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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 2
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Berger, Ernst: Zur Frage der römisch-pompejanischen Wandmalerei, [4]: Bemerkungen zu Keims "neuen" Rekonstruktionsversuchen, 3
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Ueber die Fabrikate der Firma Dr. Schoenfeld & Co. in Düsseldorf
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s

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 2.

des Pompejanums in Aschaffenburg, das sowohl
im Stil und in der Technik die Rekonstruktion einer
altrömischen Patriziervilla zeigen sollte.
Die Erfahrungen und Beobachtungen des an dem
Bau beteiligten Prof. Louis sind erhalten und in der
,.Schule der Baukunst" von Baurat Harres abgedruckt
(s. m. Maltechn. d. Altert. S. 298). Auch hier finden
wir die Reihenfolge der Bewürfe, das Material und
die Glättungsarbeiten genau nach Vitruvs Angaben
wiederholt, und die hier beschriebene Methode des
Glättens hat viele Aehnlichkeit mit der Schafhäutls
(Reibholz mit stark abgefassten Kanten, Glättglas u.a.);
auch hier ist das Endresultat eine ebene
glänzende Fläche, auf der — nicht in Fresko-
manier weitergemalt wurde. Mit welchen Binde-
mitteln auf diesem Stuckmörtei weitergemalt werden
sollte, ist aus der Anweisung nicht zu ersehen. Aber
einer Mitteilung des beim Bau tätig gewesenen, in-
zwischenverstorbenen Kgl. Bayr. Hofmalers Schultze
zufolge wurde dort die Feuerbachsche Enkaustik mit
Wachs, Balsam, Terpentin und gelöstem
Kautschuk (!) angewendet.
Dieser Versuch kann danach gewiss nicht als „voll-
kommen erfolgreiche Rekonstruktion der antiken
Freskotechnik" angesehen werden, ebensowenig wie
der Schafhäutls.
Eine Bemerkung in der obigen Anweisung möchte
ich aber nicht übergehen, sie lautet: „Soll die Ver-
putzfläche farbig gemacht werden, so setzt man
die Farbe dem letzten Mörtelauftrag zu". Und gleich
anfangs: Für „farbige Verputze werden dem letzten
Auftrag die nötigen Farben (Metalloxyde und Erdfarben)
zugesetzt". Die praktischen Versuche haben, wie wir
sehen, hier zu dem gleichen Ergebnis geführt,
wie ich es durch meine eigenen Beobachtungen als
richtig erkannt hatte, dass nämlich die oberste Stuck-
schicht oftmals in der Masse gefärbt aufgetragen
wurde und es in bestimmten Fällen am praktischsten
ist, so vorzugehen.
Auch bei Schafhäutl ßndet sich ein Hinweis auf
diese Methode, denn er sagt: „Selbst wenn man die
Oberfläche färbt, ehe man sie poliert, wie dies
beim Stukko der Römer fast immer der Fall
war"; nur ist die Ausdrucksweise nicht so deutlich,
wie bei Prof. Louis' Angaben.
(Schluss folgt.)
Ueber die Fabrikate der Firma
Dr. Schoenield & Co. in Düsseldorf
gehen uns folgende Mitteilungen zu.
1. Dr. Schoenfelds Oelfarben.
Seit $0 Jahren sind unter den Farben, die für
künstlerische Malzwecke verwendet werden, die Dr.
Schoenfeldschcn Oelfarben als erprobt haltbar bekannt.
Der einzig zuverlässige Beweis für die Haltbarkeit
eines Malmaterials wird durch die Zeit erbracht. Un-
gezählte Bilder, die von deutschen und ausländischen
Künstlern mit Dr. Schoenfeldschen Oelfarben hergestellt
wurden, zeigen sich heute nach 30, 40 und 50 Jahren
als vollkommen unverändert. Die Firma Dr. Fr. Schoen-
feld & Co. hat in der Zeit des Bestehens der Fabrik
regelmässig eine Anzahl von Werken, die mitDr. Schoen-
feldschen Farben gemalt sind, angekauft. Auf diese
Weise wurde eine Privatsammlung von etwa 500 Ge-
mälden — die zum Teil durch Vermächtnis für die
Stadt. Kunstgalerie in Düsseldorf bestimmt sind —
zusammengebracht. An diesen Bildern ist der Beweis
erbracht, dass die Dr. Schoenfeldschen Farben bei
richtiger Behandlung und auf geeignetem Malgrund

durchaus zuverlässig sind und die Erhaltung der Kunst-
werke für eine möglichst lange Zeitdauer sichern.
2. Dr. Schoenfelds Petroleumfarben (Harz-
ölfarben) nach H. Ludwig.
Die Ludwigschen Petroleum-Farben sind Harz-Oel-
farben, die — ganz dick angerieben — einen ausser-
ordentlichen Reichtum an Farbstoff aufweisen. Nach
dem durch Ludwig in langjährigen Versuchen und Be-
obachtungen erprobten Verfahren werden dem reinen
Farbstoff keine anderen Zusätze gegeben als: reines
Petroleum, Bernsteinharz, reinesTerpentinöl,
Leinöl oder Mohnöl. Der geringe Oelgehalt dieser
dick angeriebenen Farben hat die Eigenschaft, die
Farben für spätere Zeit frisch im Ton zu erhalten, da
bekanntlich das Oel das Dunkeln und Gilben nach sich
zieht. Die verschiedenen mehr oder weniger flüchtigen
Petroleummalmittel gestatten — ohne die schädlichen
Sikkative —, den Trockenprozess zu beschleunigen
oder zu verlangsamen. Die leuchtende Frische, die die
mit Petroleumfarben gemalten Bilder im späten Alter
aufweisen, macht ein eingehendes Studium der Tech-
nik Ludwigs, die er in seiner Abhandlung beschreibt,
lohnend.
3. Dr. Schoenfelds Malgrund.
Die Malleinen bis zur Breite von 830 cm sowie Mal-
bretter, Malmappen werden mit halb- oder ganzsaugen-
dem Grund sowie mit nichtsaugendem Grund herge-
stellt. Halbsaugender Grund ist insofern zu empfehlen,
als er die innigste Verbindung zwischen Farbe und
Leinwand gestattet. Ausserdem wird, da das Oel der
Farben zum Teil in den Grund aufgesogen wird, das
Nachdunkeln und Nachgilben der Bilder bis zu einem
gewissen Grade aufgehoben. Die Spinrathsche alt-
römische Kreideleinwand hat infolge ihrer besonderen
Eigenart einen weitverbreiteten Ruf und wird von den
Künstlern, die in erster Linie an die möglichste Er-
haltung ihrer Werke denken, geschätzt. Eingeschlagene
Farben werden mit Malmittel herausgeholt. Nichtsaugen-
der Grund: Für Malerei mit Petroleumfarben (Harz-
ölfarben) die dick angerieben sind und wenig Oel ent-
halten, sowie für gewisse Zwecke der Oelmalerei werden
die nichtsaugenden Gründe, auf denen die Farben in
ihrem natürlichen Tonwert stehenbleiben, „nicht ein-
schlagen" bevorzugt. In manchen Fällen ist es beim
Gebrauch dünnflüssiger Oelfarben auf nichtsaugendem
Grund zu empfehlen, der Farbe durch Aufsetzen auf
Fliesspapier das überflüssige Oel zu entziehen. Eine
Serie sehr schöner nichtsaugender Malleinen wird nach
Angabe von Ludwig auf Grund authentischer Rezepte
aus dem 16. und 17. Jahrhundert präpariert und stellt
von nichtsaugenden Gründen das geschmeidigste und
solideste Material dar. Ganzsaugender Grund : „Kreide-
grund ohne Oel." Für Temperafarben und für schnell
anzulegende Primauntermalungen wird der reine
Kreidegrund, „auch Gipsgrund", gebraucht. Eingeschla-
gene Oelfarben werden mit Malmittel herausgeholt
Dr. Fr. Schoenfeld & Co.
Malerfarben- und Maltuchfabrik
Düsseldorf

Druckt ehlerberichtigung.
In der ersten Anmerkung auf Seite 3 der vorigen
Nummer ist durch ein Versehen der Name des Autors
ungenau angegeben, er soll heissen: Aug. Mau.
Zeile 14 der nämlichen Seite, t. Spalte soll es
heissen: geschlagen (statt beschlagen).

Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
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