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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

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Heuss, Theodor: Alfred Braun
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https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0041
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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins.

Auch die Plakatentwürfe reden für sich
selber. Ein Plakat, das man erklären muß,
auf dessen Wirkung man aufmerksam
machen muß, ist ein schlechtes Plakat. Es
soll im Straßenbild wirken. Es soll eine
eindrucksvolle Formel geben, die im Sinn
des Passanten haften bleibt. Hier hat Braun
entschieden starke Begabung und Phantasie.
Aber worin er noch zu lernen hat, ist die
„Schrift": die Namen der Firmen und Waren
wirksam in die Fläche zu setzen und so,
daß ihr Charakter dem der eigentlichen
Plakatzeichnung verwandt ist.

Das was von Alfred Braun heute an
Arbeiten vorliegt, zeigt einen hohen Grad
von Ernsthaftigkeit in der Problemstellung
und in der technischen Durchbildung, wie
er bei jungen Künstlern im Geniedrang nicht
sehr häufig ist. Das gibt die Stärke des
Künstlers: seine Ueberlegung. Aber was
noch zu ihr kommen muß, ist die größere
Unbefangenheit der Phantasie und der Er-
findung. Selten genug muß man zu dem
lernenden Künstler sagen, er möge weniger
bescheiden sein. Hier, scheint mir, soll man
es sagen. Es wäre ganz verkehrt, Braun in
persönliche Absichtlichkeiten hineintreiben zu wollen, denn die liegen seiner
sachlichen Art wenig. Aber was wir, wenn wir sein ganzes Werk und nicht
bloß die kleine Auswahl betrachten, wünschen, ist dies: er möge die vielen
Ansätze, die in seinen Blättern liegen, bilden und prägen, und zu entscheidenden
großen persönlichen Versuchen sammeln. Dann wird sich das herausheben,
was seine werdende Eigenart der sachlichen Entwicklung unserer Kunst an
fruchtbarer Förderung geben kann. Xh H
 
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