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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 5
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Ziegler, Walter: Rotationstiefdruck, [2]
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Mai, Johann: Nachteile von sauer gewordenen Klebe- oder Farbenzusatzmitteln
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Wasserfeste chinesische Tusche
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0024

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20

Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr. s.

Allerdings zeigt Kattundruck und Kunstkupierdruck
manche Verschiedenheit. Bei ersterem sind die Muster,
Ornamente, Blumen usw. in kupferne Watzen, nicht
auf Ptatten gestochen oder geätzt
Ats Druckfarbe wird nicht Firnisfarbe, sondern
Kteisterfarbe mit Zusatz von Tannin u. a. verwendet,
das Entfernen der überschüssigen Farbe von der
Plattenfläche besorgt ein am Watzenptanium gteitendes
Messer (federnder Racket).
Da beim Kattundruck nicht einzeine Bogen, son-
dern laufende Stoffbahnen bedruckt werden, müssen
die Dessins auf den Watzen in richtiger Verteitung
(Rapport) aufgebracht sein.
Man hätte nun gtauben sotten, dass ein findiger
Kopf schon längst darauf verfallen wäre, das ganze
System des Kattundruckes auch für den Kunstdruck
zu verwerten, aber erst vor wenigen Jahren tauchten
zuerst in Oesterreich, dann in England die ersten der-
artigen Versuche unter dem Namen Rembrandt-Inta-
gtiodruck auf. Diese herrtichen Druckbitder, die selbst
Heliogravüren an Schönheit überlegen waren, reizten
natürtich zur Nachahmung an, zumal das Verfahren
nicht patentamtlich geschützt war, sondern nur geheim
gehalten wurde. Das Prinzipielle der Erfindung ist
nicht mehr patentfähig, daher es auch möglich wurde,
dass verschiedene Anstatten, jede auf etwas abweichende
Art, Schnellpressentiefdrucke von sogenannten Raster-
heliogravüren herstellten. In rascher Folge sehen wir
ähnliche Produkte von Löwy, Bruckmann, Meissen-
bach usw , welche Anstalten natürlich alle ihre empi-
risch gefundenen Vorteile nicht der Oeffenttichkeit
Preisgaben. Dr. Mertens im Vereine mit Rotffs haben
auf ihre Weise das Verfahren weiter ausgearbeitet,
und setzten mit ihren Resultaten die Fachleute in ge-
rechtes Erstaunen, zumal sie selbst auf gewöhnlichem
Zeitungspapier einwandfreie Tonbitder erzielen.
Es waren wohl verschiedene Schwierigkeiten zu
überwinden, um zu dem schönen Endresultat zu
kommen.
Die gewöhnliche Heliogravüre mit dem durch
Harzkörnung unregelmässigen Korn sind für diese Art
des Drückens ungeeignet. Zwischen den vertieften
Elementen, die den Ton bilden, müssen Stege der ur-
sprünglichen Plattenebene vorhanden sein, damit auf
ihnen der federnde Rackel gleiten kann, man liess an
Stelle der Harzkörnung die Rasterkörnung treten, und
diese kann auf verschiedenem Wege erzielt werden.
Man rechnet, wie schon erwähnt, bei den tonbildenden
Elementen des Tiefdruckes mit der basierenden Eigen-
schaft der Druckfarbe. Die Punktelemente können,
auch bei gleicher Einzelgrösse, je nachdem sie weniger
oder mehr vertieft sind, einen helleren oder kräftigeren
Ton ergeben, daher ist man nicht, wie bei der Auto-
typie, die mit vollkräftigen Punkten verschiedener
Grösse die Tonwerte hervorbringt, gezwungen, eine
optische Lichtfilterung durch in Abstand vorgeschaltete
Raster herbeizuführen, sondern man arbeitet meist mit
Kontaktrastern, mit äusserst dünnen Linien. Das Raster
wird entweder vor der Bildaufbringung direkt an Stelle
der Harzkörnung auf der Platte fixiert oder man er-
reicht die Rastrierung durch Kopieren auf die Aetz-
pigmentschicht gleichzeitig mit der Bildtonplatte, wo-
durch die Zerlegung des Bildes resultiert. Um die
Schattentöne geschlossener zu halten, ergeben sich
verschiedene Praktiken, auch erreicht man durch ma-
nuelle Retusche und Nacharbeit eine Vervollkomm-
nung der Tonunterschiede. Für jeden Schnellpressen-
druck ist es von grösstem Vorteil, wenn nicht Be-
dingung, mit Walzen zu drucken. Beim Hochdruck
ist eine Umwandlung der der flachen Druckplatte zur
Walzenform durch Stereotypierung gegeben, für den
Tiefdruck ist diese Uebertragungsweise nicht ver-
wendbar, es muss daher die Bildätzung direkt auf der

Walzenfläche vorgenommen werden. Mertens verwendet
feinpolierte Eisenwalzen, die auf galvanischem Wege
mit einer nur den Bruchteil eines Millimeters dicken
Schicht Kupfer überzogen wird.
(Schluss folgt.)
Nachteile von sauer gewordenen Klebe-
oder Farbenzusatzmitteln.
Durch die in Fäulnis oder Säuerung übergegangenen
Klebemittel, wie Leim, Gummiarabikum, Kleister usw.,
entstehen für die damit aufgezogenen Zeichnungen,
Aquarellmalereien und Photographien verschiedene
Nachteile, denn die durch die Fäulnis entstandene
wässerige Flüssigkeit enthält die Säure, die bei dünnen
oder stark saugfähigen Zeichen- oder Aquarellpapieren
in und auch durch das Papier schlägt und für manche
Farben verderblich werden kann. Das gleiche tritt
z. B. auch bei den guten, aber nicht echten usw. Bron-
zen ein, wenn sie mit sauer gewordener Gummilösung
angerieben oder wenn, wie oben gesagt, derartige
Klebemittel durch das Papier schlagen, und kann man
in beiden Fällen ein ziemlich rasches Verschwinden
des Hochglanzes, ja sogar ein Braun- und Schwarz-
werden der Bronzen beobachten.
Es kann deshalb nur empfohlen werden, den
frisch angesetzten Klebemitteln eine Wenigkeit reine
Karbolsäure zuzugeben, und sollen diese überhaupt
stets verkorkt gehalten werden, denn beim Vertrocknen
und Wiederauflösen bildet sich alsbald die Säure, weil
das Karbol rasch verdunstet. Gummiarabikum soll
ausserdem niemals mit warmem Wasser aufgelöst
werden, da es dann fast sofort sauer wird, weshalb
man nur kaltes, weiches, am besten destilliertes Wasser
nehmen und durch öfteres Umrühren die Lösung be-
schleunigen soll. Für Farben- und Bronzemischungen
kommt allein nur das echte Gummiarabikum, aber
niemals ein Kunstgummi in Frage. J. Mai, Tilsit.

Wasserfeste chinesische Tusche.
Um aus einer gewöhnlichen beziehungsweise nicht
wasserfesten chinesischen Tusche eine solche zu be-
reiten, die der Uebermalung oder auch dem Ueber-
radieren besser standhält, ist es am besten, wenn
eine gute chinesische Stücktusche zuerst in der üb-
lichen Weise mit destilliertem Wasser ziemlich dick
und stoffreich angerieben und erst nachher mit dem
nachfolgenden Mittel versehen wird.
Man nimmt eine Wenigkeit doppeltchromsaures
Kali oder Ammonium, pulverisiert es zu Mehl und
gibt es nachher in die Tusche, die in ein reines Fläsch-
chen gefüllt sein muss, worauf nach dem Verkorken
ein öfteres kräftiges Umschütteln folgt. Nach der
Lösung des Chromsalzes sind die mit dieser Tusche
gezeichneten Striche und Flächen sehr gut wasserfest,
ja selbst die verwaschenen Töne usw. zeigen eine vor-
zügliche Haltbarkeit, wenn nach der Fertigstellung die
Zeichnungen einige Zeit dem Tageslicht ausgesetzt,
d. h. die Tusche durch das Belichten fixiert wird. Das
Chromsalz verleiht jeder mit irgendeinem Klebestoff
versetzten wässerigen Lösung nach dem Belichten
einen hohen Grad von Unlöslichkeit, und beruht auf
dieser Eigenschaft der Lichtdruck, bei dem z. B. die
chromierte Gelatine als Träger des Druckbildes dient.
Schliesslich sei noch bemerkt, dass gute käufliche
flüssige Tuschen gleichfalls in obiger Weise behandelt
werden können, doch ziehe ich die selbstangeriebenen
Tuschen vor. M.
 
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