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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 18
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Berger, Ernst: Neue Gutachten über die römisch-pompejanische Wandmaltechnik, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0073

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Manchen, 27. Mai 1912.

Bettage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint )4tägtg unter Lettung von Mater Prof.Ernst Berger.

TIH.Jahrg. 9r.i8.

Inhalt: Neue Gutachten über die römisch-pompejanische Wandmattechnik IV. Mitgeteiit von E. B. (Schluss.)
Die Bitdung der Patina. Von Dr. Hugo Küht-Kiet. — Die moderne Teerfarben-Industrie. (Schluss.)
Tuschzeichnung auf Pauspapier. Von J. Mai. — Bücher über Radierung.

Neue Gutachten über die römisch-pompejanische Wandmaitechnik IV.

Mitgeteitt
Ich bitte freundtichst zu entschuldigen, dass
ich etwas sehr ausführtich geworden bin, aber die
Aeusserung in Ihrem Schreiben: „Die Frage der
antiken Wandmattechnik ist zwar eine technische,
aber sie ist es nicht in erster Linie," hat mich
dazu veranlasst, denn für mich ats Mater ist sie
atterdings in erster Linie eine technische,
aber von einem anderen Gesichtspunkte aus ats
von dem der chemischen Anatyse. Ich frage
ats Mater nur: Wie können diese reichen Wand-
dekorationen mit ihren vielen sorgfättig ausge-
führten Detaits, die zweifellos mehrmaliges Ueber-
malen, vielleicht vielfache Aenderungen nötig
machten, entstanden sein? Ob dafür sorgfältig
ausgeführte Entwürfe gemacht wurden — wie
heute in solchen Fällen —, weiss ich nicht, ich
erinnere mich nicht, welche gesehen zu haben,
aber es wäre denkbar; auch ist es zweifellos, dass
der Hausbesitzer Wünsche für die Dekoration
seines Atriums, Trikliniums u. dgl. m. gehabt und
möglicherweise im Laufe der Arbeit auch Aende-
rungen verlangt hat, — genau so wie heute. An-
gesichts dieser Möglichkeiten wäre es nun sehr
unpraktisch gewesen - natürlich von Spezial-
fällen abgesehen —, den Mauerputz als Fresko
oder als Stukkolustro schon zu färben, ich nehme
vielmehr an, dass die antiken Stubenmaler, die
mit der Schlagschnur und dem Lineal gewiss
genau so gut umzugehen wussten wie unsere
modernen, auf dem weissen Wandputz mit Hilfe
von Kohle oder Rötel (im ältesten Altertum be-
kannt) die Hauptdisposition ihrer Dekoration auf-
zeichneten, da ihnen ja Ellenpapier zur Herstellung
einer perforierten Pausezeichnung nicht zur Ver-
fügung stand. Danach wurde die Wandfläche
nach ihrer Einteilung in den Flaupttönen „einge-

von E. B. (Schiuss.)
strichen", wie der technische Ausdruck heute
lautet, und die antiken Kollegen zeichneten mit
Rötel oder weisser Kreide (Creta eretria, parae-
tonium, creta anularia u. a., Seite 260 Ihres Buches),
je nach Bedarf, die komplizierten architektonischen,
mit dem Lineal und Pinsel auf dem Untergrund
zunächst anzulegenden Glieder auf und füllten sie
mit der Anlegelackfarbe aus. Darauf folgten
die ornamentalen Details, vielleicht sogar mit Hilfe
von Schablonen, und endlich das Weitere an Land-
schaft, Figuren und Licht und Schatten an den
architektonischen Teilen. Das alles lässt sich in
Leimfarbe oder Tempera auch machen, nur muss
man da auf das Auftrocknen warten, und ein
späterer Wachs- oder sonstiger Firnisüberzug
.verändert die Farben doch sehr — vorausgesetzt,
dass die Alten nicht ihre Leim- oder Tempera-
farbe anders zu behandeln verstanden wie wir.
Bei Oelfarbe muss man zu lange auf das Trocknen
warten, was bei Wachsfarbe nicht der Fall ist,
und da ich die alten Maler in Pompeji und Rom
für nicht weniger praktisch halten kann als uns,
so glaube ich, dass sie beim Bemalen grosser
Wandflächen in der als pompejanische Malerei
bekannten Manier wohl ungefähr so vorgegangen
sind, wie oben skizziert. Dass sie sich nicht mit
dem für solche Zwecke ganz unbrauchbaren Fresko
abgequält haben werden, erscheint mir als sicher,
ich teile darin durchaus die auf Seite 6$ Ihres
Buches erwähnte Meinung von Peter v. Cor-
nelius und die Ihrige.
Ihre Frage, ob Ihre im Besitze der Hochschule
befindlichen sieben Versuche mehr Aehnlichkeit mit
den antiken haben als die in anderer (wohlFresko?)
Art angefertigten, lässt sich mit Ja beantworten.
Nur lässt sich wegen des kleinen Formats Ihrer
 
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