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suchcr desselbcn wird mit Wchmuth au dic Ercignissc
dcukcn, dic sich hicr vollzogcn habcu. Jctzt ist cr mit dcr
Liude eiu wcitgcsehcncs Wahrzcichen der gauzeu Umgebung.
Bcsouders schöu iibcrsicht mau von dcr Centlindc aus
die waldigc Kuppe des nahcn Krähbcrgs, dcsscn oberstc
Spitze von eiuem altgcrmauischen Ringwall cingcschlosscn
ist. Bcim Forsthaus Reisenkrcuz liegt inmittcn schöncr
Anlagcn das oft im Sommcr bewohnte Jagdschloß des
Grafcn zn Erbach-Fürstcnan.
Jn Bcerfcldcn ist in dcr Stadtkirche das Fcnstcr mit
dcn altcn Glasmalcrcien und in dcr nntcrcn Stadt der
Ursprnng der Mümmling aus dcn viclcn Brnnncnröhren
bcmerkcnswcrth.
Air Kurg Frtitustrin.
Blatt 6.
Der Frcicnstcin hat dcn Charactcr cincr Lchensbnrg
und soll von dcu Schcnkcn von Erbach zur Sicherung des
Becrfcldcr Gebirgspasscs errichtct worden sein. Er behauptct
eincn mäßig hohcn Gebirgsvorsprnng oberhalb des Ortes
Gammelsbach. Der beherrschenden Bergseite zu ist dcr
Bnrgraum dnrch cinen Einschnitt gesichcrt. Jm Uebrigen
glcicht ihrc fortificatorische Anlage denen dcr schwäbischen
Lehensbnrgen.
Eine gewaltige Schildmaner, in deren oberer Maucr-
starke sich die Treppe znm Wchrgang bcfindct, schließt die
Angriffseite ab. Der Bergfried, d. h. der Thurm, welcher
bei den größeren schwübischen Burgen frei hinter der
Schildmaner steht, fehlt bci den kleineren Lehensburgcn, so
auch beim Freienstein. An die Ringmauer schließen sich
dic zn einem kleinercn Hofhnlt nöthigen Gcbäude an, so
der Palas nnd ein Dicnstgebände, letztcres jetzt eine Ruine
aus der Renaissancezeit. Hier sind die an den beiden
Anßenseiten angebrachten Erkerbautcn von architectonischem
Jntercsse. Der Thoreingang in den sonst engen Burgranm
ist zerstört.
Vor demsclben ist cin schöner Erbach'scher Wappenstein,
der früher übcr dem Eingang in den Palas eingemnucrt
war, anfgcstcllt. Der drcicckige Wappenschild diescs Scnlptnr-
wcrkcs dcntct auf das vierzchnte Jahrhnndcrt hin, wührcnd
cin cingcmanertcr Stcin mit dcr Jahreszahl 1513 dcr Zeit
dcs Umbanes dcr Bnrg angehört.
Ein ziemlich brciter Zwingerranm nnd anf drei Sciten
ein ticf eingeschnittencr Grabcn nmgibt dic kleinc F-cndal-
bnrg. Zwci halbrnndc Flankiriingsthürme an der Thal-
seite sind ans der Ansangszcit dcs fünfzchntcn Jahrhnndcrts;
sie schützen die Zugünge vom Ort her nnd zeigen in ihrer
baulichcn Anlage nichts Besondcrcs.
Ein kleiner Erkcranbau an dcr Ringmaner weist auf
einen Abort, abcr nicht auf ein Gießloch, im Französischen
iiiaotiiaouli genannt, hin.
Jm sechszehnten Jahrhundcrt erst fanden bei den Bnrgen
und Städten die sogen. Pechnasen über dcn Thor-
eingängcn Anwendnng, wahrcnd die bci den französisch-
bnrgnndischen Burgen durchgeführten Rlaschiknlikrönnng
an jedcn Ort der Ringmauer nnd Thürme das Hinab-
werfcn von Geschossen zum Schutze des Flnsses derselben
gestattete (siehe Vnfflens, Chillon im Wcrk „die Burgen
der romanischen Schweiz" des Verfassers).
Es ist durchaus falsch, alle Vertheidigungsanstalten,
namcntlich die dcr senkrechtcn Vertheidigung, wie sie nns
der französische Architect VioUot-ls Ono in seincm Werk
geschildert nnd dargestellt hat, auf unseren deutschcn
Bnrgcnban anwcndcn zu wollcn.
Wic schon obcn bemerkt tsiche Heft 3), kommcn einzelnc
Gießlöcher nach Art der französischen irmoliioouli nur an
einem Thurm der Burg Ancrbach vor. Die erkerartigen
Anbauten an nnseren älteren Bergsrieden nnd Ringmauern
waren lediglich nur Aborte.
Mt Wlldrnbiirg liri Amorblich.
Blatt 7.
Von den vielen Burgen, welche ich zu durchforschen
und aufzunehmen die Gelegenheit hatte, ist keine mit so.
hohem architectonischen Knnstsinn anfgeführt, wie die
Wildenburg. Man darf fie als die Perle der ältesten
mittelalterlichen Kriegsbanknnstdenkmäler bezeichnen. Jhre
Errichtung nnd Vollendung geht in die Zeit des romanischen
Banstiles zurück, also in die Mitte des dreizehntcn Jahr-
hunderts. Keine Anbauten der spüteren Zeit nnd keinc
Umbauten in Folge der Einführnng der Pnlvcrgeschosse
haben den Gesammteindrnck diescs alten nnd noch verhält-
nißmäßig gut erhaltenen Bandcnkmales becinträchtigt.
Seit ihrer Zerstörnng im Bancrnkriegc ist sie nnbewohnt!
gcblicben und bei ihrer Abgelcgenheit hat man sie anch
nicht als Steinbruch zuni Bau anderer Gebäude benützen!
können. Wir besitzen in dieser Rnine ein nicht genng zn ^
schützendes Lehrniittel für die Kenntniß des Bnrgenbaues!
in der Zcir dcs roinanischen Baustiles.
Wir sehcn hicr in der gcgenseitigcn Stellnng der
Hauptdefensivbauten die Grundsätze der fränkischen Technik
verwirklicht, wie wir sie bci dcn Bnrgen dcr Pfalz nnd
des Untcrelsasses kenncn gelernt haben.
Der gcniale Banmeistcr dicser Bnrg dürftc seine Schnle
in den Dombauhüttcn von Worms und Speier bcstandcn
haben nnd beim Ban ttichtigc Steliimetzcn nnd Wcrklcntc
Pcrwcndet worden scin. Der Kenncr der mittclnltcrlichen
Kriegsbanknnst mnß sich bcim Anblick der Wildenbnrg
sagcn, daß ein solcher Bau nur auf Griind cines voii
einein anch in der Kriegsbaiiknnst crfahrencn Architectcn
entworfcnen Planes so meisterhaft nufgeführt werdcn nnd
daß nnr ein mächtiger Dhnast hicrzn die nöthigcn Mittcl
aufbringen konnte. Wir dürfcn nach dcn Angaben der
Gelchrten annehmen, daß es die Edlen von Düren (Wal-
dürcn) waren, welche znr Sichernng dcr Schirmvogtei übcr
das Kloster Amorbach dic Wildenbnrg in dcm crsten
Viertcl des dreizehntcn Jahrhunderts errichtetcn.
Bestärkt wird diese Annahme dnrch zwei Jnschriften-
steine, welche früher am Hanptthor der Wildenbnrg cingc-
mancrt warcn, jctzt aber nach dcm Erbach'schcn Waldschloß
Enlbach verbracht wurden.
Die Jnschriften lauten:
„Oissv Lui-Ii mnlits Hvr
Lurllert von Durn."
„Oivss Lurli inulits Hsr
Lulibrslit von Lurn."
Der letztere kommt als Herr von Düren in einer Ur-
knndc dcs Jahres 1197 vor nnd der genannte Bnrkart
vou Düren war wohl sein Brnder.
Zwei andere, jetzt noch an dcr Gicbclscitc dcs Pallas
eingemanerte Jnschristensteine wurden schon vielfach, aber
ungenügend gedeutet. Sie lautxn, ebenfalls wie die vor
hergenannten in lateinischen großen Buchstaben eingehauen:
„0 ^Vo Lluter" und
„Lsrtolt uiurto uiioli, lilrioli Iiisrvs mioli."
Alan hat nnu diese Worte anf schmcrzliche Vorgünge
in der Familie dcr Edlen von Düren bezogen nnd den
Namen Bcrtolt anf dcn Bischof Bertolt von Würzburg
bezogen, dcr dnrch dcn Erwerb dcr Besitzungcn nnd Rcchte
des Klosters Amorbach dcn Grafen Ulrich I. von Düren
zn gnälcn snchtc. Das Wort murts sollte mordcte odcr
guältc heißcn. 0 ivs Nutor sei als cin Schinerzensrnf
des Ulrich zn verstchen. Llrioli Iiisivo mioli sei dadurch
entstandcn, daß der obcn gcnnnntc Ulrich scinc Ncchtc an
das Klostcr Amorbach nnd an dic Wildenbnrg an dcn
Erzbischof von Atainz vcränßert habe nnd so scin Sohn
ansrnfcn konnte, Ulrich (scin Vatcr) hat mich gcschlngen
(gcschädigt).
suchcr desselbcn wird mit Wchmuth au dic Ercignissc
dcukcn, dic sich hicr vollzogcn habcu. Jctzt ist cr mit dcr
Liude eiu wcitgcsehcncs Wahrzcichen der gauzeu Umgebung.
Bcsouders schöu iibcrsicht mau von dcr Centlindc aus
die waldigc Kuppe des nahcn Krähbcrgs, dcsscn oberstc
Spitze von eiuem altgcrmauischen Ringwall cingcschlosscn
ist. Bcim Forsthaus Reisenkrcuz liegt inmittcn schöncr
Anlagcn das oft im Sommcr bewohnte Jagdschloß des
Grafcn zn Erbach-Fürstcnan.
Jn Bcerfcldcn ist in dcr Stadtkirche das Fcnstcr mit
dcn altcn Glasmalcrcien und in dcr nntcrcn Stadt der
Ursprnng der Mümmling aus dcn viclcn Brnnncnröhren
bcmerkcnswcrth.
Air Kurg Frtitustrin.
Blatt 6.
Der Frcicnstcin hat dcn Charactcr cincr Lchensbnrg
und soll von dcu Schcnkcn von Erbach zur Sicherung des
Becrfcldcr Gebirgspasscs errichtct worden sein. Er behauptct
eincn mäßig hohcn Gebirgsvorsprnng oberhalb des Ortes
Gammelsbach. Der beherrschenden Bergseite zu ist dcr
Bnrgraum dnrch cinen Einschnitt gesichcrt. Jm Uebrigen
glcicht ihrc fortificatorische Anlage denen dcr schwäbischen
Lehensbnrgen.
Eine gewaltige Schildmaner, in deren oberer Maucr-
starke sich die Treppe znm Wchrgang bcfindct, schließt die
Angriffseite ab. Der Bergfried, d. h. der Thurm, welcher
bei den größeren schwübischen Burgen frei hinter der
Schildmaner steht, fehlt bci den kleineren Lehensburgcn, so
auch beim Freienstein. An die Ringmauer schließen sich
dic zn einem kleinercn Hofhnlt nöthigen Gcbäude an, so
der Palas nnd ein Dicnstgebände, letztcres jetzt eine Ruine
aus der Renaissancezeit. Hier sind die an den beiden
Anßenseiten angebrachten Erkerbautcn von architectonischem
Jntercsse. Der Thoreingang in den sonst engen Burgranm
ist zerstört.
Vor demsclben ist cin schöner Erbach'scher Wappenstein,
der früher übcr dem Eingang in den Palas eingemnucrt
war, anfgcstcllt. Der drcicckige Wappenschild diescs Scnlptnr-
wcrkcs dcntct auf das vierzchnte Jahrhnndcrt hin, wührcnd
cin cingcmanertcr Stcin mit dcr Jahreszahl 1513 dcr Zeit
dcs Umbanes dcr Bnrg angehört.
Ein ziemlich brciter Zwingerranm nnd anf drei Sciten
ein ticf eingeschnittencr Grabcn nmgibt dic kleinc F-cndal-
bnrg. Zwci halbrnndc Flankiriingsthürme an der Thal-
seite sind ans der Ansangszcit dcs fünfzchntcn Jahrhnndcrts;
sie schützen die Zugünge vom Ort her nnd zeigen in ihrer
baulichcn Anlage nichts Besondcrcs.
Ein kleiner Erkcranbau an dcr Ringmaner weist auf
einen Abort, abcr nicht auf ein Gießloch, im Französischen
iiiaotiiaouli genannt, hin.
Jm sechszehnten Jahrhundcrt erst fanden bei den Bnrgen
und Städten die sogen. Pechnasen über dcn Thor-
eingängcn Anwendnng, wahrcnd die bci den französisch-
bnrgnndischen Burgen durchgeführten Rlaschiknlikrönnng
an jedcn Ort der Ringmauer nnd Thürme das Hinab-
werfcn von Geschossen zum Schutze des Flnsses derselben
gestattete (siehe Vnfflens, Chillon im Wcrk „die Burgen
der romanischen Schweiz" des Verfassers).
Es ist durchaus falsch, alle Vertheidigungsanstalten,
namcntlich die dcr senkrechtcn Vertheidigung, wie sie nns
der französische Architect VioUot-ls Ono in seincm Werk
geschildert nnd dargestellt hat, auf unseren deutschcn
Bnrgcnban anwcndcn zu wollcn.
Wic schon obcn bemerkt tsiche Heft 3), kommcn einzelnc
Gießlöcher nach Art der französischen irmoliioouli nur an
einem Thurm der Burg Ancrbach vor. Die erkerartigen
Anbauten an nnseren älteren Bergsrieden nnd Ringmauern
waren lediglich nur Aborte.
Mt Wlldrnbiirg liri Amorblich.
Blatt 7.
Von den vielen Burgen, welche ich zu durchforschen
und aufzunehmen die Gelegenheit hatte, ist keine mit so.
hohem architectonischen Knnstsinn anfgeführt, wie die
Wildenburg. Man darf fie als die Perle der ältesten
mittelalterlichen Kriegsbanknnstdenkmäler bezeichnen. Jhre
Errichtung nnd Vollendung geht in die Zeit des romanischen
Banstiles zurück, also in die Mitte des dreizehntcn Jahr-
hunderts. Keine Anbauten der spüteren Zeit nnd keinc
Umbauten in Folge der Einführnng der Pnlvcrgeschosse
haben den Gesammteindrnck diescs alten nnd noch verhält-
nißmäßig gut erhaltenen Bandcnkmales becinträchtigt.
Seit ihrer Zerstörnng im Bancrnkriegc ist sie nnbewohnt!
gcblicben und bei ihrer Abgelcgenheit hat man sie anch
nicht als Steinbruch zuni Bau anderer Gebäude benützen!
können. Wir besitzen in dieser Rnine ein nicht genng zn ^
schützendes Lehrniittel für die Kenntniß des Bnrgenbaues!
in der Zcir dcs roinanischen Baustiles.
Wir sehcn hicr in der gcgenseitigcn Stellnng der
Hauptdefensivbauten die Grundsätze der fränkischen Technik
verwirklicht, wie wir sie bci dcn Bnrgen dcr Pfalz nnd
des Untcrelsasses kenncn gelernt haben.
Der gcniale Banmeistcr dicser Bnrg dürftc seine Schnle
in den Dombauhüttcn von Worms und Speier bcstandcn
haben nnd beim Ban ttichtigc Steliimetzcn nnd Wcrklcntc
Pcrwcndet worden scin. Der Kenncr der mittclnltcrlichen
Kriegsbanknnst mnß sich bcim Anblick der Wildenbnrg
sagcn, daß ein solcher Bau nur auf Griind cines voii
einein anch in der Kriegsbaiiknnst crfahrencn Architectcn
entworfcnen Planes so meisterhaft nufgeführt werdcn nnd
daß nnr ein mächtiger Dhnast hicrzn die nöthigcn Mittcl
aufbringen konnte. Wir dürfcn nach dcn Angaben der
Gelchrten annehmen, daß es die Edlen von Düren (Wal-
dürcn) waren, welche znr Sichernng dcr Schirmvogtei übcr
das Kloster Amorbach dic Wildenbnrg in dcm crsten
Viertcl des dreizehntcn Jahrhunderts errichtetcn.
Bestärkt wird diese Annahme dnrch zwei Jnschriften-
steine, welche früher am Hanptthor der Wildenbnrg cingc-
mancrt warcn, jctzt aber nach dcm Erbach'schcn Waldschloß
Enlbach verbracht wurden.
Die Jnschriften lauten:
„Oissv Lui-Ii mnlits Hvr
Lurllert von Durn."
„Oivss Lurli inulits Hsr
Lulibrslit von Lurn."
Der letztere kommt als Herr von Düren in einer Ur-
knndc dcs Jahres 1197 vor nnd der genannte Bnrkart
vou Düren war wohl sein Brnder.
Zwei andere, jetzt noch an dcr Gicbclscitc dcs Pallas
eingemanerte Jnschristensteine wurden schon vielfach, aber
ungenügend gedeutet. Sie lautxn, ebenfalls wie die vor
hergenannten in lateinischen großen Buchstaben eingehauen:
„0 ^Vo Lluter" und
„Lsrtolt uiurto uiioli, lilrioli Iiisrvs mioli."
Alan hat nnu diese Worte anf schmcrzliche Vorgünge
in der Familie dcr Edlen von Düren bezogen nnd den
Namen Bcrtolt anf dcn Bischof Bertolt von Würzburg
bezogen, dcr dnrch dcn Erwerb dcr Besitzungcn nnd Rcchte
des Klosters Amorbach dcn Grafen Ulrich I. von Düren
zn gnälcn snchtc. Das Wort murts sollte mordcte odcr
guältc heißcn. 0 ivs Nutor sei als cin Schinerzensrnf
des Ulrich zn verstchen. Llrioli Iiisivo mioli sei dadurch
entstandcn, daß der obcn gcnnnntc Ulrich scinc Ncchtc an
das Klostcr Amorbach nnd an dic Wildenbnrg an dcn
Erzbischof von Atainz vcränßert habe nnd so scin Sohn
ansrnfcn konnte, Ulrich (scin Vatcr) hat mich gcschlngen
(gcschädigt).