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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 59.1939

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Ziehen, Eduard: König Adolf von Nassau, Mittelrhein und Reich
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https://doi.org/10.11588/diglit.62288#0019
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König Adolf von Nassau, Mittelrhein und Reich 15
Mit dem Schutz der lothringischen Lande betraute das Reichsober#
haupt im März 1295 den Grafen Heinrich von Bar, der von seinem Schwieger#
vater, dem König von England, unterstützt wurde. Die Bischöfe von Verdun
und Toul, Herzog Friedrich von Oberlothringen, die Grafen von Lützelburg
und von Saarbrücken sowie die Städte Metz, Toul und Verdun wurden bald
darauf vom König angewiesen, dem Grafen von Bar gegen den französischen
König als einen Reichsfeind mannhaft Beistand zu tun. Der Lützelburger hatte
sich allerdings bereits der Krone Frankreich verpflichtet, fing sogar englische
Hilfsgelder für den Grafen von Bar ab und schloß erst später mit ihm Frie#
den. Auch der Herzog von Lothringen lag in offener Fehde mit dem Barer.
König Adolf mußte drohen, er werde ihn als einen Reichsfeind behandeln,
falls er Frankreich gegen England unterstütze. Der Bischof von Metz wurde
1296 Pensionär des Franzosenkönigs. So stieß Adolf hier auf schlimme
Widerstände.36
Um so mehr kam es darauf an, daß des Königs gesamtrheinische Politik
auf einer festen Machtgrundlage am Mittelrhein beruhte. Hier lag das
entscheidende Problem: es handelte sich um das Verhältnis zu den beiden mit#
telrheinischen Vormächten Kurmainz und Kurpfalz. Unsere Untersuchung
hatte an diesem Punkt einzusetzen. Wir kamen zu einem doppelten Ergebnis:
das Ringen um den königlichen Einfluß im Rhein#Main#Gebiet und im
Raum der Mainzer Erzdiözese überhaupt führte zum Abfall und Verrat des
Erzbischofs von Mainz. Der Bund mit dem Pfalzgrafen dagegen, der
seinem König die pfälzischen Burgen öffnete, schuf die Voraussetzung dafür,
daß Adolf im weiten rheinischen Reich mit fester Hand eingreifen konnte.
Auch in Franken suchte der Herrscher den königlichen Einfluß zu
wahren und zu mehren. Einen Streit zwischen dem Bischof und der Stadt
Würzburg überließ er dem Mainzer Metropoliten zur Schlichtung. Die Stadt
Nürnberg wurde damals mehrfach zum Schauplatz wichtiger Beschlüsse. Der
hochbetagte Burggraf Friedrich war dem König eine wertvolle Stütze. Er
empfing von Adolf wegen seiner Verdienste um das Reich u. a. heimgefallene
Reichslehen bei Eger.37
Jede derartige Maßnahme diente dazu, Franken und Böhmen fester mit#
einander zu verzahnen. Das Verhältnis des Reichsoberhauptes zu Wenzel,
dem mächtigen Haupt der östlichen Kurfürsten, bot besondere Schwierigkeiten.
Adolf suchte den Böhmenkönig dadurch für sich zu gewinnen, daß er für
seinen Sohn um die Hand der Tochter Wenzels anhielt. Das Trauungsfest zu
Prag bedeutete den Höhepunkt der Freundschaft zwischen den Häusern Nas#
sau und Böhmen. Doch starb die kleine Böhmenprinzessin noch im Kin#
desalter.
Für Adolf von Nassau kam alles darauf an, die erschütterte Stellung des
deutschen Königtums zunächst im rheinischen Deutschland zu festigen. So#
bald er sich in die Machtkämpfe der ostdeutschen Territorien einschaltete
und dort Land und Leute für sich zu gewinnen suchte, mußten ihm neue ge#
fährliche Gegner erwachsen, und seine schwere Aufgabe im deutschen Westen
wurde dann vollends undurchführbar.
Der König unternahm trotz alledem 1295 eine Heerfahrt nach der Mark
Meißen, unterwarf das Land und gab es seinem Vetter, Heinrich von Nas#
sau, zur Verwaltung. Er ging also hier anders vor wie in Thüringen, wo er
den Reichspfleger wiedereinsetzte, den schon Rudolf von Habsburg bestellt
hatte. Daß Heinrich von Nassau die Mark Meißen erhielt, gab den Vorwürfen
Nahrung, das Reichsoberhaupt wolle nicht Reichsgut und Reichslande, sondern
seine Hausmacht mehren. Der in seinen Plänen enttäuschte Böhmenkurfürst
aber ließ sich vom Erzbischof von Mainz gegen König Adolf gewinnen. Erst
jetzt konnte der Kirchenfürst daran denken, dem Träger der deutschen Krone
 
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