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Nr. 22.

Münchner kunsttechnische Blätter.

M7

16. Lithopone-Weiss von Dr. König.
III. Auf mit rotemBolusgrund versehener Unter-
lage (Papier) wurden ausser den Aufstrichen i — 9, 11
und 15 noch folgende Aufstriche gemacht:
1. BleiweissmitRubens-Trockenöi (nach dem
Rez. Nr. 7. des Mayerne-Manuskriptes;
letzter Absatz, hergestellt aus gebleichtem Lein-
öl über Bleiglätte 14 Tage lang der Sonne aus-
gesetzt).
2. Dieselbe Bleiweissölfarbe mit einer Mischung von
Terpentinbalsam und Terpentinöl (1:1).
Zu dieser Mischung benutzte ich den mir von
Herrn Kollegen Georg Geissler überlassenen
Tannenterpentin, den er aus den Vogesen durch
die Vermittlung von im Felde stehenden Freunden
erhalten hatte, und der mit dem sog. echten
Strassburger Terpentin identisch sein dürfte.
3. Dieselbe Bleiweissölfarbe mit einer Mischung
des nämlichenTerp entinb als ams und Petr o -
leum.
4. Dieselbe Farbe mit Spiköl.
Die obigen vier Bindemittelmischungen entsprechen
den in dem genannten Manuskripte erwähnten ge-
bräuchlichen Anreibe- und Malmitteln der Rubens-
zeit (XVII. Jhdt.).
IV. Die Aufstriche auf Glas wurden wie folgt
gemacht:
a) Im hellen Licht zur Trocknung bestimmt:
1. Bleiweiss mitLeinöl gerieben (wieoben angezeigt).
2. „ „ „ und Nelkenöl.
3- „ „ „ „ Copaiva-Oel.
4. „ „ „ " rektihz. Terpentinöl.
5. Bleiweiss mit Rubens-Trockenöl (wie oben an-
gezeigt).
6. Bleiweiss mit Rubens-Trockenöl in Vermischung
mit Terpentinbalsam und Terpentin (wie
oben).
7. Die nämliche Bleiweiss-Oelfarbe in Ver-
mischung mit Terpentinbalsam und Petro-
leum.
8. Dieselbe Farbe mit Spiköl.
b.) Im Dunkeln zum Trocknen bestimmt:
9. Fiedlers Spezialweiss.
10. „ „ mit Copaiva-Oel.
11. , „ „ rektihz. Terpentinöl.
12. Bleiweiss mit gebleichtem Leinöl (wie oben).
13. „ „ „ „ und Nelkenöl.
i4- „ „ „ „ „ Copaiva-
Oel.
13. Bleiweiss mit gebleichtem Leinöl und rektihz.
Terpentinöl.
16. Bleiweiss mit Rubens-Trockenöl.
*7- „ „ „ „ und Terpentin-
balsam und Terpentinöl.
18. Bleiweiss mit Rubens-Trockenöl und Terpentin-
balsam und Petroleum.
19. Bleiweiss mit Rubens-Trockenöl und Spiköl.
Hier möchte ich gleich einige Beobachtungen
bei den auf Glas gemachten Aufstrichen an-

führen, für die ich keine Erklärung wüsste, wenn nicht
die Petruschewskyschen Untersuchungen die Möglich-
keit zu ihrem Verständniss geben würden. Es hat sich
nämlich die aulfallende Tatsache herausgestellt, dass
einige der Aufstriche, die anfänglich eine genügende
innere Konsistenz hatten, also was wir mit dem Aus-
druck „stehen" bezeichnen, mit einem Male ins Laufen
kamen, dieFarbschicht wurde sozusagen „beweglich",
und dieser Zustand dauerte einige Tage; ich musste
die aufrecht stehenden Glasplatten umkehren und zwar
so, dass die flüssige Farbe nicht in den nebenstehenden
Aufstrich hineinlaufen konnte, und schliesslich musste
ich die Gläser wagrecht legen. Dass das Glas haupt-
sächlich daran Schuld trägt, ist wohl erklärlich, weil
die Adhäsion hier viel geringer ist, bei den Aufstrichen
auf Oel- und auf Kreidegrund trat das „Laufen" der
Farben auch nicht ein. Aber unter gewissen Umständen,
wenn das Oelbindemittel sich von dem Farbkörper
abscheidet, was bei manchen schweren Farben ziemlich
leicht möglich ist, wird auch auf anderem Grund diese
Erscheinung statthnden. So war es der Fall, als ich
schon vor etlichen Jahren die nämlichen Versuche zu ma-
chen begann, dass eine Zinkweissölfarbe auf festem Krei-
degrund, der auch mit schwarzen Querstrichen versehen
war, plötzlich, etwa nach dem 3. oder 4. Tage, ins Lau-
fen kam und dadurch die ganze Probetafel verdorben
wurde.
Bei den diesmaligen Aufstrichen auf Glas beobach-
tete ich dieses Beweglichwerden der Farben sowohl
bei den im hellen Licht als auch im Dunkeln verwahrten
Aufstrichen am 3. oder 4. Tage nach dem Aufstrich.
Mischungen von Bleiweiss mit Leinöl, mit
Nelkenöl und Copaiva-Oel (1, 2 3, 12, 13 u. 14
der Tabelle IV), die am 26. II. aufgestrichen wurden,
kamen am 1. III., also am 4. Tag (da heuer Schaltjahr
war), ins Laufen; dagegen blieben alle Mischungen, die
Terpentinöl enthielten, unbeweglich, obwohl die Schich-
ten noch ganz nass geblieben waren.
Von den Mischungen, die Rubens-Trockenöl und
Bleiweiss zur Basis hatten, zeigte die erste (3 u. 16 der
Tabelle IV) die Erscheinung in sehr viel geringerem
Grade, die Petroleum enthaltende (7 u. 18 der Tabelle IV)
nur die im Licht verwahrte, die Spiköl enthaltenden
Mischungen (8 u. 19 der Tabelle IV) kamen am 4. Tage
ins Laufen, auch in viel geringerem Grade als die Mi-
schungen mit reinem Leinöl.
(Fortsetzung folgt.)
Deutsche Japanlacke.
Die Bedeutung der chinesischen und japanischen
Lackindustrie ist allgemein bekannt. Sie beruht zum
Teil auf der Vorzüglichkeit des Materials, mit dessen
Behandlung die Japaner aber am besten vertraut sind.
Lackproduzierende Bäume gibt es z. B. in Tonkin,
in Cambodia, in China und in Japan. Der Lackbaum
von Cambodia produziert eine transparente Politur,
welche sehr geschätzt wird. Nach Verlauf von vier
Jahren nach dem Pflanzen hat dieser Baum (Melanorrhea
laccitera), welcher im ganzen Lande in Ueberhuss
wächst, eine Höhe von 2 — 4 Metern erreicht und
 
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