Zeit gerade ist es eine beliebte Praris gewarden, den Rirchen-
vorstanden, die doch noch zu viel pietät haben, als daß sie
alte parainente und gottesdienstliche Gefäße zu verkaufen
sich entschlössen, das Anerbieten der Beschaffung neuer und
schöner jDaramente und Geräthe zu machen, sür die denn
natürlich die alten eingetanscht werden. Bo sind gerade in
letzterer Zeit bei dem, Gott sei Dank, immer allgemeiner
werdenden verlangen, die Uirchen schön geschmückt nnd die
Sakristeien mit würdigen Gegenständen bereichert zu sehen,
und bei dem damit verbundenen Streben der Nückkehr zur
alten Runst, zahlreiche hächst werthvolle Uunstwerke des s7.
und s8. Zahrhunderts verloren gegangen, während das
dafür Gingetauschte im Grunde meist werthlos war. lVährend
die alten s)aramente noch auf eine Neihe von Zahrzehnten
hinaus ein Bchmuck des Gottesdienstes gewesen wären,
haben die dafür eingetauschten modernen Btoffe schon nach
wenigen Zahren ihren künstlich ihnen angethanen Bchein der
Bolidität verloreu und fangen an, ihren wahren Gharakter
zu zeigen. Die Farbe war unecht und verschießt, die
übersponnene Seide verschleißt und der profane baumwollene
Untergrund tritt mit erschreckender Offenheit zu Tage; die
kupfernen „Goldborten" werden schwarz und das um theuern
preis Lingetauschte wandert in die Numpelkammer. Und
wenn wir einen Uelch aus dem s7. oder eine Ukonstranz
aus dem s8. Iahrhundert, die in der alten soliden Technik
und mit Uunstverständniß gearbeitet sind, mit dem vergleichen,
was heutzutage sabrikmäßig unter dem Namen gothisch von
den ksändlern dargeboten wird, so stehen wir nicht an es
zu sagen, daß sene alten, vou selbständigen Uünstlern und
von Uleistern in ihrem Fache gearbeiteten Gefäße, in künst-
lerischer Beziehung ganz unvergleichlich höher stehen, als
diese modern gothischeu.
Die heutige gothische Uunst wird daher, wenn sie
wahre Uunst und nicht Manier und unselbständige Nach-
machung sein will, die Uunstwerke auch der letzten Zahr-
hunderte mit pietät betrachten und behüten und dieselben
nicht als paria's betrachten, deren Anblick und Nähe man
zu fürchten habe. Alles, was wahrem Uunstgeiste entsprossen
ist, ist und bleibt für alle Zeit des Dienstes im kfause
Gottes we.th; unwerth desselben aber ist alles unkünstlerische
und geistlose Machwerk, wenn es auch romanisch oder gothisch
zu sein prätendirt.
Möge mit der neu erwachten alten Uunst auch die
alte Sorge und pietät für deu so bedeutungsvollen ksaupt-
schmuck des Altars, die Bekleidung desselben, wieder zu
neuer Thätigkeit und zu neuer kfingebung erwachen. von
Neuem muß wieder der Grundsatz maßgebend werden, daß
sür das Altar-Antependium im Grunde Nichts zu kostbar
und Nichts zu schön sein kann. Ls ist die höchste Zeit, daß
wir in Deutschland endlich auch diesem Theile des Altars
die gebührende Beachtung schenken. kVieder muß die Nlalerei,
die Goldschmiedekunst, die lVeberei und die Btickerei es sich
zur Lhre anrechnen, mit ihren schänsten Lrzeugnissen den
Altar iu würdiger kveise zu bekleiden und mit der Architektur
und Bkulptur in der Verherclichnng des Gottesdienstes
durch ihre Fürsorge für den Altar nnd seinen Schmuck
wetteifern.
3. Der Attaraufsah.
Von der iLntwicklung des Zlltaraussatzes, rcll.nbulum,
auch Zuperkrmikuls genannt, im und s2. Zahrhundert
iu Deutschland, wissen wir sehr wenig, während mit dem
sZ. Zahrhundert ans einmal die Sache sich ändert und wir
aus dem s^. Zahrhundert schon eine stattliche Neihe von
Beispielen aufzuweisen haben. Das fast gänzliche Fehlen
von Netabeln ans den erstbezeichneten beiden Zahrbunderten
ist, wie früher schon erwähnt, besonders dem Umstande zu-
zuschreiben, daß in dieser Zeit die Altaraufsätze vorwiegend
aus Nketall, und zwar zumeist aus edelm Nketall angefertigt
und daß dazu häusig kostbare Bteine verwendet wurden.
Die Gesahr, daß solche Uostbarkeiten den betreffenden
Uirchen verloren gingen, lag zu nahe und war allzugroß,
als daß wir überhaupt erwarten könnten, daß sich von
ihnen Vieles durch alle Btürme einer Neihe von Zahrhun-
derten hindurch erhalten haben könnte. Bodann aber hat
sich die älteste Bitte, auf den Altartisch Nichts außer dem
Ureuze, den Leuchtern und später auch den Neliguien zu
stellen, nicht auf einmal verloren, sondern es fand da ein
langsamer Uebergang statt, und dieser scheint sich gerade
im ss. und s2. Zahrhundert vollzogen zu haben. Nkan
begann damit, zunächst durch bewegliche Aufsätze, die nur
an gewissen besondern Tagen gebraucht wurden, den Altar-
tisch zu schmücken; dann ging man weiter, indem nian, zum
Theil im Anschluß an diese transportabeln Aufsätze, Netabeln
anfertigte, die für eineu einzelnen Altar bestimmt waren
und die ihrer Gestaltung nach als bleibende, fixe Aussätze
bezeichnet werden kännen, obwohl sie in lvirklichkeit wohl
wegen ihrer Uostbarkeit vielsach nur an kfauptsesten aufge-
stellt wurden. An sie schließen sich sodann jene Netabeln
an, die vom sZ. Zahrhundert ausgehend bei uns in ver-
bindung mit Neliosuien-Aufsätzen standen; bald daraus aber
beginnt schon die Zeit der Flügelaltäre, die in Deutschland
Z Zahrhunderte hindnrch zur beinahe ansschließlichen Geltung
gelaugt sind.
Diese Gesichtspunkte werden für unsere Darstellung
maßgebend sein.
Daneben her wird die Forschung über die nüttelalter-
lichen Altarüberbauten gehen müssen, die Liborien, Baldachine
oder Altarkapellen, sür die wir vom s2. Zahrhundert an
bis in's s6. interessante Beispiele bei uns finden und die
wir bei einer Darstellung der Lntwicklung des Altarbanes
in Deutschland uicht außer Acht lassen dürsen.
Die likwrglichrn Ällaranfsäl;r und dir in LlrtaU odcr
Ltrin grarliritrtrn romanischcn Nrtabrln.
Die ersten Altaraufsätze in Deutschland werden ohne
Zweifel die prachtgefäße gewesen sein, in dcnen man her-
vorragende Neliquien barg. Nachdem Zahrhunderte hin-
durch Byzanz gewissermaßen das Melt-Lmporium kostbarer,
in Gold oder Bilber gearbeiteter Neliguieng fäße gewesen
war, verbreitete sich im 9. und sO. Zahrhundert die Gold-
schmiedekunst mit den verschiedenen in Byzanz so glänzend
mit ihr zugleich geübten Fertigkeiten des Lmaillirens, Niellirens
und der kunstreichen Fassung der Ldelsteine auch nach Deutsch-
land, und bald wetteiferten hier zahlreiche Uünstler mit
denen in Frankreich, Ztalien und Griechenland in würdigster
weise. während die byzantinische Uunst in Bezug auf die
Neliguienbehälter mehr an der Form des Uastens und der
großen Neliquienkreuze festhielt, liebte man im Abendlande
vorstanden, die doch noch zu viel pietät haben, als daß sie
alte parainente und gottesdienstliche Gefäße zu verkaufen
sich entschlössen, das Anerbieten der Beschaffung neuer und
schöner jDaramente und Geräthe zu machen, sür die denn
natürlich die alten eingetanscht werden. Bo sind gerade in
letzterer Zeit bei dem, Gott sei Dank, immer allgemeiner
werdenden verlangen, die Uirchen schön geschmückt nnd die
Sakristeien mit würdigen Gegenständen bereichert zu sehen,
und bei dem damit verbundenen Streben der Nückkehr zur
alten Runst, zahlreiche hächst werthvolle Uunstwerke des s7.
und s8. Zahrhunderts verloren gegangen, während das
dafür Gingetauschte im Grunde meist werthlos war. lVährend
die alten s)aramente noch auf eine Neihe von Zahrzehnten
hinaus ein Bchmuck des Gottesdienstes gewesen wären,
haben die dafür eingetauschten modernen Btoffe schon nach
wenigen Zahren ihren künstlich ihnen angethanen Bchein der
Bolidität verloreu und fangen an, ihren wahren Gharakter
zu zeigen. Die Farbe war unecht und verschießt, die
übersponnene Seide verschleißt und der profane baumwollene
Untergrund tritt mit erschreckender Offenheit zu Tage; die
kupfernen „Goldborten" werden schwarz und das um theuern
preis Lingetauschte wandert in die Numpelkammer. Und
wenn wir einen Uelch aus dem s7. oder eine Ukonstranz
aus dem s8. Iahrhundert, die in der alten soliden Technik
und mit Uunstverständniß gearbeitet sind, mit dem vergleichen,
was heutzutage sabrikmäßig unter dem Namen gothisch von
den ksändlern dargeboten wird, so stehen wir nicht an es
zu sagen, daß sene alten, vou selbständigen Uünstlern und
von Uleistern in ihrem Fache gearbeiteten Gefäße, in künst-
lerischer Beziehung ganz unvergleichlich höher stehen, als
diese modern gothischeu.
Die heutige gothische Uunst wird daher, wenn sie
wahre Uunst und nicht Manier und unselbständige Nach-
machung sein will, die Uunstwerke auch der letzten Zahr-
hunderte mit pietät betrachten und behüten und dieselben
nicht als paria's betrachten, deren Anblick und Nähe man
zu fürchten habe. Alles, was wahrem Uunstgeiste entsprossen
ist, ist und bleibt für alle Zeit des Dienstes im kfause
Gottes we.th; unwerth desselben aber ist alles unkünstlerische
und geistlose Machwerk, wenn es auch romanisch oder gothisch
zu sein prätendirt.
Möge mit der neu erwachten alten Uunst auch die
alte Sorge und pietät für deu so bedeutungsvollen ksaupt-
schmuck des Altars, die Bekleidung desselben, wieder zu
neuer Thätigkeit und zu neuer kfingebung erwachen. von
Neuem muß wieder der Grundsatz maßgebend werden, daß
sür das Altar-Antependium im Grunde Nichts zu kostbar
und Nichts zu schön sein kann. Ls ist die höchste Zeit, daß
wir in Deutschland endlich auch diesem Theile des Altars
die gebührende Beachtung schenken. kVieder muß die Nlalerei,
die Goldschmiedekunst, die lVeberei und die Btickerei es sich
zur Lhre anrechnen, mit ihren schänsten Lrzeugnissen den
Altar iu würdiger kveise zu bekleiden und mit der Architektur
und Bkulptur in der Verherclichnng des Gottesdienstes
durch ihre Fürsorge für den Altar nnd seinen Schmuck
wetteifern.
3. Der Attaraufsah.
Von der iLntwicklung des Zlltaraussatzes, rcll.nbulum,
auch Zuperkrmikuls genannt, im und s2. Zahrhundert
iu Deutschland, wissen wir sehr wenig, während mit dem
sZ. Zahrhundert ans einmal die Sache sich ändert und wir
aus dem s^. Zahrhundert schon eine stattliche Neihe von
Beispielen aufzuweisen haben. Das fast gänzliche Fehlen
von Netabeln ans den erstbezeichneten beiden Zahrbunderten
ist, wie früher schon erwähnt, besonders dem Umstande zu-
zuschreiben, daß in dieser Zeit die Altaraufsätze vorwiegend
aus Nketall, und zwar zumeist aus edelm Nketall angefertigt
und daß dazu häusig kostbare Bteine verwendet wurden.
Die Gesahr, daß solche Uostbarkeiten den betreffenden
Uirchen verloren gingen, lag zu nahe und war allzugroß,
als daß wir überhaupt erwarten könnten, daß sich von
ihnen Vieles durch alle Btürme einer Neihe von Zahrhun-
derten hindurch erhalten haben könnte. Bodann aber hat
sich die älteste Bitte, auf den Altartisch Nichts außer dem
Ureuze, den Leuchtern und später auch den Neliguien zu
stellen, nicht auf einmal verloren, sondern es fand da ein
langsamer Uebergang statt, und dieser scheint sich gerade
im ss. und s2. Zahrhundert vollzogen zu haben. Nkan
begann damit, zunächst durch bewegliche Aufsätze, die nur
an gewissen besondern Tagen gebraucht wurden, den Altar-
tisch zu schmücken; dann ging man weiter, indem nian, zum
Theil im Anschluß an diese transportabeln Aufsätze, Netabeln
anfertigte, die für eineu einzelnen Altar bestimmt waren
und die ihrer Gestaltung nach als bleibende, fixe Aussätze
bezeichnet werden kännen, obwohl sie in lvirklichkeit wohl
wegen ihrer Uostbarkeit vielsach nur an kfauptsesten aufge-
stellt wurden. An sie schließen sich sodann jene Netabeln
an, die vom sZ. Zahrhundert ausgehend bei uns in ver-
bindung mit Neliosuien-Aufsätzen standen; bald daraus aber
beginnt schon die Zeit der Flügelaltäre, die in Deutschland
Z Zahrhunderte hindnrch zur beinahe ansschließlichen Geltung
gelaugt sind.
Diese Gesichtspunkte werden für unsere Darstellung
maßgebend sein.
Daneben her wird die Forschung über die nüttelalter-
lichen Altarüberbauten gehen müssen, die Liborien, Baldachine
oder Altarkapellen, sür die wir vom s2. Zahrhundert an
bis in's s6. interessante Beispiele bei uns finden und die
wir bei einer Darstellung der Lntwicklung des Altarbanes
in Deutschland uicht außer Acht lassen dürsen.
Die likwrglichrn Ällaranfsäl;r und dir in LlrtaU odcr
Ltrin grarliritrtrn romanischcn Nrtabrln.
Die ersten Altaraufsätze in Deutschland werden ohne
Zweifel die prachtgefäße gewesen sein, in dcnen man her-
vorragende Neliquien barg. Nachdem Zahrhunderte hin-
durch Byzanz gewissermaßen das Melt-Lmporium kostbarer,
in Gold oder Bilber gearbeiteter Neliguieng fäße gewesen
war, verbreitete sich im 9. und sO. Zahrhundert die Gold-
schmiedekunst mit den verschiedenen in Byzanz so glänzend
mit ihr zugleich geübten Fertigkeiten des Lmaillirens, Niellirens
und der kunstreichen Fassung der Ldelsteine auch nach Deutsch-
land, und bald wetteiferten hier zahlreiche Uünstler mit
denen in Frankreich, Ztalien und Griechenland in würdigster
weise. während die byzantinische Uunst in Bezug auf die
Neliguienbehälter mehr an der Form des Uastens und der
großen Neliquienkreuze festhielt, liebte man im Abendlande