Aus drei Basler Sammlungen stammen die meisten der im folgenden Katalog beschriebenen
Schweizer Münzen und Medaillen.
J. J. Wilhelm Bachofen-Burckhardt (1853-1906), der Neffe des großen Religions-
forschers J. J. Bachofen, Bandfabrikant und Besitzer des «Weißen Hauses» am Rheinsprung, hatte eine
der größten Sammlungen Schweizer Münzen und Medaillen aufgebaut, die je in Privatbesitz zu-
sammenkam. Sie wurde 1918-1921 in Frankfurt am Main in vier Auktionen versteigert. Einige Stücke,
die damals nicht zur Versteigerung gelangten, befanden sich im Besitze seiner Witwe und wurden
nach deren Tod 1941 veräußert. Von diesen seien die schöne Spezialserie von Kremnitzer St. Georgs-
Münzen in Gold (No. 712-716) erwähnt, das 3 Dukatenstück des Salzburger Erzbischofs Georg von
Kuenburg von 1586 (No. 620), ferner das 20 Dukatenstück des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen
No. 616), das große Basler Medaillon von 1685 (No. 335), sowie die älteste Porträtmedaille von Ni-
kolaus von der Flüe, von der Hand Jakob Stampfers (No. 48).
Eine längere Geschichte hat die zweite Sammlung. Ihre Anfänge liegen im 18. Jahrhundert.
Postmeister Johannes Schorndorf (1705-1769) ist in der Numismatik als intimer Freund
J. C. Hedlingers bekannt. Er legte den Grundstock einer Medaillensammlung an, die dann sein Sohn
Daniel Schorndorf (1750-1817), Deputat und letzter Landvogt zu Kleinhüningen, weiter
ausbaute. Auch er stand in engem persönlichem Kontakt mit den namhaften Schweizer Medailleuren
seiner Zeit, so vor allem mit J. C. Mörikofer und H. Boltschauser, ferner mit Samson, J. Handmann,
Gruner u. a. Sein Briefwechsel mit diesen Künstlern hat sich teilweise erhalten, so z. B. ein Brief
Boltschausers aus dem Jahre 1789, in welchem dieser Daniel Schorndorf ein Exemplar seiner seltenen
Medaille auf J. W. Goethe zusandte (No. 90 der Auktion). Während Schorndorf hauptsächlich
die Werke Schweizer Medailleure sammelte, so hat der Erbe seiner Sammlung, sein Schwiegersohn
Jakob Burckhardt (1785-1858), auch die Münzen der Schweiz und des Auslandes gepflegt. Burck-
hardt war Obersthelfer und später Antistes der reformierten Kirche zu Basel und hatte zur ersten
Frau Susanna Maria Schorndorf, die Tochter des Deputaten. Aus dieser Ehe entsproß am 25. Mai 1818
Jakob Burckhardt, der große Historiker und Kulturforscher; in seiner Jugend hat er die Sammlung
gekannt und ihre Betrachtung hat gewiß sein Kunstinteresse gefördert. Die Sammlung wurde nach
dem Tode des Antistes nicht weiter ausgebaut. Die Spezialserie von Hedlinger-Medaillen kam schon
vor einer Reihe von Jahren (1911) an das Basler Historische Museum. Der Hauptteil, der über
80 Jahre in Familienbesitz geruht hatte, wurde kürzlich veräußert, wobei die numerisch überwiegende
Anzahl von Stücken und die Dokumente ebenfalls an das Historische Museum gelangten. In der
Auktion stammen zahlreiche Schweizer Medaillen aus dieser Sammlung, wobei vor allem die Werke
von Stampfer (No. 56, 71, 129, 130, 131), die beiden seltenen Bleimedaillen der Basler Bischöfe Johann
Conrad von Roggenbach (No. 354) und Johann Conrad von Reinach-Hirzbach (No. 358), sowie der
unedierte goldene Ehepfennig von Zürich (No. 134) besonders zu erwähnen sind. Ferner seien ge-
nannt: Die schöne Serie Berner Goldmünzen, die reichhaltige Abteilung Basler Münzen und Medaillen,
hierbei am bemerkenswertesten der unedierte Ve Guldentaler 1606, aus einem sonst münzenlosen
Jahrzehnt der Basler Münze (No. 305), und der Plancus-Guldentaler von 1571 (No. 309), schließlich
die beiden schönen Renaissance-Medaillen auf Karl den Kühnen (No. 66) und Papst Pius II. (No. 74).
Aus einer dritten Sammlung aus altem Basler Patrizierbesitz kommen der seltene Basler Halb-
taler 1542 (No. 289), die goldene Medaille von Dassier auf das Freischießen in Basel anläßlich der Bürger-
rechtsbestätigung des Markgrafen Carl Wilhelm von Baden (No.339), das 5Dukatenstück 1718 des Salz-
burger Erzbischofs Franz Anton von Harrach, von der Hand des Augsburger Medailleurs P. H. Müller
(No. 621), und das schöne 4 Scudi-Stück von Papst Innocenz XII (No. 673), ein Werk des Luzerner
Stempelschneiders P. P. Borner.
Die kleine ausgewählte Serie griechischer Münzen stammt zumeist aus dem Besitz eines
Schweizer Kunstfreundes, der bei der Auflösung der berühmten Sammlungen Pozzi, Sir H. Weber und
G. Locker-Lampson seine wichtigsten Käufe tätigte und dessen Hauptinteresse künstlerisch bemerkens-
werte Stücke der klassischen griechischen Münzkunst waren.
Die Serien ausländischer Goldmünzen wurden aus den verschiedensten Quellen zusammen-
gestellt. Vorbesitzer der meisten deutschen Raritäten war ein 1941 verstorbener bekannter
Münzhändler.
Schließlich seien noch einige Nummern erwähnt, die in der Ausstellung «Die Münze» im Basler
Gewerbemuseum Oktober-tNovember 1942, meist in der Abteilung «Die Münze als Kunstwerk»,
gezeigt worden waren: 13, 234, 235, 248, 289, 387, 439, 443, 460, 474, 483, 484, 589, 596, 605, 632,
639, 659, 673, 694. H. A. C.
Schweizer Münzen und Medaillen.
J. J. Wilhelm Bachofen-Burckhardt (1853-1906), der Neffe des großen Religions-
forschers J. J. Bachofen, Bandfabrikant und Besitzer des «Weißen Hauses» am Rheinsprung, hatte eine
der größten Sammlungen Schweizer Münzen und Medaillen aufgebaut, die je in Privatbesitz zu-
sammenkam. Sie wurde 1918-1921 in Frankfurt am Main in vier Auktionen versteigert. Einige Stücke,
die damals nicht zur Versteigerung gelangten, befanden sich im Besitze seiner Witwe und wurden
nach deren Tod 1941 veräußert. Von diesen seien die schöne Spezialserie von Kremnitzer St. Georgs-
Münzen in Gold (No. 712-716) erwähnt, das 3 Dukatenstück des Salzburger Erzbischofs Georg von
Kuenburg von 1586 (No. 620), ferner das 20 Dukatenstück des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen
No. 616), das große Basler Medaillon von 1685 (No. 335), sowie die älteste Porträtmedaille von Ni-
kolaus von der Flüe, von der Hand Jakob Stampfers (No. 48).
Eine längere Geschichte hat die zweite Sammlung. Ihre Anfänge liegen im 18. Jahrhundert.
Postmeister Johannes Schorndorf (1705-1769) ist in der Numismatik als intimer Freund
J. C. Hedlingers bekannt. Er legte den Grundstock einer Medaillensammlung an, die dann sein Sohn
Daniel Schorndorf (1750-1817), Deputat und letzter Landvogt zu Kleinhüningen, weiter
ausbaute. Auch er stand in engem persönlichem Kontakt mit den namhaften Schweizer Medailleuren
seiner Zeit, so vor allem mit J. C. Mörikofer und H. Boltschauser, ferner mit Samson, J. Handmann,
Gruner u. a. Sein Briefwechsel mit diesen Künstlern hat sich teilweise erhalten, so z. B. ein Brief
Boltschausers aus dem Jahre 1789, in welchem dieser Daniel Schorndorf ein Exemplar seiner seltenen
Medaille auf J. W. Goethe zusandte (No. 90 der Auktion). Während Schorndorf hauptsächlich
die Werke Schweizer Medailleure sammelte, so hat der Erbe seiner Sammlung, sein Schwiegersohn
Jakob Burckhardt (1785-1858), auch die Münzen der Schweiz und des Auslandes gepflegt. Burck-
hardt war Obersthelfer und später Antistes der reformierten Kirche zu Basel und hatte zur ersten
Frau Susanna Maria Schorndorf, die Tochter des Deputaten. Aus dieser Ehe entsproß am 25. Mai 1818
Jakob Burckhardt, der große Historiker und Kulturforscher; in seiner Jugend hat er die Sammlung
gekannt und ihre Betrachtung hat gewiß sein Kunstinteresse gefördert. Die Sammlung wurde nach
dem Tode des Antistes nicht weiter ausgebaut. Die Spezialserie von Hedlinger-Medaillen kam schon
vor einer Reihe von Jahren (1911) an das Basler Historische Museum. Der Hauptteil, der über
80 Jahre in Familienbesitz geruht hatte, wurde kürzlich veräußert, wobei die numerisch überwiegende
Anzahl von Stücken und die Dokumente ebenfalls an das Historische Museum gelangten. In der
Auktion stammen zahlreiche Schweizer Medaillen aus dieser Sammlung, wobei vor allem die Werke
von Stampfer (No. 56, 71, 129, 130, 131), die beiden seltenen Bleimedaillen der Basler Bischöfe Johann
Conrad von Roggenbach (No. 354) und Johann Conrad von Reinach-Hirzbach (No. 358), sowie der
unedierte goldene Ehepfennig von Zürich (No. 134) besonders zu erwähnen sind. Ferner seien ge-
nannt: Die schöne Serie Berner Goldmünzen, die reichhaltige Abteilung Basler Münzen und Medaillen,
hierbei am bemerkenswertesten der unedierte Ve Guldentaler 1606, aus einem sonst münzenlosen
Jahrzehnt der Basler Münze (No. 305), und der Plancus-Guldentaler von 1571 (No. 309), schließlich
die beiden schönen Renaissance-Medaillen auf Karl den Kühnen (No. 66) und Papst Pius II. (No. 74).
Aus einer dritten Sammlung aus altem Basler Patrizierbesitz kommen der seltene Basler Halb-
taler 1542 (No. 289), die goldene Medaille von Dassier auf das Freischießen in Basel anläßlich der Bürger-
rechtsbestätigung des Markgrafen Carl Wilhelm von Baden (No.339), das 5Dukatenstück 1718 des Salz-
burger Erzbischofs Franz Anton von Harrach, von der Hand des Augsburger Medailleurs P. H. Müller
(No. 621), und das schöne 4 Scudi-Stück von Papst Innocenz XII (No. 673), ein Werk des Luzerner
Stempelschneiders P. P. Borner.
Die kleine ausgewählte Serie griechischer Münzen stammt zumeist aus dem Besitz eines
Schweizer Kunstfreundes, der bei der Auflösung der berühmten Sammlungen Pozzi, Sir H. Weber und
G. Locker-Lampson seine wichtigsten Käufe tätigte und dessen Hauptinteresse künstlerisch bemerkens-
werte Stücke der klassischen griechischen Münzkunst waren.
Die Serien ausländischer Goldmünzen wurden aus den verschiedensten Quellen zusammen-
gestellt. Vorbesitzer der meisten deutschen Raritäten war ein 1941 verstorbener bekannter
Münzhändler.
Schließlich seien noch einige Nummern erwähnt, die in der Ausstellung «Die Münze» im Basler
Gewerbemuseum Oktober-tNovember 1942, meist in der Abteilung «Die Münze als Kunstwerk»,
gezeigt worden waren: 13, 234, 235, 248, 289, 387, 439, 443, 460, 474, 483, 484, 589, 596, 605, 632,
639, 659, 673, 694. H. A. C.