Zlägel-Altcirbild im
wallraf'schei,
Mufeum in Loln.
aus Braunschweig stammt, und in der großen Wallfahrts-
kirche zu Revelaer vier, einer aus Nürnberg und drei aus
chachsen, die durch den Versasser dorthin gelangt sind.
Um so reicher aber ist Rheinland an herrlichen, der
heimischen Runst entstammten gemalten Flügelaltären. «Ls
war ja auch in dieser Zeit die Rkalerei am Nhein zu wunder-
barer Blüthe gelangt, und namentlich zeichnete sich hier die
oölnische chchule durch edle Zeichnung, reichen Farbenschmelz
und Tiefe der religiösen Lmpfindung aus. Mit vollster
Anerkennung würden hier, wenn der Naum dafür zu Gebote
stände, die schönen Altartriptychen zu Loblenz (Lsospitalkirche),
Tranenburg, Lues, Nruft, Landershosen (jetzt im Dom zu
Frankfurt), Linz, Gberwesel, Sinzig, vallendar zu beschreiben
sein. Doch wir wollen uns, da die meisten der genannten
werke schon ziemlich bekannt geworden sind, nur auf ein
einziges beschränken und dazu ein solches auswählen, das nicht
als vereinzeltes werk eines sonst unbekannten Rünstlers dasteht.
Ueberaus reich an werken dieser Nunst ist das wallraf-
Richarz-NIuseum in Läln, das leider noch viel zu wenig
gewürdigt wird, während es von allen Nluseen Deutschlands
sür die würdigung der deutschen mittelalterlichen Runst
unstreitig eines der wichtigsten ist.
wir heben hier von den prächtigen dort befindlicheu
Triptychen unserer periode eines hervor, das herrliche
Flügelaltarbild vom hl. Nreuze (Nr. 206). Zm Nlittelbilde,
s,7 Nktr. hoch, 0,80 Nktr. breit, häugt der göttliche bseiland,
dessen bsaupt schmerzvoll gesenkt ist, am Areuze, das die zu
Füßen desselben knieende hl. Nkaria Nkagdalena in tiefem
Bchmerze umfaßt und das von klagenden Lngeln nmschwebt
wird. Zur Nechten des Gekreuzigten steht Beine heilige
Nkutter, in tiefe Trauer versenkt und hinler ihr in Tardinals-
tracht der hl. Hieronymus, nach der Legende einem Löwen
den Dorn aus dem Fuße ziehend. Aus der anderen Leite
steht der Lieblingsjünger Zesu mit dem hl. Apostel Thomas.
Zm ksintergrund sieht man eine Darstellung des Todes, der
am Areuze Thristi überwunden wird. Der Grund des
Bildes ist Gold, das, wie der srüher schon einmal erwähnte
schöne Niessen'sche Ratalog sagt, „durch Schraffirungen eine
perspektivische Vertiesung erhalten hat."
Auf dem linken Flügel hält der hl. Zohannes der
Täufer nach alter typischer Darstellung auf der Linken das
Lamm, auf das er mik der Nechten hinweist. Daneben
spielt St. Laecilia auf einem durch einen schwebenden Lngel
getragenen orgelartigen Znstrumente.
Der rechte Flügel zeigt Bt. Agnes, in den ljänden ein
Buch und eine palme tragend, zu ihren Füßen ein Lamm,
und Bt. Alerius, eine Nolle und einen jAlgerhut haltend,
auf welchem ein schwarzes Lhristusgesicht angebracht ist.
Ueber den Gestalten der beiden Flügel, die wie auch
das Nlittelbild aben mit überaus schönem gothischem Laub-
werk abschließen, ist eine Landschaft gemalt und in der Luft
zeigen sich, zum Rreuze hinziehend, kleine Lngel mit Rerzen
und weihrauchgefäßen.
Auf den Außenseiten der Flügel sieht man, grau in
grau gemalt, unten die beiden Gestalten des englischen
Grußes, oben in Nankenwerk die hl. Apostel petrus und
j?aulus.
Das herrliche werk rührt von demselben cälnischen
Nkeister her, der den auch ini Wallraf-Nkuseum befindlichen
schönen Lt. Thomas-Altar angefertigt hat, und wurde wie
dieser vou dem Rechtsgelehrten und patrizier j?eter Nink K
zu Töln gegen (500 in die Rarthause dieser chtadt gestiftet. "
Der Donator bezahlte das Werk mit 200 Goldgulden, einer
für die damalige Zeit sehr hohen chumme, während es (862
für das Niuseum um 5000 Thlr. erstanden wurde.
Westfaken.
Nkit dem Nheinland steht während der hier zn besprechen-
den periode westfalen in engstem Zusammenhangs, und so
gilt auch im Großen und Ganzen für dieses Land das über
die rheinischen Altäre dieser Zeit Gesagte.
Auch in westfalen nimmt, wenn wir auf Grund der
uns erhalten gebliebenen alten Runsterzeugnisse urtheilen,
weit mehr als in andern deutschen Ländern die Nlalerei
gegenüber der Schnitzkunst eine dominireiide Ltellung ein,
wenn auch nicht gerade der Zahl, so doch dem künstlerischen
werthe der vorhandenen werke nach.
wie im Nheinland, so entstammen auch hier gerade
die schönsten und hervorragendsten unter den erhalten ge-
bliebenen Lchnitzaltären keineswegs der heimischen Runst,
sondern sind flämischen Ursprungs. wir nennen zunächst die
großartigen Schreinaltäre iu der Nikolaikirche zu Bielefeld,
in der petrikirche zu Dortmund, in den Rirchen zu Nhynern,
Bchwerte und Vreden, sowie die kleineren in Bausenhagen,
Lnger, Lsaldern, bsaltern, Roesfeld, Lünern, sowie in der
jX'terskirche zu Loest. Ueber sie werden wir später des
Geiiaueren zu sprechen haben.
wir keimen bis jetzt in weflfalen 66 alte Flügelaltäre,
von denen 55 der hier in Betracht kommendeii Runstperiode
angehören. von diesen gehören mithin nach Abzng jener
(( flämischen Altäre nur der westfälischsn Runst an.
Unter diesen aber befinden sich 2( bloß gemalte Altäre.
Nkan vergleiche mit diesen Zahlen die eiitsprechenden später
aus Sachsen mitzutheilenden, und es wird sich ergeben, welch'
merkwürdiger Unterschied hier herrscht. wenn man öfters
die Lkulptur dieser Zeit am Nhein und in westfalen als
vorwiegend einem malerischen Znteresse dienend charakterisirt
hat, so war das wohl zunächst die Folge der schon erwähnten An-
nahme, daß die vielen dort vorfindlichen hervorragenden
flämischen Altarwerke Lrzeugnisse der heimischen Runst seien.
Lie allerdings tragen diesen Tharakter an sich, wozu die
ganz eigene Art der polychromirung, durch welche die
Skulpturflächen gewissermassen zn einer reich ausgestatteten
Bildtafel zusammengeschmolzen werden, nicht wenig beiträgt.
Von den Lkulpturaltären der westfälischen Lcl^ule kann nian
aber dies durchaus nicht behaupten; sie sind von viel ein-
facherer und kräftigerer Anlage, als die flämischen, und wenn
sie auch zahlreiche Grupplii in sich bergen, so finden sich
doch ebensogut auch unter ihnen Statuen-Altäre und Gruppen
mit kleinen Standbildern vermischt.
Die jdolychromirung ist, insoweit dies, nachdem viele
der vorhandenen werke übermalt oder neu vergoldet sind,
sich noch übersehen läßt, ganz die gewöhnliche des Niittel-
alters, die wir wiederholt im Linzelnen zu beschreiben bisher
Veranlassung hatten.
Die Flügel der weslfälischen Altäre sind fast regel-
mäßig im Znneru mit Lkalpturen und imnier außen mit
Nkalereien versehen.
Desgleichen zeigen die noch vorhandenen predellen,
daß man auch sie mit vorliebe mit geschnihten Darstellungen
versah.
Das zu den Altären verwendete Niaterial ist meist
Licheu-, seltener Lindenholz, während die flämischen Altäre,
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wallraf'schei,
Mufeum in Loln.
aus Braunschweig stammt, und in der großen Wallfahrts-
kirche zu Revelaer vier, einer aus Nürnberg und drei aus
chachsen, die durch den Versasser dorthin gelangt sind.
Um so reicher aber ist Rheinland an herrlichen, der
heimischen Runst entstammten gemalten Flügelaltären. «Ls
war ja auch in dieser Zeit die Rkalerei am Nhein zu wunder-
barer Blüthe gelangt, und namentlich zeichnete sich hier die
oölnische chchule durch edle Zeichnung, reichen Farbenschmelz
und Tiefe der religiösen Lmpfindung aus. Mit vollster
Anerkennung würden hier, wenn der Naum dafür zu Gebote
stände, die schönen Altartriptychen zu Loblenz (Lsospitalkirche),
Tranenburg, Lues, Nruft, Landershosen (jetzt im Dom zu
Frankfurt), Linz, Gberwesel, Sinzig, vallendar zu beschreiben
sein. Doch wir wollen uns, da die meisten der genannten
werke schon ziemlich bekannt geworden sind, nur auf ein
einziges beschränken und dazu ein solches auswählen, das nicht
als vereinzeltes werk eines sonst unbekannten Rünstlers dasteht.
Ueberaus reich an werken dieser Nunst ist das wallraf-
Richarz-NIuseum in Läln, das leider noch viel zu wenig
gewürdigt wird, während es von allen Nluseen Deutschlands
sür die würdigung der deutschen mittelalterlichen Runst
unstreitig eines der wichtigsten ist.
wir heben hier von den prächtigen dort befindlicheu
Triptychen unserer periode eines hervor, das herrliche
Flügelaltarbild vom hl. Nreuze (Nr. 206). Zm Nlittelbilde,
s,7 Nktr. hoch, 0,80 Nktr. breit, häugt der göttliche bseiland,
dessen bsaupt schmerzvoll gesenkt ist, am Areuze, das die zu
Füßen desselben knieende hl. Nkaria Nkagdalena in tiefem
Bchmerze umfaßt und das von klagenden Lngeln nmschwebt
wird. Zur Nechten des Gekreuzigten steht Beine heilige
Nkutter, in tiefe Trauer versenkt und hinler ihr in Tardinals-
tracht der hl. Hieronymus, nach der Legende einem Löwen
den Dorn aus dem Fuße ziehend. Aus der anderen Leite
steht der Lieblingsjünger Zesu mit dem hl. Apostel Thomas.
Zm ksintergrund sieht man eine Darstellung des Todes, der
am Areuze Thristi überwunden wird. Der Grund des
Bildes ist Gold, das, wie der srüher schon einmal erwähnte
schöne Niessen'sche Ratalog sagt, „durch Schraffirungen eine
perspektivische Vertiesung erhalten hat."
Auf dem linken Flügel hält der hl. Zohannes der
Täufer nach alter typischer Darstellung auf der Linken das
Lamm, auf das er mik der Nechten hinweist. Daneben
spielt St. Laecilia auf einem durch einen schwebenden Lngel
getragenen orgelartigen Znstrumente.
Der rechte Flügel zeigt Bt. Agnes, in den ljänden ein
Buch und eine palme tragend, zu ihren Füßen ein Lamm,
und Bt. Alerius, eine Nolle und einen jAlgerhut haltend,
auf welchem ein schwarzes Lhristusgesicht angebracht ist.
Ueber den Gestalten der beiden Flügel, die wie auch
das Nlittelbild aben mit überaus schönem gothischem Laub-
werk abschließen, ist eine Landschaft gemalt und in der Luft
zeigen sich, zum Rreuze hinziehend, kleine Lngel mit Rerzen
und weihrauchgefäßen.
Auf den Außenseiten der Flügel sieht man, grau in
grau gemalt, unten die beiden Gestalten des englischen
Grußes, oben in Nankenwerk die hl. Apostel petrus und
j?aulus.
Das herrliche werk rührt von demselben cälnischen
Nkeister her, der den auch ini Wallraf-Nkuseum befindlichen
schönen Lt. Thomas-Altar angefertigt hat, und wurde wie
dieser vou dem Rechtsgelehrten und patrizier j?eter Nink K
zu Töln gegen (500 in die Rarthause dieser chtadt gestiftet. "
Der Donator bezahlte das Werk mit 200 Goldgulden, einer
für die damalige Zeit sehr hohen chumme, während es (862
für das Niuseum um 5000 Thlr. erstanden wurde.
Westfaken.
Nkit dem Nheinland steht während der hier zn besprechen-
den periode westfalen in engstem Zusammenhangs, und so
gilt auch im Großen und Ganzen für dieses Land das über
die rheinischen Altäre dieser Zeit Gesagte.
Auch in westfalen nimmt, wenn wir auf Grund der
uns erhalten gebliebenen alten Runsterzeugnisse urtheilen,
weit mehr als in andern deutschen Ländern die Nlalerei
gegenüber der Schnitzkunst eine dominireiide Ltellung ein,
wenn auch nicht gerade der Zahl, so doch dem künstlerischen
werthe der vorhandenen werke nach.
wie im Nheinland, so entstammen auch hier gerade
die schönsten und hervorragendsten unter den erhalten ge-
bliebenen Lchnitzaltären keineswegs der heimischen Runst,
sondern sind flämischen Ursprungs. wir nennen zunächst die
großartigen Schreinaltäre iu der Nikolaikirche zu Bielefeld,
in der petrikirche zu Dortmund, in den Rirchen zu Nhynern,
Bchwerte und Vreden, sowie die kleineren in Bausenhagen,
Lnger, Lsaldern, bsaltern, Roesfeld, Lünern, sowie in der
jX'terskirche zu Loest. Ueber sie werden wir später des
Geiiaueren zu sprechen haben.
wir keimen bis jetzt in weflfalen 66 alte Flügelaltäre,
von denen 55 der hier in Betracht kommendeii Runstperiode
angehören. von diesen gehören mithin nach Abzng jener
(( flämischen Altäre nur der westfälischsn Runst an.
Unter diesen aber befinden sich 2( bloß gemalte Altäre.
Nkan vergleiche mit diesen Zahlen die eiitsprechenden später
aus Sachsen mitzutheilenden, und es wird sich ergeben, welch'
merkwürdiger Unterschied hier herrscht. wenn man öfters
die Lkulptur dieser Zeit am Nhein und in westfalen als
vorwiegend einem malerischen Znteresse dienend charakterisirt
hat, so war das wohl zunächst die Folge der schon erwähnten An-
nahme, daß die vielen dort vorfindlichen hervorragenden
flämischen Altarwerke Lrzeugnisse der heimischen Runst seien.
Lie allerdings tragen diesen Tharakter an sich, wozu die
ganz eigene Art der polychromirung, durch welche die
Skulpturflächen gewissermassen zn einer reich ausgestatteten
Bildtafel zusammengeschmolzen werden, nicht wenig beiträgt.
Von den Lkulpturaltären der westfälischen Lcl^ule kann nian
aber dies durchaus nicht behaupten; sie sind von viel ein-
facherer und kräftigerer Anlage, als die flämischen, und wenn
sie auch zahlreiche Grupplii in sich bergen, so finden sich
doch ebensogut auch unter ihnen Statuen-Altäre und Gruppen
mit kleinen Standbildern vermischt.
Die jdolychromirung ist, insoweit dies, nachdem viele
der vorhandenen werke übermalt oder neu vergoldet sind,
sich noch übersehen läßt, ganz die gewöhnliche des Niittel-
alters, die wir wiederholt im Linzelnen zu beschreiben bisher
Veranlassung hatten.
Die Flügel der weslfälischen Altäre sind fast regel-
mäßig im Znneru mit Lkalpturen und imnier außen mit
Nkalereien versehen.
Desgleichen zeigen die noch vorhandenen predellen,
daß man auch sie mit vorliebe mit geschnihten Darstellungen
versah.
Das zu den Altären verwendete Niaterial ist meist
Licheu-, seltener Lindenholz, während die flämischen Altäre,
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