Oelfarbenmaterial
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0035

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Nr. 8.

Münchner kunsttechnische Blätter.

3t

Der Zinnober, seine Herstellung und
sein Gebrauch in der Malerei der
letzten acht Jahrhunderte.
Von G. Bakenhus. (Fortsetzung)
Hier hat der Maler also schon schlechte Er-
fahrungen mit Zinnober gemacht. Weiter unten sagt
er: Zinnober ist mit Wasser und etwas Essig zuerst
zu reiben, dann zu trocknen, hernach mit Oel zu
reiben."
Essig hat nicht auf alle Sorten gute Einwirkung,
einige allerdings werden dadurch lichtechter.
S. 269. Maler Vansomer: „Zinnober verblasst und
tötet die anderen Farben. In Antwerpen ist jemand,
der dreimal so roten Zinnober macht als der gewöhn-
liche und das Pfund um ro Silbergulden verkauft,
durch wiederholte Sublimierung und durch Zugabe von
Schwefel oder dgl. Präparation, wie Schwefelblume usw."
Dass durch Zugabe von Schwefel das Feuer und die
Haltbarkeit erhöht werden soll, will mir nicht ein-
leuchten, wenngleich nach meinen Versuchen auch ein
Ueberschuss an Schwefel den Zinnober nicht unhalt-
barer macht.
S- 283: „Für Arbeit mit Grünspan soll derselbe
zuerst mit Essig gerieben und gemischt werden, eben-
so der Zinnober, sie sollen gut gereinigt und ge-
trocknet sein."
Dieses Beizen des Zinnobers mit Essig, anders
möchte ich es nicht nennen, hat, wie weiter oben ge-
sagt, nicht auf alle Zinnober gute Einwirkung, woran
dieses liegt, ist mir nicht gelungen, festzustellen.
S. 299 sagt noch M. Adam, holländischer Maler:
„Der Zinnober taugt nicht für Oelmalerei und zehrt
die anderen Farben, wenngleich er sehr schön ist."
Dieses ist nun nicht ohne weiteres wahr, es gibt so-
gar sehr haltbare Sorten Zinnober, wie ich weiter
unten feststellen werde, die man ruhig mit anderen
Farben mischen kann.
j schon 1633 an, dass das Sonnen-
und Mondhcht den Zinnober schwärzt. Nach meinen
Versuchen ist dieses Tatsache. Zinnober, der sich auf
alten Malereien über 100 Jahre prächtig erhalten hatte,
wurde rn zwei Monaten in der Sonne schwarz
Verschiedene Werke aus dem 18. Jahrhundert
waren mir nicht zugängig, ich nenne davon nur eins,
worin sich vielleicht etwas findet, welches wichtig
sein könnte: „Nieuwen Almanach der Konstschilders
en Marmelaers vor het yaer 1777." Inleydinge to te
Praktik der Schilderkonst. — Het maeken van alle
Sorten Water-Verwen, en van de Geredschappen notig
tot let gebruyk der zelve. — De maniere van het
schilderen in Migniature. — De wyze om alle Sorten
van Olie Verwen to maeken etc. — Es ist mir trotz
aller Bemühungen nicht gelungen, dieses Werk einzu-
sehen. Auch Herr Prof. Dr. Kühn, Oberbibliothekar
der Landesbibliothek in Oldenburg, konnte es in keiner
bekannten Bibliothek erhalten, es scheint demnach
sehr selten zu sein. Dem obengenannten Herrn sage
ich für seine freundlichen Bemühungen an dieser Stelle
besten Dank.
Der wohl anführende Maler des Johann Melchior
Crökern bringt nichts Besonderes, dagegen Pernety
1757:
S. 39. „Zinnober: Man iindet davon zwei Arten
im Handel, eine natürliche und eine künstliche. Die
erstere ist eine rote, mineralische Substanz, sehr schwer,
ohne bestimmte Form, wenn man ihn zerbricht; sein
Aeusseres erscheint körnig, gereifelt oder in Spitzen
von silberartigem Grau auslaufend. Je reiner er ist,
desto mehr gleicht er dem pierre hömatik (blutroten
Stein?) von braun-purpurnem Rot, er erhält die zinn-
oberrote Färbung nur durch Zerreibung. Man findet

ihn, nach M. Henckel, im Quarz, Spat, Glimmer, Kalk-
stein, Sandstein, in Eisenlagern, Bleilagern, in Würfeln
oder Glanzen, in Blenden, Kupfer-, Gold- und Silber-
lagern. Der künstliche Zinnober ist eine Mischung
von Quecksilber und Schwefel, durch Feuer sublimiert.
(Sublimation = Emportreiben fester Stoffe als Dämpfe
vermittels Feuer, um sie wieder aufzufangen und ge-
rinnen zu lassen.) Man Endet ihn als Pulver und in
Stücken; man mussden letzterenvorziehen*weilmanden
anderen oft mit Mennige fälscht. Man bezieht ihn aus
Venedig, England und Holland. Stahl empfiehlt folgende
Art der Herstellung: Setze einen Teil gepulverten
Schwefel in einem Tiegel auf ein mässiges Eeuer, wenn
derselbe geschmolzen ist und dampft, schütte vier
Teile gutes Quecksilber hinzu und rühre die Mischung
gut um, bis sie zu einer schwarzen Masse wird, zer-
reibe sie gut und setze sie dann in einem Destillier-
kolben in ein Sandbad, wo man ihn von Anfang an
über einem lebhaften Feuer sublimiert, denn man darf
nicht mehr als 2—3 Stunden gebrauchen, um Pfund
zu sublimieren; wenn man ein schwächeres Feuer an-
wendet, wie es der Verfasser der Abhandlung „Cinn-
abre" in der Enzyklopädie empfiehlt, so wird das
Sublimierte in der Tat fester, aber die Färbung wird
noch schwärzer als vorher. Soweit Stahl.
S. 349. Zinnober, den die Holländer uns als seht*
feines Pulver zuführen, ist das, was wir „Vermillon"
nennen. Die Pariser Händler geben den Namen „cin-
abre dem vermillon, den sie selber herstellen"; der-
jenige, der aus Holland kommt, ist gewöhnlich mit
Mennige vermischt; hiervon ist jedoch der Vermillon
auszunehmen, den die Holländer zubereiten, um das
schöne Siegellack zu färben; die Händler geben ihm
den Namen „hellen vermillon" (Zinnober). Diese Farbe
ist sehr gut für Oel- und andere Arten von Malerei,
aber vor dem Gebrauch muss man ihn auf folgende
Art reinigen: Zerreibe ihn auf dem Reibsteine mit
reinem Wasser und lege ihn darauf zum Trocknen in
ein Steingut- oder Glasgefäss. Zerreibe ihn nochmals
mit Urin, schütte ihn in dasselbe Gefäss und füge so
lange Urin hinzu, bis er (der Urin nämlich) oben
schwimmt, lasse das Ganze ruhig stehen, und wenn
der Zinnober gesunken ist, giesse (kläre) den Urin vor-
sichtig ab und schütte neuen darauf, den man r2 oder
13 Stunden darauf lässt, giesse denselben ab und
wiederhole dies Verfahren fünf- bis sechsmal. Schlage
Eiweiss gut mit reinem Wasser und giesse es auf den
Zinnober in genügender Menge, so dass die Flüssig-
keit etwa vier Finger hoch oben schwimmt, wie vorher
der Urin, mische das Ganze gut mit einem Holzspatel,
und wenn der Zinnober gesunken ist, giesse die Flüssig-
keit ab. Giese von neuem bis zu dreimal auf, indem
während des ganzen Verfahrens das Gefäss gut ver-
schlossen gehalten ist, nachdem die letzte Flüssigkeit
abgeklärt (?) (abgegossen) ist, trockne den Zinnober
und bewahre ihn zum Gebrauch.
Manche begnügen sich damit, ihn auf dem Reib-
stein zu zerreiben mit dem Urin eines Kindes und
mit Branntwein, indem sie ihn zwei- bis dreimal
waschen und dann trocknen lassen.
(Fortsetzung folgt.)
Hugo Strucks neues Oelfarbenmaterial.
Der den Lesern dieser Blätter durch seine Studien
und Versuche zur Kenntnis der alten Meistertechnik*)
bekannte Maler und Radierer Hugo Struck hat nun-
mehr, um seine Erfahrungen auch anderen Kollegen
zugute kommen zu lassen, die Herstellung eines Oel-

*) S. III. Jahrg. Nr. i.u. ff.: „Die Geheimnisse der
alten Meister". Von Hugo Struck.
 
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