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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 22
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Täuber, Ernst: Einiges über Leinöl, Mohnöl und Walnussöl als Bindemittel für Künstlerfarben
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0089

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HSachen, 12. Ing. 1912

Be!taga zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Ersohelat 14 tägig unter Leitung von Maier Prof. Ernst Berger.

YHI.Jahrg. Nr. 22.

Inhalt: Einiges über Leinöi, Mohnöi und Walnussöl ais Bindemittet für Künstterfarben. Von Dr. Ernst Täuber.
— Zur Einführung der Teerfarben. (2. Fortsetzung.) Von E. B. — Römische Ausgrabungen bei Kor-
netimünster und ihre mattechnische Bedeutung. Von Paut Gerhardt-Düssetdorf. (Schtuss.) — Gemätde-
konservierung durch Stickstoffgas?

Einiges über Leinöl, Mohnöi und Walnussöi als Bindemittel für Künstlerfarben.
Von Dr. Ernst Täuber.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts scheinen
von den trocknenden, fetten Oeten fast ausschliess-
lich Leinöt und Watnussöl als Bindemittel für
Künstlerfarben in Gebrauch gewesen zu sein.
Nur vereinzelt werden in der maltechnischen Lite-
ratur auch andere Oele aufgeführt, z. B. das Mohn-
öl, welches sich dann im Laufe des vorigen
Jahrhunderts mehr und mehr eingebürgert hat.
Es besitzt vor dem Leinöl den Vorzug, dass es
sich leicht vollständig wasserhell erhalten lässt,
und dass es ein Nachgilben der damit angeriebenen
Farben im Dunkeln in weit geringerem Grade
veranlasst als das Leinöl.
Weshalb das Nussöl fast gänzlich in Ver-
gessenheit geraten ist, darüber vermag ich keinen
Aufschluss zu geben. Jedenfalls waren in der
letzten Zeit bis vor einigen Jahren die Mohnöl-
farben vorherrschend. So wurden mir noch im
Jahre 1904 von einer sehr bekannten Künstler-
farbenfabrik als handelsübliche Oelfarben unter
42 Farben 35 nut Mohnöl angerieben geliefert,
während nur 7 Leinöl als Bindemittel enthielten.
Die Anwendung des letzteren war auch in diesen
wenigen Fällen nur erfolgt, weil es sich um sog.
„schlechte Trockner" handelte, die, mit Mohnöl
angerieben, eine ungewöhnlich lange Trockenzeit
erfordern.
Meine Versuche über die Entstehung von
Rissen in der Farbschicht von Oelgemälden be-
lehrten mich dann, dass zwischen Leinöl und
Mohnöl nicht nur in der Färbung und der Trocken-
dauer, sondern auch in anderer Hinsicht recht
erhebliche Unterschiede bestehen.
Es zeigte sich nämlich, dass, wie ich früher*)
*) „Chemiker-Zeitung" [909, S. 85/86 u. 94/95 und
„Münch, kunsttechn. Bl." VII, Nr. [2/15.

berichtet habe, bei der Uebereinanderlegung ver-
schiedenartiger Farben bei Anwendung von Mohn-
öl als Bindemittel die Neigung zur Rissbildung in
der oberen, zuletzt aufgelegten Farbe im allge-
meinen eine sehr grosse ist, während bei Leinöl-
farben eine solche Gefahr fast gar nicht besteht.
Der ausschliesslichen Anwendung des Leinöls
aber stehen ausser seiner an und für sich gelb-
lichen Farbe und seiner Neigung zum Nachgilben,
besonders im Dunkeln, noch manche anderen
Eigentümlichkeiten im Wege, welche dazu zwingen,
neben dem Leinöl auch Mohnöl oder ein anderes
trocknendes Oel anzuwenden.
Zunächst ist in dieser Beziehung anzuführen,
dass Leinöl und stark leinölhaltige Farben beim
Trocknen eine runzlige Oberfläche annehmen,
was bei Mohnöl in sehr viel geringerem Masse
eintritt.
Sodann erhärten manche Leinölfarben in der
geschlossenen Tube bisweilen schon nach kurzer
Zeit. Es gilt dies besonders von Englisch Rot,
auch von gebranntem Ocker, ferner von Ultra-
marin, Mennige und Kobaltgrün. Es soll damit
nicht gesagt sein, dass das rasche Erhärten bei
den genannten Farben immer stattfindet; denn es
kommen hier Imponderabilien in Betracht, welche
die Regel häufig umstossen, aber der Tubenfarben-
fabrikant wird stets damit rechnen müssen, dass
ihm die genannten Farben in der Form von Lein-
ölfarben nach einiger Zeit zur Verfügung gestellt
werden, weil sie unbrauchbar geworden sind.
Auch das allzu rasche Trocknen mancher Lein-
ölfarben steht seiner Anwendung in der Kunst
bis zu einem gewissen Grade im Wege. So
würde schon aus diesem Grunde Bleiweiss in
Leinöl nicht gern benutzt werden.
 
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