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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 60.1943/​1948

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May, Karl Hermann: Beiträge zur Geschichte der Herren zu Lipporn und Grafen von Laurenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.62668#0009
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Beitrage zur Geschichte der Herren zu Lipporn
und Grafen von Laurenburg

Von Karl Hermann Ma y.

Inhaltsübersicht
I. Die verfassungsgeschichtliche Herkunft der Grafen von Laurenburg Seite 2—11
II. Der geschichtliche Wert der Lipporn-Schönauer Floriınswunder Seite 11—26
III Die Benennung des Sponheimer Klostervogts Graf Goswin (1097—1124) nach
der Laurenburg im Rahmen einer gefälschten Urkunde Seite 296—44
IV, Die Eltern Ruperts (1124 bis um 1152/1153), Arnolds (1124—1148) und De-
muds (um 1133) von Laurenburg ; Seite 453—53
Anmerkungen Seite: 53—65

Schon im 16. Jahrhundert war man der Auffassung, daß die älteste Ge-
schichte der Grafen von Nassau u. a. mit den Burgen Lipporn und Laurenburg
verknüpft sei. Um die Verbindung des Hauses Nassau mit der Antike her-
zustellen, erzählten die Humanisten des 16. Jahrhunderts, daß sich ein Theo-
dosius, Herr zu Lipporn, im Jahre 210 zu-Mainz in der Umgebung des Kaisers
Severus aufgehalten habe.! Er soll die Schlösser Nassau, Lipporn, Laurenburg
und Sonnenberg erbaut haben. Genügte dem Humanismus die Behauptung
irgendeiner Verbindung mit dem römischen Altertum, so kam es für ein ba-
rockes Empfinden, wie wir es bei Textor®* feststellen können, darauf an, die
einmal gefaßte Meinung durch eine schwülstige Fülle von Namen und Daten
zu unterbauen und aufzubauschen.

Nur zögernd löst sich die Aufklärung, die uns in Johann Jakob Rein-
hard’, Helfrich Bernhard Wenck* und Johann Martin Kremer° ent-
gegentritt, von den Dichtungen des Humanismus und des Barock los. Bei-
gefügte Urkunden und sonstige Quellen lassen das Bestreben erkennen, die Ge-
schichte auf wissenschaftlicher Grundlage zu schreiben. Zugleich bricht man
mit der Ueberschätzung der Antike und ist glücklich, den vermeintlichen An-
schluß des Hauses Laurenburg-Nassau an das heimische Geschlecht der Konra-
diner gefunden zu haben. In dem Bestreben, die Laurenburg-Nassauer dem
heimischen Grafengeschlecht des Königssundern- und Rheingaus anzuschließen
und diese Konstruktion durch Urkunden zu stützen, ist auch der salm-kyrbur-
gische Regierungsrat und Archivar Georg Friedrich Schott‘ ein Kind der
Aufklärung. Wenn er aber seine seit dem 8. Jahrhundert fast lückenlose
Dynastie der Hattonen, Trutwins und Dudos mit Hilfe einer Fülle dreister
Fälschungen aufstellt, so erinnert er an den krankhaften Ausklang des Barock
in der Rokokozeit, die von Intriguen und Revolutionen erfüllt, von verloge-
nen Höflichkeits- und Ergebenheitsfloskeln troff.

Diese bedauerliche Verirrung hatte eine noch mehr zu bedauernde Aus-
wirkung. Der sonst außerordentlich verdiente Christian Daniel Vogel" und
der ihm folgende Schliephake*® sowie Spielmann® erkannten die Fäl-
schungen nicht. Im übrigen gründet sich Vogel auf die methodische Er-
kenntnis der Aufklärung, daß man Geschichte nur auf Grund zuverlässiger
Quellen schreiben dürfe. Sie zügelt in erfreulicher Weise die bei ihm zweifel-
 
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