Nassauische Zeitungen des Jahres 18348
Beiträge zur Geschichte der politischen Presse Nassaus
Von Herbert Müller-Werth.
Das Revolutionsjahr 1848 ist die Geburtsstunde der politischen Presse
Nassaus. Zu den Hauptforderungen des von den liberalen Ideen des Westens
begeisterten Volkes, insonderheit seiner gebildeten Schichten, gehörte die
unbeschränkte Pressefreiheit. Es kann dies nicht überraschen, wenn man die
beschämende Dürftigkeit des damaligen Pressewesens berücksichtigt, das höch-
stens kümmerliche Intelligenz- und Verordnungsblätter kannte, die keinerlei
politische Bedeutung hatten." So wurde denn, unerfahren wie man war, die
völlige Pressefreiheit mit den höchsten Hoffnungen und Erwartungen be-
grüßt; erst spätere Zeiten sollten immer mehr die Gefahren einer völligen
Presse-Zügellosigkeit offenbaren, die noch vermehrt wurden durch die sich
meist im Hintergrund haltenden finanziellen und politischen Kräfte, die be-
herrschend Einfluß auf einzelne Zeitungen oder ganze Zeitungsgruppen erlang-
ten. Die Gründung politischer Zeitungen ging in Nassau im Jahre 1848 von
tatkräftigen, im politischen Leben stehenden oder von der Bewegung der
Zeit hingerissenen Männern aus, die der Ueberzeugung waren, durch Er-
örterung der brennenden Zeitfragen in den Spalten einer unbeschränkt freien
Presse am besten dem Wohle des Volkes und Staates dienen zu können.
In Wiesbaden waren es Männer wie Möller und Diepenbrock, Karl Braun
und Wilhelm Heinrich Riehl, die sich in den Dienst der jungen Presse stell-
ten, draußen im nassauischen Lande sind es der Konrektor Schulz, der Pro:
kurator Casper von St. George, Pfarrer Snell u. a., die im Nebenberuf Redak-
: tionsarbeit leisten oder durch emsige Mitarbeit die neuentstandenen Blätter be-
leben. Es verdient besondere Beachtung, daß die nassauischen Blätter sich nicht
ausschließlich auf die rein politischen Artikel und Meldungen beschränkten,
sondern daß auch beachtenswerte Erörterungen volkswirtschaftlicher Fragen
stattfanden. Die Artikel, die z. B. der „Lahnbote‘“ über Fragen des Bergbaues
(Eisen), der Arbeitsbeschaffung, der Beschränkung der Gewerbefreiheit und
der wirtschaftlichen Betätigung des Staates veröffentlichte, sind auch noch in
der heutigen Zeit lesenswert. Unter den politischen Fragen kommt dem Pro-
blem der großdeutschen Einigung die größte Bedeutung zu, berührt diese
Frage doch sogar die Selbständigkeit der kleinen deutschen Staaten wie des
Herzogtums Nassau. Auffallend großes Interesse fanden auch kirchliche Fra-
gen. In der Hauptstadt Wiesbaden brachte die Revolution drei politische Zei-
tungen von größerer Bedeutung hervor: die „Freie Zeitung‘ (am 3. März), die
„Nassauische Zeitung‘ (13. März) und die „Nassauische Allgemeine Zeitung“
(am 1. April). Die vorliegende Arbeit geht des näheren auf die beiden ersten
Blätter ein, während sie das dritte Blatt nur streifen kann. Ferner erschienen in
Wiesbaden der „Volksfreund“ und die in der Enders’schen Offizin von Buch-
händler Louis Friedrich verlegten konservativ gerichteten „Taunusblätter“.
Beiträge zur Geschichte der politischen Presse Nassaus
Von Herbert Müller-Werth.
Das Revolutionsjahr 1848 ist die Geburtsstunde der politischen Presse
Nassaus. Zu den Hauptforderungen des von den liberalen Ideen des Westens
begeisterten Volkes, insonderheit seiner gebildeten Schichten, gehörte die
unbeschränkte Pressefreiheit. Es kann dies nicht überraschen, wenn man die
beschämende Dürftigkeit des damaligen Pressewesens berücksichtigt, das höch-
stens kümmerliche Intelligenz- und Verordnungsblätter kannte, die keinerlei
politische Bedeutung hatten." So wurde denn, unerfahren wie man war, die
völlige Pressefreiheit mit den höchsten Hoffnungen und Erwartungen be-
grüßt; erst spätere Zeiten sollten immer mehr die Gefahren einer völligen
Presse-Zügellosigkeit offenbaren, die noch vermehrt wurden durch die sich
meist im Hintergrund haltenden finanziellen und politischen Kräfte, die be-
herrschend Einfluß auf einzelne Zeitungen oder ganze Zeitungsgruppen erlang-
ten. Die Gründung politischer Zeitungen ging in Nassau im Jahre 1848 von
tatkräftigen, im politischen Leben stehenden oder von der Bewegung der
Zeit hingerissenen Männern aus, die der Ueberzeugung waren, durch Er-
örterung der brennenden Zeitfragen in den Spalten einer unbeschränkt freien
Presse am besten dem Wohle des Volkes und Staates dienen zu können.
In Wiesbaden waren es Männer wie Möller und Diepenbrock, Karl Braun
und Wilhelm Heinrich Riehl, die sich in den Dienst der jungen Presse stell-
ten, draußen im nassauischen Lande sind es der Konrektor Schulz, der Pro:
kurator Casper von St. George, Pfarrer Snell u. a., die im Nebenberuf Redak-
: tionsarbeit leisten oder durch emsige Mitarbeit die neuentstandenen Blätter be-
leben. Es verdient besondere Beachtung, daß die nassauischen Blätter sich nicht
ausschließlich auf die rein politischen Artikel und Meldungen beschränkten,
sondern daß auch beachtenswerte Erörterungen volkswirtschaftlicher Fragen
stattfanden. Die Artikel, die z. B. der „Lahnbote‘“ über Fragen des Bergbaues
(Eisen), der Arbeitsbeschaffung, der Beschränkung der Gewerbefreiheit und
der wirtschaftlichen Betätigung des Staates veröffentlichte, sind auch noch in
der heutigen Zeit lesenswert. Unter den politischen Fragen kommt dem Pro-
blem der großdeutschen Einigung die größte Bedeutung zu, berührt diese
Frage doch sogar die Selbständigkeit der kleinen deutschen Staaten wie des
Herzogtums Nassau. Auffallend großes Interesse fanden auch kirchliche Fra-
gen. In der Hauptstadt Wiesbaden brachte die Revolution drei politische Zei-
tungen von größerer Bedeutung hervor: die „Freie Zeitung‘ (am 3. März), die
„Nassauische Zeitung‘ (13. März) und die „Nassauische Allgemeine Zeitung“
(am 1. April). Die vorliegende Arbeit geht des näheren auf die beiden ersten
Blätter ein, während sie das dritte Blatt nur streifen kann. Ferner erschienen in
Wiesbaden der „Volksfreund“ und die in der Enders’schen Offizin von Buch-
händler Louis Friedrich verlegten konservativ gerichteten „Taunusblätter“.