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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 7
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Berger, Ernst: A. P. Laurie über griechische und römische Malmethoden, [2]
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Manchen, 25. Dez. 1911.

Beilage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint )4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

YlH.jahrg. Nr. 7.

Inhait: A. P. Laurie über griechische und römische Maimethoden. Von E. B. (Fortsetzung.) — Der Zinnober,
seine Hersteiiung und sein Gebrauch in der Maierei der ietzten acht Jahrhunderte. Von G. Baken-
hus. — Auf weiche Pappenseite soiien Maiereien, Entwürfe usw. aufgezogen werden? Von J. Mai.
— Patenterteiiung.

A. P. Laurie über griechische
Wenn Herr Laurie übrigens S. 4$ ais Zeit-
punkt des ersten Bekanntwerdens der Wachs-
emuision das Hermeneia-Rez. des 14. Jahrh. n. Chr.
bezeichnet, so übersieht er eben, dass Serenus
Sammonicus nicht viei mehr als IOO Jahre
nach Piinius diese Kenntnis bezeugt. So wich-
tige Daten sollten nicht ausser acht gelassen
werden.
III.
Was Herrn Lauries Ansichten über die römisch-
pompejanische Wandmaierei betrifft, die zum Teil
wiederholen, was von anderen bisher zugunsten
der „Freskotheorie" geltend gemacht worden ist,
so sei nach allem, was ich darüber geschrieben
habe*), hier nur hervorgehoben, dass er bei Be-
sprechung von Vitruvs hier allein massgebendem
Kapitel der Glättungsoperation die gleiche Be-
deutung wie ich beilegt, und S. 83 mich für „den
ersten" erklärt, der nachdrücklich auf das
Glättungsverfahren hingewiesen habe (Herr
B. was I believe, the first to point out the signi-
hcance of these polishing processes). Darin liegt
zugleich, dass er die Wiegmann-Donnersche An-
nahme von der Entstehung der Glätte und des
Glanzes durch die natürliche Bildung des Kalk-
karbonates konsequenterweise nicht teilen kann.
Und nach eigenen Glättungsversuchen kommt er
zu dem Resultat (S. 87), dass Vitruvs Angaben
zufolge das altrömische „Buonfresco" sehr erheb-
lich von dem jetzigen abweiche, zunächst hin-
sichtlich der ersten Oberflächenglättung und dann
in der teilweisen oder völligen Polierung der

*) In meinem Buche „Maltechnik des Altertums",
in dem Artikel über Raehlmanns neueste mikrosko-
pische Analysen (Jahrg. VII dieser Blätter, Nr. :i —14)
und in den „Bemerkungen zu Keims neuen Rekon-
struktionsversuchen" (ebenda, Nr. 20 u. ff.).

und römische Malmethoden. (Fortsetzung.)
Oberfläche nach vollzogenem Auftrag der Farben.
Dennoch geht er von dem gleichen Grundsatz
aus wie die Freskoanhänger, dass nach Vitruvs
Angaben Kalk und Marmorsand allein hin-
reichend seien, Glätte und Glanz hervorzu-
bringen, da Vitruv organisches Medium nicht aus-
drücklich erwähne. Herrn Lauries Glättungsver-
suche sind in mancher Beziehung denen ähnlich,
die Schafhäutl (neuestens auch Keim) angestellt
haben. Bei einfacher Färbung erzielte er mittels
Glättkellen sogar einen Glanz „wie von poliertem
Marmor"; nur hat er, da es doch matt-, halb-
glänzend und spiegelglänzend polierten Marmor
gibt, vergessen anzugeben, welchen dieser
Grade er erreicht hat. Bei seinen weiteren
Versuchen, auf den Stuck gemalte Farben zu
glätten, hatte er nur teilweise Erfolg; an ein-
zelnen Stellen wurde Glätte erzielt, an anderen
wurde das Pigment beschädigt infolge einer an-
geblich nicht ausreichenden Glätte des Kellen-
randes (S. 87). Dies scheint mir sehr begreiflich;
aber es wäre die Glättung gewiss leicht möglich
gewesen, wenn Herr Laurie sich eben der Glät-
tungsmittel bedient hätte, wie sie die Stukko-
lustrotechnik anwendet. Leider hat er seine Ver-
suche nur bis zur oberflächlichen Glättung und
nicht so weit fortgeführt, um uns sagen zu können
(vgl. S. 8$), ob auf der bereits geglätteten Fläche
sich habe al fresco weitermalen lassen, was doch
für die Freskotheorie in erster Linie wichtig ist.
Wenn demgegenüber in betreff der Frage, ob
irgendwelche organische Bindemittel, wie Leim,
auf nassem Stuck gebraucht worden seien, S. 81
erklärt wird: Vitruv zufolge seien wir „genötigt,
auf deren Abwesenheit zu schliessen, bis che-
mische Analysen oder sorgfältig ausge-
führte Experimente das Gegenteil bewiesen",
 
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