Münchner kunsttechnische Biätter.
Nr. 6.
24
Bessere Druckpapiere werden bisher nicht in so
langen Bahnen, wie sie zur praktischen Ausnutzung
nötig wären, hergesteiit. Auch ist es hinderiich, dass
das Papier beim Verdrucken gefeuchtet sein muss.
Es steht zu erhoffen, dass auch der photomecha-
nische Drei- und Vierfarbendruck im Rotationstiefdruck
Aufnahme finden wird, und gerade im Mehrfarbendruck
würden die Quaiitäten des neuen Verfahrens sich be-
sonders bewähren. Die Farbenskaia der in sich mo-
deiiierten iasierenden Farbe auf der sammetweichen,
nicht glänzenden Papierfläche ergibt aiiein schon die
Gewähr für vorzügliche Resuitate, und man kann er-
warten, dass auch die Haitbarkeit und Lichtbeständig-
keit der Druckbiider erhöht wird, zumai bei Verwen-
dung von Kieisterfarben zum Drucken, da es nach-
weistich ist, dass Firnis ais Bindemittei in dieser Hinsicht
nicht immer zuträgiich erscheint.
Die Künstier mögen dem neuen Verfahren ihre
volle Aufmerksamkeit zuwenden, schon wegen der zu
erwartenden besseren einfarbigen und mehrfarbigen
Reproduktion ihrer Arbeiten. Der manueii arbeitende
Graphiker kann von der Errungenschaft profitieren.
Deutsche und enghsche Aquarellfarben.
Von der Firma Günther Wagner, Hannover
und Wien, erhaiten wir die beiden foigenden Zu-
schriften, deren Inhalt wohi der aiigemeinen Beachtung
wert ist:
I.
Hannover, den 30. Oktober i$n.
Die Unterschiede zwischen engiischen und deut-
schen Aquarellfarben biiden ein Thema, das wieder-
holt in der Fachpresse erörtert worden ist.
Bekannt ist, dass die englischen Aquarellfarben
in Deutschland nur noch selten angetroffen werden
und ihre Verwendung gewissermassen eine Ausnahme
bildet. Es liegen mir aber zahlreiche Urteile vor, die
die Ueberlegenheit meiner Pelikan-Künstler-Aquarell-
farben den englischen Aquarellfarben gegenüber doku-
mentieren.
Als aber s. Zt. in einer Briefkastennotiz der Tech-
nischen Mitteilungen für Malerei diese Frage nochmals
angeschnitten wurde, habe ich mich, weil ich ja selbst
Partei bin, an Herrn Prof. Leitzen, den Direktor
der Gewerbeschule in Braunschweig, gewandt,
um ein Gutachten von ihm zu erbitten, da derselbe
ja in solchen Fragen als massgebender Sachverstän-
diger betrachtet werden kann. Zur Prüfung wurde
ein gleiches Farbensortiment von Pelikan-Aquarell-
farben und Aquarellfarben der Firma Winsor & Newton
gegenübergestellt. Den Wortlaut des Befundes gestatte
ich mir Ihnen einliegend zu überreichen.
Zu den drei von Herrn Prof. Leitzen angeführten
Punkten, betreffend
t. Sepia nat. und Sepia röm.,
2. Viridian und Gebr. Siena,
3. Lampenschwarz,
gestatte ich mir zu bemerken, dass dieselben in-
zwischen gegenstandslos geworden sind. Die Qualität
meiner unter Punkt 2 und 3 angeführten Farben ist
seitdem geändert, wohingegen ich die unter Punkt t
genannten Töne, meine Sepia nat. und Sepia röm., mit
Rücksicht auf die von meiner Kundschaft verlangten
Nuancen beibehalten musste.
Durch die Veröffentlichung dieses Gutachtens in
den Spalten Ihres geschätzten Organs würden Sie nicht
nur meinem Fabrikat, sondern auch der deutschen In-
dustrie und speziell den Künstlern zweifellos einen
Dienst erweisen. Zu diesem Zwecke gestatte ich mir,
Ihnen beigeschlossen eine Kopie des Schreibens des
Herrn Prof. Leitzen zum Abdruck zu überreichen, und
würde Ihnen verbunden sein, wenn Sie meiner heu-
tigen Anregung entsprechen würden.
Mit besonderer Hochachtung
(gez.) Günther Wagner.
II.
Braunschweig, den 13. Juni 1911.
Herrn Günther Wagner, Hannover.
Seit einigen Wochen habe ich Ihre Pelikan-Wasser-
farben mit den Aquarellfarben von Winsor & Newton
verglichen. Meine Untersuchungen hatten folgendes
Ergebnis:
Beide sind gleich feurig und leuchtend, sind gleich
fein verrieben, haben nicht zuviel Bindemittel wie
andere Fabrikate. Die Lichtbeständigkeit ist bei bei-
den gleich, d. h. Karmin steht gar nicht, Preussisch-
blau steht nicht absolut, ist bei beiden Fabrikaten aber
besser geworden gegen früher. Es lässt sich mit beiden
Fabrikaten gleich gut malen; sie lassen sich beide sehr
gut waschen, schon ^ Stunde nach dem Auftrocknen.
Ich finde keinen bemerkenswerten Unterschied. Beide
Fabrikate lassen sich auch durcheinander und mitein-
ander gebrauchen, ohne zu gerinnen. Beide Fabrikate
leisten alles, was ein Aquarellmaler nur verlangen kann.
Durch ihre vorzüglichen Eigenschaften haben sie die
schwierige Technik der Aquarellmalerei wesentlich er-
leichtert.
Diesem allgemeinen Urteile füge ich noch einige
Bemerkungen bei, welche Sie vielleicht wert halten,
bei der Fabrikation zu berücksichtigen:
Ihre Sepia nat. und Sepia röm. sind im Tone
zuwenig verschieden, die letztere müsste wärmer sein.
2. Viridian und Gebrannte Siena könnten noch
feiner verrieben sein.
3. Lampenschwarz hat vielleicht ein bisschen zu-
wenig Bindemittel. Glänzen darf es natürlich nicht,
aber auch nicht leicht mit Brot abradiert werden.
Ich male seit einigen Jahren ausschliesslich mit
Ihren Farben und freue mich oft über sie und bin
erstaunt über ihre guten Eigenschaften. Mit anderen
als Ihren oder W. & N.-Farben sollte man es wohl
lassen, lebensgrosse Porträts zu malen.
Prof. Leitzen,
Direktor der Gewerbeschule, Baumeister und Maler.
Literatur.
Geschichte der Dekorationsmalerei als Ge-
werbe. Von Hugo Hillig. Ein Streifzug durch
zweitausend Jahre deutscher Kulturgeschichte.
Mit 72 Abb. Hugo Hilligs Verlag, Hamburg
(Dehnhaide 12$). Preis brosch. Mk. 5.35, geb.
Mk. 6.— (inkl. Porto).
Praktischer Ratgeber für die Maler-Anstreicher-
und Lackierer-Werkstätte. Von C. Hebing.
Verlag von Georg D. W. Callwey, München.
Preis Mk. 2.50.
Bei den vielfachen Berührungspunkten zwischen
der künstlerischen Malerei und der Dekorationsmalerei
dürfte es vielen erwünscht und von Interesse sein,
auf die beiden obigen Bücher aufmerksam gemacht
zu werden. Insbesondere dürfte das erstgenannte Werk
auch für den „Kunstmaler" manche geschichtliche
Einzelheit enthalten, da in früherer Zeit das Maler-
gewerbe vom Künstlerberuf nicht getrennt war. Wir
werden noch Gelegenheit haben, auf die obigen Bücher
zurückzukommen. B.
Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
Nr. 6.
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Bessere Druckpapiere werden bisher nicht in so
langen Bahnen, wie sie zur praktischen Ausnutzung
nötig wären, hergesteiit. Auch ist es hinderiich, dass
das Papier beim Verdrucken gefeuchtet sein muss.
Es steht zu erhoffen, dass auch der photomecha-
nische Drei- und Vierfarbendruck im Rotationstiefdruck
Aufnahme finden wird, und gerade im Mehrfarbendruck
würden die Quaiitäten des neuen Verfahrens sich be-
sonders bewähren. Die Farbenskaia der in sich mo-
deiiierten iasierenden Farbe auf der sammetweichen,
nicht glänzenden Papierfläche ergibt aiiein schon die
Gewähr für vorzügliche Resuitate, und man kann er-
warten, dass auch die Haitbarkeit und Lichtbeständig-
keit der Druckbiider erhöht wird, zumai bei Verwen-
dung von Kieisterfarben zum Drucken, da es nach-
weistich ist, dass Firnis ais Bindemittei in dieser Hinsicht
nicht immer zuträgiich erscheint.
Die Künstier mögen dem neuen Verfahren ihre
volle Aufmerksamkeit zuwenden, schon wegen der zu
erwartenden besseren einfarbigen und mehrfarbigen
Reproduktion ihrer Arbeiten. Der manueii arbeitende
Graphiker kann von der Errungenschaft profitieren.
Deutsche und enghsche Aquarellfarben.
Von der Firma Günther Wagner, Hannover
und Wien, erhaiten wir die beiden foigenden Zu-
schriften, deren Inhalt wohi der aiigemeinen Beachtung
wert ist:
I.
Hannover, den 30. Oktober i$n.
Die Unterschiede zwischen engiischen und deut-
schen Aquarellfarben biiden ein Thema, das wieder-
holt in der Fachpresse erörtert worden ist.
Bekannt ist, dass die englischen Aquarellfarben
in Deutschland nur noch selten angetroffen werden
und ihre Verwendung gewissermassen eine Ausnahme
bildet. Es liegen mir aber zahlreiche Urteile vor, die
die Ueberlegenheit meiner Pelikan-Künstler-Aquarell-
farben den englischen Aquarellfarben gegenüber doku-
mentieren.
Als aber s. Zt. in einer Briefkastennotiz der Tech-
nischen Mitteilungen für Malerei diese Frage nochmals
angeschnitten wurde, habe ich mich, weil ich ja selbst
Partei bin, an Herrn Prof. Leitzen, den Direktor
der Gewerbeschule in Braunschweig, gewandt,
um ein Gutachten von ihm zu erbitten, da derselbe
ja in solchen Fragen als massgebender Sachverstän-
diger betrachtet werden kann. Zur Prüfung wurde
ein gleiches Farbensortiment von Pelikan-Aquarell-
farben und Aquarellfarben der Firma Winsor & Newton
gegenübergestellt. Den Wortlaut des Befundes gestatte
ich mir Ihnen einliegend zu überreichen.
Zu den drei von Herrn Prof. Leitzen angeführten
Punkten, betreffend
t. Sepia nat. und Sepia röm.,
2. Viridian und Gebr. Siena,
3. Lampenschwarz,
gestatte ich mir zu bemerken, dass dieselben in-
zwischen gegenstandslos geworden sind. Die Qualität
meiner unter Punkt 2 und 3 angeführten Farben ist
seitdem geändert, wohingegen ich die unter Punkt t
genannten Töne, meine Sepia nat. und Sepia röm., mit
Rücksicht auf die von meiner Kundschaft verlangten
Nuancen beibehalten musste.
Durch die Veröffentlichung dieses Gutachtens in
den Spalten Ihres geschätzten Organs würden Sie nicht
nur meinem Fabrikat, sondern auch der deutschen In-
dustrie und speziell den Künstlern zweifellos einen
Dienst erweisen. Zu diesem Zwecke gestatte ich mir,
Ihnen beigeschlossen eine Kopie des Schreibens des
Herrn Prof. Leitzen zum Abdruck zu überreichen, und
würde Ihnen verbunden sein, wenn Sie meiner heu-
tigen Anregung entsprechen würden.
Mit besonderer Hochachtung
(gez.) Günther Wagner.
II.
Braunschweig, den 13. Juni 1911.
Herrn Günther Wagner, Hannover.
Seit einigen Wochen habe ich Ihre Pelikan-Wasser-
farben mit den Aquarellfarben von Winsor & Newton
verglichen. Meine Untersuchungen hatten folgendes
Ergebnis:
Beide sind gleich feurig und leuchtend, sind gleich
fein verrieben, haben nicht zuviel Bindemittel wie
andere Fabrikate. Die Lichtbeständigkeit ist bei bei-
den gleich, d. h. Karmin steht gar nicht, Preussisch-
blau steht nicht absolut, ist bei beiden Fabrikaten aber
besser geworden gegen früher. Es lässt sich mit beiden
Fabrikaten gleich gut malen; sie lassen sich beide sehr
gut waschen, schon ^ Stunde nach dem Auftrocknen.
Ich finde keinen bemerkenswerten Unterschied. Beide
Fabrikate lassen sich auch durcheinander und mitein-
ander gebrauchen, ohne zu gerinnen. Beide Fabrikate
leisten alles, was ein Aquarellmaler nur verlangen kann.
Durch ihre vorzüglichen Eigenschaften haben sie die
schwierige Technik der Aquarellmalerei wesentlich er-
leichtert.
Diesem allgemeinen Urteile füge ich noch einige
Bemerkungen bei, welche Sie vielleicht wert halten,
bei der Fabrikation zu berücksichtigen:
Ihre Sepia nat. und Sepia röm. sind im Tone
zuwenig verschieden, die letztere müsste wärmer sein.
2. Viridian und Gebrannte Siena könnten noch
feiner verrieben sein.
3. Lampenschwarz hat vielleicht ein bisschen zu-
wenig Bindemittel. Glänzen darf es natürlich nicht,
aber auch nicht leicht mit Brot abradiert werden.
Ich male seit einigen Jahren ausschliesslich mit
Ihren Farben und freue mich oft über sie und bin
erstaunt über ihre guten Eigenschaften. Mit anderen
als Ihren oder W. & N.-Farben sollte man es wohl
lassen, lebensgrosse Porträts zu malen.
Prof. Leitzen,
Direktor der Gewerbeschule, Baumeister und Maler.
Literatur.
Geschichte der Dekorationsmalerei als Ge-
werbe. Von Hugo Hillig. Ein Streifzug durch
zweitausend Jahre deutscher Kulturgeschichte.
Mit 72 Abb. Hugo Hilligs Verlag, Hamburg
(Dehnhaide 12$). Preis brosch. Mk. 5.35, geb.
Mk. 6.— (inkl. Porto).
Praktischer Ratgeber für die Maler-Anstreicher-
und Lackierer-Werkstätte. Von C. Hebing.
Verlag von Georg D. W. Callwey, München.
Preis Mk. 2.50.
Bei den vielfachen Berührungspunkten zwischen
der künstlerischen Malerei und der Dekorationsmalerei
dürfte es vielen erwünscht und von Interesse sein,
auf die beiden obigen Bücher aufmerksam gemacht
zu werden. Insbesondere dürfte das erstgenannte Werk
auch für den „Kunstmaler" manche geschichtliche
Einzelheit enthalten, da in früherer Zeit das Maler-
gewerbe vom Künstlerberuf nicht getrennt war. Wir
werden noch Gelegenheit haben, auf die obigen Bücher
zurückzukommen. B.
Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).