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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 17
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Die moderne Teerfarben-Industrie, [2]
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Material für Holzschnittechnik
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Antragen und Beantwortungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0072

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68

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 17.

einheitlichen künstlichen Farbstoffen aller Schattie-
rungen des Regenbogens über Sie ausgiesse. Ich will
mich darauf beschränken, Ihnen nur das Neueste auf
diesem interessanten Gebiete vorzuführen. Diesmal
ist, was nicht immer der Fall, das Neueste auch das
Beste. Handelt es sich doch um Farbstoffe, welche
hauptsächlich in der Echtfärberei eine Rolle spielen
und dazu berufen sind, endlich dem Vorurteil, dass
die Teerfarben unecht sind, den Garaus zu machen.
Die ersten Anilinfarbstoffe, so schön und
feurig sie im Vergleich zu den Naturfarbstoffen waren,
Hessen allerdings in ihrer Lichttechnik ausserordent-
lich viel zu wünschen übrig. Seit vielen Jahren schon
sind aber auch echte künstliche Farbstoffe gefunden
und besonders im letzten Dezennium den Färbereien
zur Verfügung gestellt worden, die den natürlichen
Produkten in derLichtechtheit nicht nur gleich
sind, sondern sie darin sogar erheblich übertreffen.
Dennoch eifert man gegen ihre Verwendung, und
Künstler und Kunsthandwerker führen geradezu Krieg
gegen die Teerfarbenindustrie und die Färbereien,
welche sie benutzen. Man verlangt Rückkehr zur Natur,
obgleich die guten, lichtechten Naturfarbstoffe längst
auf künstlichem Wege hergestellt werden.
Schon :868 war Graebe und Liebermann die
Synthese des wirksamen Prinzips der Krappfianze, des
Krapprots oder Alizarins gelungen. Die deutschen
Anilinfarbenfabriken nahmen sofort die Fabrikation
dieses wichtigen Artikels auf, indem sie das aus den
hochsiedenden Anteilen des Teeres stammende An-
thrazen durch Oxydation mit Chromsäure inAnthra-
chinon überführten und dieses durch Sulfurieren mit
Schwefelsäure und Verschmelzen mit Natron in Ali-
zarin umwandelten. Dieses Alizarinrot, von dem heute
etwa 1,8 Millionen Kilo im Werte von :i Millionen
Mark auf den Markt kommen, ist kein eigentlicher
Farbstoff wie die Anilinfarben. Es lässt sich nicht
wie diese auf Wolle, Seide oder Baumwolle direkt
mit oder ohne Säure oder mit Tannin kalt oder in
der Wärme befestigen. Das Alizarin wird erst zum
eigentlichen Farbstoff, wenn man seine Salze, beson-
ders die in Wasser unlöslichen Chrom-, Eisen- oder
Tonerdesalze, am besten mit Oelsäuren kombiniert,
auf der Faser niederschlägt. Es bilden sich dann
Lacke, Krapplacke, von denen besonders derjenige
der Tonerde das bekannte licht- und waschechte Tür-
kischrot ist, jenes Rot, das neben dem blauen Indigo
in allen Teppichen und Stoffen des Mittelalters und
des Orients auch heute noch die Hauptrolle spielt.
Es gelang auch, aus dem Anthrachinon, ausser dem
Rot, orangefärbende, violette, blaue, grüne und braune
Farben zu machen, bei denen besonders die Chrom-
lacke in der Echtheit nicht hinter dem Alizarinrot
zurückstanden. Allerdings konnten diese Alizarinfarb-
stoffe in ihrer Schönheit nicht mit den glänzenden
Anilinfarben konkurrieren. Vor :o Jahren etwa ist
Robert E. Schmidt auch die Lösung dieses Pro-
blems gelungen. Seitdem steilen die Elberfeider
Farbenfabriken und andere im Alizarin-Rein-
blau, -Saphirol, -Astrol, -Uranol, -Irisol und
-Rubino 1 Farbstoffe des Anthrachinons her, welche
die Woll- und Seidenfaser ebenso schön wie die Ani-
linfarben färben und dabei, obschon sie direkt gefärbt
und nicht als Lacke fixiert werden, so lichtecht wie
Alizarinlackfarben sind.
Damit hat sich die frühere Ansicht, dass die An-
thrachinonfarbstoffe nur als Lacke lichtecht sind, als
falsch herausgestellt. Mittlerweile hatte man auch ge-
funden, dass hohe Lichtechtheit nicht ausschliesslich
eine Funktion des Anthrachinonmoleküls ist.
Schon längst hatte man im natürlich vorkommen-
den Indigo eine Ausnahme. Auf dem Gebiete der
Echtfärberei und -druckerei gebrauchte man für Blau
meist diesen Indigo. Hier war er Alleinherrscher.

Deshalb nannte man ihn auch den König der Farb-
stoffe. Von den Anilin- und Alizarinfarbstoffen unter-
scheidet er sich dadurch, dass er nicht direkt wie die
ersteren und nicht als Lack, wie viele der letzteren,
die Faser anfärbt, sondern erst durch Herstellung einer
Küpe durch alkalische Reduktion in eine lösliche
farblose Verbindung übergeführt werden muss, welche
auf die Gespinste und Gewebe aufzieht und dann
durch Oxydation an der Luft als Körperfarbe, Pig-
ment, niedergeschlagen wird.
Die so mit natürlichem Indigo blau gefärbten Stoffe
zeigen nun beim Belichten im Gegensatz zu den obigen
Alizarinfarben eine besondere Eigenschaft.
(Schluss folgt.)

Material tür Holzschnittechnik.
Im Anschluss an den Artikel „Ein Buch über Holz-
schnittechnik" in der vorigen Nummer werden wir
darauf aufmerksam gemacht, dass die Mal- und Zeichen-
materialienhandlung von L. Ruland, München (Ba-
rerstrasse 69), alle für Holzschnitt geeigneten Werk-
zeuge sowie Papiere, für den Druck fertig präparierte
Farben usw. vorrätig hält.

Anträgen und Beantwortungen.
P. W. in Meissen. — Ihrem Wunsche, die „M.
kunstt. Bl." mögen auch den Bildhauer interessierende
Artikel, speziell einiges über die Behandlung von Bronze,
bringen, damit der Anfänger nicht bloss auf den Giesser
angewiesen ist, würden wir gerne nachkommen,
wenn es von Nutzen wäre und uns neue Verfahren
zur Veröffentlichung zugängig gemacht würden. Aber
bekanntlich ist die Bronzebehandlung, Patina usw.
Sache der Erfahrung, die in erster Linie in der Werk-
stätte selbst geübt werden will. Wir werden übrigens
in einer der nächsten Nummern einen Aufsatz über
„Patinierung" bringen und verweisen im übrigen auf
die einschlägige Fachliteratur: „Die Patina", ihre
natürliche und künstliche Bildung auf Kupfer und dessen
Legierungen. Bearbeitet von Dr. L. Vanius undDr.
E. Sutter (Hartlebens chem.-techn. Bibliothek 26:.
Bd. Preis M. 1.60); Die Metallfärbung und
deren Ausführung, mit bes. Berücksichtigung der
ehern. Metallfärbung. Von Georg Büchner, 4. Aufl.
19:0. Verlag von M. Krayn, Berlin. Preis M. 7.50.
E. K., z. Z. in Marburg. — Eine „möglichst ein-
gehende Besprechung über die Technik der Glasmale-
rei" in den Spalten dieser Blätter zu bringen, dürfte
untunlich sein, weil sich nur sehr wenige Kollegen mit
Glasmalerei beschäftigen. Ein Beitrag liegt übrigens
vor, der sich mit der Glasätzung als Vorarbeit für
Glasmalerei beschäftigt. Vielleicht dient Ihnen vorerst
der Hinweis auf die beiden folgenden Bücher: Rob.
Ulke, Katechismus der Porzellan- und Glasmalerei
(Webers Illustrierte Katechismen Nr. 149), Leipzig 1894,
Preis M. 3.—; Felix Hermann, Die Glas-, Porzellan-
und Emaillemalerei in ihrem ganzen Umfange. Zweite
verbess. Auflage (A. Hartlebens chem.-techn. Bibliothek,
ßd. 93. Preis M. 4.—). Falls Sie sich für die Ge-
schichte der Glasmalerei interessieren, so ist das] um-
fangreichste und wohl zuverlässigste das Werk von
Dr. Dittmann, und ein Werk über die Fenster im
Freiburger Dom von Fritz Geiger, das auch über
den besonderen Fall hinaus interessante Mitteilungen
enthält. ObigeWerke werden in der Bibliothek unserer
grösseren Kunstinstitute zu finden sein. B.
 
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