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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 4
DOI article:
Berger, Ernst: Neue Gutachten über die römisch-pompejanische Wandmaltechnik
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Ziegler, Walter: Rotationstiefdruck
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0019

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Nr. 4. Münchner kunsttechnische Biätter. 15

4. Grund und Malerei liegen in einer Ebene.
Das soll heissen: Die Gesamtgiättung der
Fiäche voiizog sich erst nach der Bemalung.
Dahingegen glaube ich wahrgenommen zu
haben, dass der Grund oft verschiedenartig
in der Masse (besser: in den Massen) gefärbt
ist. So hat man z. B. Piiaster, breite Friese
und Streifen in einem anderen Grund-
ton der Masse angelegt resp. aufgetragen
ais wie die übrigen Wandflächen.
Doch das ietztere sind iedigiich Ver-
mutungen, da ich die einzelnen Grund-
schichten nur an deren Oberfläche untersucht
habe. Doch habe ich wahrgenommen, dass
man bei leichter Betastung der ganzen Wand-
fläche gerade an Stellen, wo Friese und
Streifen auftraten, Unebenheiten des Grundes
(Nähte) herausfühlt.
Zu Punkt 4 will ich noch hinzufügen,
dass man die Glättung der Gesamtfläche
nach der Malerei am besten an denjenigen
Stellen feststellen kann, wo die Malfarbe et-
was pastös zur Anwendung gelangte, wie
z. B. bei den Lichtern: die sind förmlich in
den Grund hineingeglättet.
III. Herr Theodor Knorr (Strassburg)
schreibt:
1. Nein; ich halte es für ausgeschlossen, dass
diese Wandmalereien al fresco gemalt sind.
2. Theoretisch ist mir die Stukkolustrotechnik
bekannt, ohne dass ich selbst Versuche da-
mit gemacht hätte. Ich halte sie unbedingt
unter allen noch jetzt geübten Techniken für
diejenige, die der antiken Wandmalerei am
nächsten steht.
ß. u. 4- Die Glättung der Oberfläche ist eine sehr
auffallende Erscheinung, besonders an Stellen,
wo der Farbenauftrag durch mehrmalige
Uebermalung eine gewisse Körperlichkeit
bekommen musste. Aber auch an diesen
Stellen ist die Oberfläche offenbar einheitlich
geglättet worden, und zwar erst, nachdem
die Malerei selbst vollendet war. Ueber die
Mittel, die zu dieser Glättung gebraucht
werden, wird sich nichts absolut Sicheres
sagen lassen, doch liegt die Vermutung nahe,
dass hier die in alten maltechnischen Be-
richten wiederholt erwähnte Einbrennung
durch erhitzte Instrumente angewandt wurde.
IV. Herr G. Bakenhus (Kreyenbrück bei
Oldenburg) schreibt:
1. Nach meiner Ansicht sind es keinesfalls
reine Freskomalereien.
2. Stukkolustrotechnik ist mir nicht bekannt,
auch kann ich nicht sagen, wie und womit
die Malereien ausgeführt sind, da ich zuwenig
in diese Materie eingedrungen bin.

ß. Mir ist keine moderne Technik bekannt, in
der diese Art Malereien so auszuführen wären.
4. Die Glättung besteht ohne Zweifel und liegt
die ganze Malerei absolut in einer Ebene.
Sie ist nach meiner Ansicht auch nicht ohne
künstliche Politur zu erreichen. Wie diese
Politur erreicht ist?
Ja, da stehe ich vor einem Rätsel, weil
ich ja absolut nicht in die Materie einge-
drungen bin, und, wie Sie in Ihrem letzten
Artikel bemerkten, man unbedingt selbst
die Versuche angestellt haben muss,
wenn man darüber urteilen will.
Dieser Schlusssatz des Herrn Kollegen Baken-
hus trifft den Nagel auf den Kopf! Nur wer
selbst Versuche in Stukkolustromanier angestellt
hat, wird sich eine richtige Vorstellung davon
machen können, was in dieser Manier zu erreichen
möglich ist. Und da ich selbst hinsichtlich solcher
Versuche Erfahrung genug gesammelt habe, kann
ich als Fünfter mein Urteil hier anreihen:
V. Meine Ansicht ist, dass die Malereien in
den Diokletiansthermcn, wie auch viele andere
in Rom (Palatin, Villa da Livia bei Prima
Porta), in keiner anderen Technik ausge-
führt sind und auch in keiner anderen in
gleicher Weise ausgeführt werden könnten,
als in einer dem Stukkolustro sehr nahe
verwandten Manier. Und selbst in diesem
Falle ist es mir nicht recht erklärlich, wie
z. B. die antiken Arbeiter eine Wandfläche
von der Ausdehnung der Hauptwand des
Raumes der Villa bei Prima Porta (ca. 15 bis
16 m lang und 3 m hoch) ohne jeden An-
satz auftragen, bemalen und glätten konnten;
nur wenn angenommen wird, dass einige Ar-
beiter gleichzeitig daran gearbeitet haben,
Hesse sich eine solche Leistung ermöglichen,
denn auch beim Stukkolustro muss mit
dem feuchten Grund gerechnet werden,
weil sich sonst die Glättung nicht ausführen
Hesse. (Schluss folgt.)
Rotationstiefdruck.
Von Walter Ziegler.
Für den bildenden Künstler, dessen Werke in
illustrierten Blättern und anderen Druckwerken ge-
bracht werden, ist die Qualität der Wiedergabe von
grösster Wichtigkeit. Es wird eine Neuerung in der
Reproduktionstechnik, die etwa seit zwei Jahren die
Fachpresse lebhaft beschäftigt, auch für den original-
schaffenden Künstler von Interesse sein.
Das edelste und ausbildungsfähigste Reproduktions-
verfahren, der Tiefdruck, ist für die billige Massen-
produktion des lllustrationsdruckes dienstbar gemacht
worden. Um uns klar zu machen, welche Vorteile der
Rotationstiefdruck gegenüber dem Schnellpressendruck
von Autotypieplatten, mit dem er in Konkurrenz tritt,
bietet, wollen wir analitisch beide Techniken ver-
gleichen.
Sowohl beim Hochdruck als auch beim Tiefdruck
verwendet man Metallplatten oder Walzen mit fein-
 
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