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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 21
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Berger, Ernst: Zur Einführung der Teerfarben, [2]
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Gerhardt, Paul: Römische Ausgrabungen bei Kornelimünster und ihre maltechnische Bedeutung
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Berger, Ernst: Neue maltechnische Literatur des Auslandes
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0088
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84

Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr. 2t.

7. Kadmiumhochrot und Lacke aus
8. Permanentrot 2G extra sowie
$.Indanthrenbordeaux
in erster Linie in Betracht zu ziehen.
In zweiter Linie wäre ais Oetfarbe
to. Pigmentschariach 3B
bemerkenswert. Nur ais Wasserfarbe ist
11. Thioindigo
aufs wärmste zu empfehlen.
Gute, aber für Zwecke der Kunst nicht ausreichende
Lichtechtheit wurde festgesteiit bei
12. Lack aus Heiioechtrot
(der Farbenfabrik Eiberfeid),
13. Lack aus Permanentrot R
(der A.-G. für Aniiinfabrikation),
14. Pigmentechtrot
(der Farbwerke Höchst).
An Steiie des zu verwerfenden Uitramarinvioiett
und neben dem ais Oeifarbe einwandfreien Kobait-
vioiett treten neu hinzu
13. Lack aus Indanthrenvioiett S und
16. Lack aus Säureatizarinbtau.
Nicht anzuraten ist der Gebrauch von Preussisch-
biau und von Indigo, dagegen zu empfehien die
Lacke aus
17. Indanthrenbiau G,
das in vieien Fäiien das Kobaitbiau und das Uitramarin
ersetzen könne.
Für Zwecke der Dekorationsmaierei besitzen die
Lacke aus
18. Heiioechtbiau
(der Farbenfabrik Eiberfeid.)
ausreichende Lichtechtheit.
Von den grünen Farben sind Kupferfarben wegen
ihrer Unverträgiichkeit mit Kadmiumgeib von der
Künstierpaiette auszuschiiessen, das Cöruieingrün durch
Mischungen vonlndanthrengeib G und Indan-
threnbiau G zu ersetzen.
Die oben bezeichneten sechs für Dekorations-
maierei brauchbaren Farben (Nr. 3, 6, 12, 13, 14, 18)
abgerechnet, wurden aiso noch zwöif neue Teerfarb-
stoffe zur Einführung in die Künstierpaiette für wert-
voii befunden. (Fortsetzung foigt.)
Römische Ausgrabungen bei
Kornelimünster und ihre maltechnische
Bedeutung.
Von Paui Gerhardt, Düsseidorf.
Aachen und der Aachener Umkreis ist reich an
kuiturhistorischen Ueberiieferungen und biidet häufig
die Fundgrube interessanter und höchst wichtiger An-
haitspunkte für die Kuiturentwickeiungsgeschichte
unserer deutschen Heimat, wovon noch manch er-
habene Denkmäier gewaitiger und mächtiger Zeiten
beredtes Zeugnis abiegen.
Hier finden wir die ersten schwachen Anfänge
der noch schiummernden Kunstfertigkeit unserer Ait-
forderen bis die siegreichen Legionen des mächtigen
aiten Roms auch in dieses reichgesegnete Land ein-
drangen und mit der Knechtschaft auch Kuitur und
Kunstfertigkeit brachten.
So sind aus diesem Grunde besonders die römi-
schen Ueberreste, die auf unsere Zeit überkommen
sind, von aiiergrösster Bedeutung, und woht wert, auf
das Sorgfäitigste geschützt und gepfiegt zu werden.
Dazu gehört vor aiiem auch die in jüngster Zeit
begonnene Ausgrabung der römischen Siedeiung bei
Kornetimünster, die unter der Leitung des Herrn Prof.
Dr. Max Schmid von der Technischen Hochschuie zu
Aachen sowie auch des Herrn Museumsdirektors Dr.
Schweiker geieitet wurden.
Bisher konnten ieider nur Ausgrabungen im kieinen

Massstabe vorgenommen werden, jedoch bewiesen
schon diese, dass umfangreichere Arbeiten von grossem
Erfoige sein würden, da die bisher gemachten Funde
besonders auf maitechnischem Gebiete von aiiergrösster
Bedeutung sind.
Kornetimünster ist geschichtiich iängst bekannt,
und die Tradition geht bis auf Ludwig den Frommen
zurück, der auf der Höhe ein Kirchlein erbaute, in
dessen Mauerwerk er römische Baureste mit einmauern
iiess.
Römische Siedeiungen sind hier keineswegs seiten.
Im Jahre 1901 veröffentiichte Feiix Hettner einen Be-
richt über drei Tempeibezirke im Trevereriande. Im
mauerumgrenzten Raume befinden sich mehrere Tem-
peichen und zumeist daran anschiiessend eine Siede-
iung. Ais Grundform dieser Tempei ergibt sich ein
quadratischer Mitteiraum mit einem Umgang, während
das Dach von Säuien getragen wird. Neuerdings sind
noch mehrere soicher Tempeianiagen auf der iinken
Rheinseite bekannt geworden. Prof. Dr. Lehner, der
Direktor des Bonner Provinziaimuseums, hat darauf
hingewiesen, dass es sich auch hier offenbar um einen
jener Tempeikompiexe handeie. Und dies wurde durch
den Fund zweier Bronzepiaketten bestätigt. Eine
grössere enthieit die Widmung des köinischen Priesters
Marcus Fucissius Secundus an einen Gott Varneno.
Die zweite kieinere Inschrift ist dem „Genino Varneni"
geweiht, offenbar dem Gotte der Ortschaft Varnenum.
So erfahren wir, dass Kornetimünster zu Römer-
zeiten Varnenum hiess, und dass ein Gott Varneno
hier verehrt wurde. Einen Aitarstein scheint Ludwig
der Fromme mit in den Turm der Kirche eingebaut
zu haben, wo derseibe heute noch zu sehen ist.
Aus den keramischen Funden steiite Herr Assistent
Hagen fest, dass die Gründung des Ortes vermutiich
in die Zeit um 80 n. Chr. fäiit. Der ursprüngiiche
Tempei scheint baid niedergebrannt zu sein, doch ein
neues grösseres Heiligtum entstand auf derseiben
Steiie. Mit dem Schutt des ersten Tempeis bedeckte
man den Rest der Mauern, wo sich unter dem neuen
Estrich ein Teii eieganter Bemaiung erhaiten hat, die
die Zeiia des ersten Heiiigtums schmückte.
Der Wandstuck, der getreu der aiten besten rö-
mischen Gepflogenheit, wie es Vitruv beschrieben hat,
ist dementsprechend in drei Schichten ausgeführt und
ist für die Aufnahme der Maiereien entsprechend an-
gepasst. (Schiuss foigt.)
Neue maltechnische Literatur des Aus-
landes.
Unter den sich für Maitechnik interessierenden
Ausiändern standen bis jetzt die Engiänder in erster
Linie. Neuerlich sind Ausgaben von Cenninis Traktat
der Maierei in engiischer Sprache (übersetzt von Miss
C. S. Harringham) und eine zweite Aufiage des näm-
iichen Buches der Ausgabe von Victor Mottez in
französischer Sprache erschienen. Auch Lionardo da
Vincis Traktat liegt in neuer französischer Bearbeitung
vor. Neben diesen historisch wichtigen Kunstbüchern
hat die ausiändische Literatur für Maltechnik einige
neuere Werke gezeitigt, die rein wissenschaftiich das
Thema der Maikunst und deren Mittei behandein. Es
iiegt vor uns ein Werk, betiteit: Les Peintures, von
einem französischen Chemiker Frangois Margivai
(Paris 1912, Masson & Co.), das in knapper Form die
Farben und die Maiweisen behandeit, überdies eine
interessante bibiiographische Zusammensteiiung neuer
französischer Arbeiten enthäit. Von besonderem In-
teresse ist dann noch eine französische Ausgabe des
italienischen Autors G. Previati, Les Principes scien-
tifiques du Divisionisme (Paris 1910, A. Grubicy), auf
das des Inhaits wegen hingewiesen sei. E. B.
 
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