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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 3
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Leinwandbilder von der Wand abzunehmen
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Die Färbung von Marmor
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0016

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t2

Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr. 3.

Köiner-Leim und Meht zurechtgemacht, auf starker
Leinwand in nötiger Grösse aufgestrichen, darüber
das abgenommene Biid geiegt und aiierwärts ange-
drückt und endiich die Leinwand auf dem Blendrahmen
befestigt. Ist dies geschehen, dann wird die zuerst
gekiebte Leinwand mit warmem Wasser vom Bilde
abgeiöst und dieses soiange gewaschen, bis keine
Spur von Leim mehr vorhanden ist. Temperaretuschen
gehen auf diese Weise wohi meist verioren; man muss
sie, so gut es geht, wieder hersteiien und Lücken
ausfüHen.
Die Methode kann auch angewendet werden, wenn
auf die Wand direkt gemaite Oeibiider erhaiten resp.
transferiert werden soiien. Der ersten Leimschicht
mag man in diesem Faiie etwas Ochsengaiie zusetzen
oder die Maierei mit einer Zwiebei abreiben, damit
der Leim besser angreift.
Schwieriger ist es, wenn die Oeigemäide auf Lein-
wand gemait sind; aber immerhin käme es auf den
Versuch an, ob nicht die gieiche Methode mögiich ist;
nur müsste die Leinwandschicht noch verstärkt sein
und besonders am Rand, wo man abzureissen beginnt,
ein genügend breites Stück des Mörteis von unten
aufgepickt werden, damit nicht etwa die Oeifarbschicht
aiiein abgerissen würde, was sehr von Uebei wäre.
Wenn die Gemäide an aufrechter WandHäche
stehen, dann würde es sich empi'ehien, so vorzugehen,
dass, an der unteren Kante beginnend, der Mörtel
stückweise aufgepickt wird, so dass sich eine ziem-
iiche Rinne unter dieser Kante biidet. Dann trachtet
man, mit einem Spitzhammer unter die Biidkante zu
getangen und schiägt gieichzeitig auf die durch Papier-
bauschen gut geschützte Vorderseite des Biides mit
einem Hachen Hammer in kurzen Schiägen. Dadurch
iockert sich der Mörtei, wenn auch nach und nach,
und fäiit nach abwärts. So geht man immer weiter
vor. Da anzunehmen ist, dass der Mörtei in einem
aiten Gebäude nicht mehr grosse Festigkeit hat, so
wird man mit Geduld zum Zieie kommen. Den auf
der Rückseite der Leinwand haftenden Mörtel entfernt
man mit Bimsstein.
Ich glaube, dass die nämiiche Methode auch an-
wendbar ist, wenn die Leinwandbiider auf dem Plafond
kaschiert waren. Es würde sich vieiieicht empfehien,
vor der Manipuiation des Abschiagens die ganze Biid-
Häche mit einer Mischung vongieichenTeiienKopaiva-
baisam und Terpentin einzustreichen und diese in den
Grund saugen zu iassen; dadurch wird die Oeifarben-
schicht wieder geschmeidig, und sie würde das Ab-
klopfen mit dem Hammer leichter aushalten.
Dies wären etwa die Mittei, deren man sich bei
Abnahme von aufkaschierten Leinwandöigemäiden be-
dienen könnte. Immerhin muss der jeweiiige Zustand
des Biides, die Steiie, wo es sich befindet, und die
Grösse, die Mögiichkeit, an die Fiäche gut heranzu-
kommen, usw. in Betracht gezogen werden. Davon
und von der Umsicht des Ausführenden hängt es zu-
meist ab, ob die Aufgabe geiingt oder nicht.
(Leipziger Maierzeitung.)
Die Färbung von Marmor
ist wiederhoit Gegenstand von Anfragen gewesen.
In der Zeitschrift: Neuste Erfindungen und Erfahrungen
(herausgegeben von Dr. Th. Kotier), 37. Jhg. t. Heft,
linden sich foigende Angaben, die vieiieicht praktisch
verwertet werden könnten:
Seibst der dichteste Marmor zeigt einen ziemiich
hohen Grad von Porosität, und braucht man ein Marmor-
stück nur durch eine gewisse Zeit in Wasser zu iegen,
um die Wahrnehmung zu machen, dass der Stein bis
zu einer Tiefe von 2 bis 3 mm feucht wird. Auf diese
Porosität des Marmors gründet sich das Färben des-
seiben, und wird ietzteres auf zweifache Weise ausge-

führt: entweder dadurch, dass man in dem Marmor eine
farbige chemische Verbindung erzeugt, oder dass man
ihn geradezu mit einem geiösten Farbstoff imprägniert.
Das erstgenannte Verfahren ist entschieden das wert-
voiiere, indem die in dem Steine seibst erzeugten Farben
beim Aussetzen des Marmors an Licht und Luft unverän-
deriich und so tief eingedrungen sind, dass man sogar
den Stein ieicht überschieifen kann, ohne die Färbung
wegzunehmen. Die bioss durch Imprägnieren des
Marmors mit den Lösungen von Farbstoffen her-
gesteiiten Farben zeigen eben die Eigenschaften aiier
dieser Farbstoffe: Wenn man sie der Einwirkung des
Lichtes und der Witterung aussetzt, findet bald ein
Verblassen der Farbe statt.
Die Färbung unter Anwendung von Körpern,
welche ais farbige Niederschiäge in den Poren des
Marmors enthaiten sind, wird etwa in foigender Weise
auszuführen sein. Für Geib: Man tränkt jene Stellen,
weiche geib erscheinen soiien, mit einer Lösung von
Bieizucker und bemait, nachdem diese trocken ge-
worden ist, mitteis eines feinen Haarpinseis die be-
treffenden Stehen mit einer Lösung von doppeitchrom-
saurem Kaii in Wasser. Es biidet sich dann Chrom-
geib und entsteht dann eine geibe Zeichnung auf dem
Marmor. Die Lösung des doppeitchromsauren Kaii
soii ziemiich verdünnt angewendet werden, Stehen,
weiche tiefer geib gefärbt erscheinen soiien, werden
wiederholt mit'der Lösung behandelt. Ein sehr schönes,
aber auch kostspieiigeres Geib iässt sich hersteilen,
wenn man den Marmor, welcher aber in diesem Falle
ganz frei von Eisenverbindungen sein muss, mit einer
Lösung von Schwefeheber in Wasser tränkt und dann
mit einer Lösung von Kadmiumvitrioi bemait. Es ent-
steht dann in dem Marmor Schwefeikadmium, die
unter dem Namen Indischgeib (? E. B.) bekannte pracht-
voh geib gefärbte Maierfarbe.
Geib kann noch hergesteht werden mit einer
Lösung von Auripigment in Aetzammoniak — Saimiak-
geist —, einer Lösung von Pikrinsäure oder Gummi-
gutti in Aikohoi.
Rot wird erhaiten durch Beizen des Steines mit
einer Lösung von Zinnsaiz und nachheriger Behand-
iung mit einer aikohoiischen Lösung von Drachenbiut
oder einer Abkochung von Koschenihe. Dunkeirot er-
zieh man durch Aufträgen einer Lösung von doppeit-
chromsaurem Kaii und Uebermaien mit einer Lösung
von Hohenstein in Wasser — t : 20 —. Mit diesen
beiden Farben iassen sich prachtvohe Nachbiidungen
des rosso antico hersteiien.
Grün wird durch Behandein mit einer Grünspan-
iösung erhaiten; besonders schön erhäit man die Fär-
bung auf foigende Art: destihierter Grünspan wird
mit Wachs zusammengeschmoizen und die Masse auf
jene Stehen der Steine gebracht, weiche gefärbt
werden soiien. Durch ein über die Masse gehaitenes
heisses Eisen bringt man sie wieder zum Schmeizen
und erhäit nach Entfernung der nicht eingedrungenen
Masse den Stein in der Färbung des verde antico.
Braun wird durch Bestreichen des Steines mit
einer Lösung von Kaiiumpermanganat — übermangan-
saurem Kaii — und nach dem Trocknen durch Be-
handeln mit einer Zuckeriösung erhaiten.
Biau steht man durch Behandein mit Eisenvitrioi
und dann mit rotem Biutiaugensaiz dar oder durch
Aufträgen von Indigokarminiösung.
Grau bis Schwarz: Behandein mit sehr verdünnten
Lösungen von salzsaurem Anilin für Grau, mit konzen-
trierteren für Schwarz und dann mit einer Lösung von
Schwefeikupfer in Ammoniak oder durch Behandein des
Steines mit einer Abkochung von Gahäpfein, der man
etwas Biauhoizextrakt zugesetzt hat, und dann mit
Eisenvitrioi.

Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
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