Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

DOI Heft:
Nr. 8
DOI Artikel:
Struck, Hugo: Hugo Strucks neues Oelfarbenmaterial
DOI Artikel:
Literatur
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0036

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr 8.

farbenmateriais selbst in die Hand genommen und
versendet foigendes Zirkuiar, das wir auch hier zum
Abdruck bringen:
Hugo Struck, Fabrik feiner Künstierfarben]
und Maituche. Speziaiität: Schneiitrocknende, nicht:
einschiagende Oeifarben (Leinöthrnis-Farben mit äthe-
rischen Harzöten). Von niemand bisher fabriziert.
Chariottenburg, den 6. November
Sehr geehrter Herr Koiiege!
Auf vieifach geäusSertem Wunsch von Freunden'
und namhaften Koiiegen, wie Herrn Prof. Rafaei
Schuster-Woidan und anderen, habe ich mich ent-
schiossen, mit meinem aus Rezepten der aiten Meister
gewonnenen Oet und Firnis fertige Künstierfarben in
Tuben sowie den dazugehörigen Maigrund fabrikmässig,
hersteiien zu iassen, um sie der Ailgemeinheit zu-
gängiich zu machen, und werde ich sie unter folgen-
der Benennung in den Handei bringen:
„Hugo Strucks Oeifarben".
Schneiitrocknende, nicht einschiagende Farben, weiche
nicht spröde werden und reissen, sondern mit ihrem
frischen Gianz stehenbleiben, ganz gieich, ob sie ais
dünnflüssig, zarte Lasur, oder ais pastose Deckfarbe
behandett werden.
„Hugo Strucks Maigrund".
Schneiitrocknender weisser Oeigrund, ieicht glänzend,
ohne vorherige Leimung hergesteilt und nicht öl-
saugend. Erhäitiich in Patentbüchsen zum Scibst-
grundieren von Leinwand, Hoiztafein und Maipappen,
und ais fertig grundierte Leinwand und Maipappen.
Mit diesen Farben und diesem Maigrund biete ich der
geehrten Künstierweit ein Farbenmateriai, weiches aiie
bisherigen Künstierfarben an Schönheit und Leucht-
kraft sowohi ais auch an vielseitiger praktischer Ver-
wendbarkeit bei weitem übertrifft.
Eine Bemüssigung zum dicken Hinsetzen der Far-
ben, damit sie nicht einschiagen, existiert nicht mehr !
Es gibt kein anderes Farbenmateriai, das der Indi-
viduaiität des Künstiers so gerecht zu werden vermag
ais dieses. Jeder Künstier kann voiikommen nach
seiner Art mit ihnen verfahren, da sie niemals ein-
schiagen, nie iange nass bieiben oder spröde und rissig
werden, ganz gieich, wie man mit ihnen verfährt!
Es gibt keine wocheniange Wartezeit mehr, bis
die Maierei getrocknet ist, um unbesorgt darauf weiter-
maien zu können! Die Farben ziehen zumeist so
schneit an, dass man bei nicht zu Meinen Biidern ohne
Unterbrechung weitermaien kann bis zur Voiiendung
des Biides ohne jegiiche Gefahr für die Soiidität der
Maierei. Das bedeutet bei fast jedem Bilde eine Zeit-
ersparnis von 5—6 Wochen aiiein durch das schneite
Trocknen der Farben im Vergieich mit anderen Oei-
farben. Eine Grundierung mit meiner Grundierfarbe
ist nach 24—36 Stunden, aiso auf aiie Fäiie in 2 bis
3 Tagen so hart getrocknet, dass man sie mit Gias-
papier giattschieifen und sofort darauf maien resp.
eine zweite Grundierung vornehmen kann, wo es not-
wendig erscheint, während Grundierungen mit anderen
Oeifarben vieie Monate beanspruchen, um nur an-
nähernd ebenso stark zu trocknen.
Ich bitte, sich durch einen Versuch mit meinen
Farben und meinem Maigrund von der Güte dieses
Materials überzeugen zu woiien und sehe Ihrem ge-
schätzten Auftrag gern entgegen.
HochachtungsvoHst
Hugo Struck,
Maier und Radierer.
Im aiigemeinen Interesse bitten wir um gefäiiige
Nachricht über die mit den neuen Struck-Oeifarben

gemachten Erfahrungen und über die damit erzieiten
Erfoige. Münchner kunsttechnische Biätter.
Literatur.
Bei der Redaktion zur Besprechung eingeiangt:
Die Mineral-, Pflanzen- und Teerfarben. Ihre Dar-
stellung, Verwendung und Echtheitsprüfung. Von Dr.
Hans Th. Bucherer, Vorstand des wissenschaftiichen
Laboratoriums der Farbenfabrik von Kaiie & Co., A.-G.
in Biebrach a. Rh., vormais a. o. Professor an der Tech-
nischen Hochschuie zu Dresden. Mit 4 Tafein. Leipzig
1911, Verlag von Veit & Comp. Preis geh. 3.60 Mk.,
geb. 4.60 Mk.
Auf dem engen Raum von 8 Bogen ist hier das
ausgedehnte Gebiet der modernen Farbenfabrikation
von einem sowohi theoretisch ais auch praktisch
erfahrenen Fachmanne zur Darsteiiung gebracht.
Wenn auch derartige Bücher in erster Linie für
andere Kreise bestimmt sind ais für „Kunstmaier",
so ist nichtsdestoweniger der Einblick in verwandte
Wissensgebiete für manchen von ihnen überaus
wertvoü. Gerade die neuen Teerfarbstoffe, die ja
bekanntiich in den ietzten Jahren einen immensen
Aufschwung genommen haben und, wie es scheint,
auch für die Kunstmaierei an Wichtigkeit gewinnen
werden, finden in dem Buche Bucherers aiigemein-
verständiiche Behandiung. Der Leser erhäit Kennt-
nis von ihrer voikswirtschaftiichen und technischen
Bedeutung, ihrer Geschichte, er erfährt den Her-
gang der Fabrikation, von den Ausgangsmateriaiien
angefangen bis zu den Endprodukten, sowie das
Wichtigste über die verschiedenen Verwendungs-
arten in der Industrie. Einige Kenntnisse in der
Chemie müssen beim Leser woht vorausgesetzt wer-
den , wenn er sich mit der Materie der Teerfarb-
stoffe vertraut machen wiii. Das Bucherersche Buch
wird ihm dabei gute Dienste [eisten.
Farbstofftabellen. Von Dr. Gustav Schultz, Pro-
fessor der chemischen Technologie an der Kgi. Tech-
nischen Hochschuie zu München. Fünfte, voiiständig
umgearbeitete und stark vermehrte Auf tage der tabeiia-
rischen.Uebersicht der im Handei befindlichen künst-
iichen organischen Farbstoffe von Gustav Schuitz und
Paui Jutius. i. Lieferung. (Voiiständig in to Liefe-
rungen ä 3 Mk.) Berlin 191t, Weidmannsche Buch-
handiung.
Wer sich eingehender mit den neuesten Er-
rungenschaften auf dem Gebiete der künstiichen
organischen Farbstoffe beschäftigen und einen Be-
griff bekommen wiii, weiche Geistesarbeit hier in
wenigen Jahrzehnten geieistet wurde, mag die „Farb-
stofftabeiien" von Prof. Schuitz einsehen. Er wird
daraus die Erfahrung schöpfen, dass wir hinsichtiich
der Farbenfabrikation seit 30 Jahren, da durch
Perkin und den Hamburger Unverdorben die Aniiin-
farben hergesteiit wurden, Erfindungen und Ent-
deckungen aufeinandergefoigt sind, deren Ende
vorerst gar nicht abzusehen ist. Wenn in der 3. Auf-
iage (1897) die Gesamtzahl aiier organischen Farb-
stoffe mit 504 beendet ist, mag sie in der neuesten
wohi auf 2000 gestiegen sein. In der jetzigen Auf-
iage sind ausser den künstiichen organischen Farb-
stoffen noch die natüriichen organischen und die
unorganischen Farben aufgenommen, so dass diese
Tabeiien ausser für Färber und Chemiker auch für
Farbenkonsumenten anderer Anwendungszweige von
Nutzen sein dürften, insbesondere da ausser den
wissenschaftiichen Bezeichnungen noch Angaben über
Geschichte, Darsteiiung und Eigenschaften aiier
Farben systematisch geordnet zu finden sind. B.

Vertag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
Annotationen