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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 54.1934

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Kutsch, F.: Zur Geschichte des Limes bei Kastell Holzhausen
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https://doi.org/10.11588/diglit.62286#0296
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Zur Geschichte des Limes hei Kastell Holzhausen
Von
F. Kutsch, Wiesbaden
1. Die durch die oben geschilderten Grabungen gewonnene Datierung
für die Zerstörung und das endgültige Aufgeben des Kastells Holzhausen ist
im ersten Augenblick von einiger Ueberraschung deshalb, weil sich im allge>
meinen der obergermanische Limes bis 250—60 nach Christus gehalten hat.
Doch müssen wir uns mit dem Ergebnis, daß Holzhausen schon zwischen
230 und 235 aufgehört hat, abfinden und den Schluß ziehen, daß die Ale^
mannenkämpfe des Severus Alexander vor 233/34 eben auch bis soweit nörd«
lieh ausstrahlten. In diesem Jahre ist Pfünz dem Alemanneneinfall zum Opfe;
gefallen 1 und im Anschluß daran der dortige Limes nicht weiter gehalten wor-
den 2, und die gleiche Katastrophe macht sich durch Münzschatzfunde am obe-
ren Neckar und in Baden bis gegen den Rhein hin bemerkbar.3 Offenbar ha
ben sich gleichzeitig auch am nördlichen Limes Kämpfe abgespielt, in dene.
die Römer zwar im großen und ganzen den alten Zustand an der Grenze wie^
der herstellen konnten, aber bei Holzhausen den Limes aufgaben, nur ge^
legentlich wieder einmal aufsuchten. Damit wird dann Kastell Holzhausen
auf 20 Jahre genau datiert.
Die frühe Aufgabe des Kastells erklärt aber weiterhin wohl auch die
merkwürdige Erscheinung, daß von unweit südöstlich Turm 364 bis Turm 47
nördlich Kemel Wall und Graben aussetzen. Man hat dies gelegentlich mit
angeblicher Ungangbarkeit des Geländes begründen wollen, doch ist dieses
durchweg so, daß unbedingt eine Befestigung der Grenze wie anderwärts ge==
fordert werden muß. Wenn nun der Limes hier fehlt, so ist dies doch offene
bar so zu erklären, daß die Strecke durch die frühe Aufgabe des Kastells
eben einfach nicht fertig geworden ist, man hat eben an manchen Stellen
sehr lange daran gebaut, vielleicht auch erst später als 213 angefangen. Schließ*
lieh zwingt diese Beobachtung aber auch zu dem Schluß, daß auch Kastell
Kemel und Kastell Dörster Berg (43) nicht länger als Holzhausen bestanden,
denn Kemel muß zweifelsohne weiter nach Norden als bis zu Turm 47 zu
bauen gehabt haben, hat es aber auch nicht getan.
2. Hinter dem eben genannten Turm 36 liegt eine große kreisrunde
ebene Fläche vom Ausmaß des für Holz türme mit Rundgräben notwendigen
Raumes. Kann auch erst auf Grund einer Untersuchung mit dem Spaten das
letzte Wort gesprochen werden, so ist die Erscheinung m. E. doch so eindeu*
tig, daß schon heute der Schluß in Aussicht gestellt werden kann, daß hier
schon ein domitianischer Holz türm gestanden hat, also die älteste Führung
des Limes schon die gleiche gewesen sein muß wie die spätere.
3. Für ein domitianisches Erdlager sind nicht nur keine Anhaltspunkte
im Bereich des Steinkastells gefunden worden, sondern es ist eigentlich zur
Gewißheit erhoben, daß es dort nicht war. Versuchen wir im Gelände einen
dafür geeigneten. Platz zu 'finden und berücksichtigen dabei die Tatsache, daß
man sowohl für Türme, als auch Feldschanzen und Erdlager in der ältesten
Limeszeit exponierte Punkte mit guter Uebersicht über das Gelände aus*
wählte (für die Lager späterhin schon unter Hadrian nicht mehr rein mili*
tärische, sondern ökonomische Gesichtspunkte walten ließ: Windschutz, Was*
ser), so wäre die Stelle des Steinkastells Holzhausen nach den älteren Ge*
 
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