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Autorenreferate über ungedruckte Dissertationeti
Besitzes; daher werden die oberrheinischen Streubesitzungen im Bistum Speyer abge-
stoßen und dafür wichtige Besitz- und Grundrechte in der Nähe Himmerods erworben.
Schenkung und Erwerb von grundherrlichen Rechten führen an 2 Stellen (Mulbach/Kr.
Wittlich, Dahlem/Kr. Bitburg) zu vorübergehenden Sonderentwicklungen, die man fast
als Ansatz zu einer eigenen Landeshoheit ansprechen könnte. Machte die Abtei nach
außen hin immer noch den Eindruck einer ansehnlichen Grundherrschaft, inWirklichkeit
besaß sie bereits gegen Ende des 14. Jh. eine wirtschaftlich sehr schwache Basis. Dies
geht deutlich aus einem Briefe des Abtes Matthias I (1371—1392/3) hervor, worin er
seinen Beitrag zu einem päpstlichen Subsidium verweigert mit der Begründung „quod
licet nostrum monasterium in quibusdam partibus sit magni nominis, parvi tarnen
effectus“ (über dictaminum fol. 59v). 1438 leben nach einerNotiz des ehemaligen Priors
Heinrich aus Lüttich 33 Mönche und 9 Konversen unter armseligen Verhältnissen in H.
(Westd. Bibi. Marburg, Lat. qu. 713 fol. 41v). Ein Wiederaufstieg der klösterlichen Wirt-
schaft beginnt erst nach der Visitation des Trierer Erzbischofs Jakob I. v. Sierck
(8. Apr. 1445) unter den beiden Reformäbten Petrus II aus Wittlich (1448—68) und
Johannes VII. aus St. Vith (1468—98).
3. Die inneren Zustände in H. sind im Spätmittelalter von den wirtschaftlichen
Verhältnissen stark überschattet. Dem Niedergang der Wirtschaft geht ein Verfall der
Ordenszucht parallel. Der Religiöse, der sich vom Kloster nicht genügend versorgt
glaubt, sucht von Freunden und Angehörigen einen zusätzlichen Unterhalt durch Pri-
vat- oder Leibrenten zu erlangen. Dadurch wird das Gemeinschaftsleben nach der Bene-
diktusregel gefährdet oder aufgelöst. Das Kloster nimmt „Stiftscharakter“ an. Ein
weiteres Zeitübel, die Verbesserung des Tisches durch Vermehrung der Pitanzen (Zu-
gaben zum Regulartisch in Form von Weißbrot, Eiern, Fischen, Wein) führt zu einer
starken Belastung der schon gespannten Wirtschaftslage: eigene Offiziale(pitanciarii)
haben nunmehr für eine ertragreiche Verpachtung der Pitanzstiftungen zu sorgen. Die
Stifter drohen für den Fall, daß die Pitanzen dem Konvent nicht geliefert würden, mit
dem Entzug des Stiftungsgutes. Himmerod muß in einigen Fällen den besorgten
Schenkgebern sogar ein Pfand für pünktliche Leistung der Pitanzen stellen! Nur
langsam vollzieht sich eine positivere Wertung bzw. Rückkehr zum alten Armuts-
ideal, seitdem das Generalkapitel, dessen Macht lange Zeit durch den Hundertjährigen
Krieg und das große abendländische Schisma ausgeschaltet war, wieder energischer
gegen die genannten Entartungen vorgehen konnte.
Ein erfreuliches Bild bietet die Pflege des geistigen Lebens. Die Mönche empfan-
gen etwa von der Mitte des 13. Jh. ab allgemein die Priesterweihe und wenden sich mehr
dem Studium und geistiger Tätigkeit zu als früher, wo neben dem Opus Dei vor allem
die Handarbeit das Tagewerk des Mönches gebildet hatte. Die Generalkapitcl sorgen,
insbes. seit der Reformbulle „Fulgens sicut stella matutina“ des Zist.-Papstes Bene-
dikt XII. von 1335, durch unermüdliches Mahnen und Strafen für eine geregelte Be-
schickung der Ordenskollegien. Die Abtei entsendet etwa bis zum Beginn des 16. Jh.
Studenten nach Paris, Köln, Erfurt und Heidelberg. Die dort geschulten Kräfte werden
Lektoren des Hausstudiums.
Sichtbaren Ausdruck findet das geistige Leben in der regen Abschreibetätigkeit der
Himmeroder Mönche, der die Klosterbibliothek ihre Berühmtheit und Reichhaltig-
keit verdankt. 1453 soll das Kloster nach einer Mitteilung des Humanisten Matthias
Agritius aus Wittlich (f 1613 als Priesteroblate in H.) 2000 Handschriften besessen
haben. Plünderungen, Brandkatastrophen und Säkularisation vernichteten den be-
deutenden Bücherschatz fast völlig; heute können nur mehr 138 ehemalige Himmeroder
Hss. nachgewiesen werden. Der Großteil davon wurde von Jos. Görres nach 1802 käuf-
lich erworben und befindet sich z. Zt. als Depositum der früheren Preuß. Staatsbiblio-
thek Berlin in Marburg (Westd. Bibi.) und Tübingen (Univ. Bibi.). Versprengte Stücke
gelangten nach Trier, Koblenz, Bonn, Düsseldorf, Schloß Hohenaschau (Obb.), Wien,
Paris, Chantilly, Amiens, Brüssel, Leyden, Manchester, London und Baltimore. Die
künstlerische Ausstattung der Hss. entspricht im wesentlichen der vom Orden vorge-
schriebenen und für ihn bezeichnenden Einfachheit. Nur wenige zeigen kunstvolle Mi-
niaturen und reichen Initialenschmuck. Die Hss. umfassen die verschiedensten Wissens-
gebiete, wobei allerdings die Theologie am stärksten vertreten ist.
Ein eigener Abschnitt ist der Baugeschichte des Klosters gewidmet. Auf Grund
einer im Staatsarchiv Koblenz aufgefundenen Zeichnung wurde versucht, die mittel-
alterliche Klosteranlage zu beschreiben. Wertvolle Aufschlüsse in der bisher strittigen
Chorlösung der romanischen Basilika (1178 geweiht) gaben die i. d. J. 1951/52 durch die
Autorenreferate über ungedruckte Dissertationeti
Besitzes; daher werden die oberrheinischen Streubesitzungen im Bistum Speyer abge-
stoßen und dafür wichtige Besitz- und Grundrechte in der Nähe Himmerods erworben.
Schenkung und Erwerb von grundherrlichen Rechten führen an 2 Stellen (Mulbach/Kr.
Wittlich, Dahlem/Kr. Bitburg) zu vorübergehenden Sonderentwicklungen, die man fast
als Ansatz zu einer eigenen Landeshoheit ansprechen könnte. Machte die Abtei nach
außen hin immer noch den Eindruck einer ansehnlichen Grundherrschaft, inWirklichkeit
besaß sie bereits gegen Ende des 14. Jh. eine wirtschaftlich sehr schwache Basis. Dies
geht deutlich aus einem Briefe des Abtes Matthias I (1371—1392/3) hervor, worin er
seinen Beitrag zu einem päpstlichen Subsidium verweigert mit der Begründung „quod
licet nostrum monasterium in quibusdam partibus sit magni nominis, parvi tarnen
effectus“ (über dictaminum fol. 59v). 1438 leben nach einerNotiz des ehemaligen Priors
Heinrich aus Lüttich 33 Mönche und 9 Konversen unter armseligen Verhältnissen in H.
(Westd. Bibi. Marburg, Lat. qu. 713 fol. 41v). Ein Wiederaufstieg der klösterlichen Wirt-
schaft beginnt erst nach der Visitation des Trierer Erzbischofs Jakob I. v. Sierck
(8. Apr. 1445) unter den beiden Reformäbten Petrus II aus Wittlich (1448—68) und
Johannes VII. aus St. Vith (1468—98).
3. Die inneren Zustände in H. sind im Spätmittelalter von den wirtschaftlichen
Verhältnissen stark überschattet. Dem Niedergang der Wirtschaft geht ein Verfall der
Ordenszucht parallel. Der Religiöse, der sich vom Kloster nicht genügend versorgt
glaubt, sucht von Freunden und Angehörigen einen zusätzlichen Unterhalt durch Pri-
vat- oder Leibrenten zu erlangen. Dadurch wird das Gemeinschaftsleben nach der Bene-
diktusregel gefährdet oder aufgelöst. Das Kloster nimmt „Stiftscharakter“ an. Ein
weiteres Zeitübel, die Verbesserung des Tisches durch Vermehrung der Pitanzen (Zu-
gaben zum Regulartisch in Form von Weißbrot, Eiern, Fischen, Wein) führt zu einer
starken Belastung der schon gespannten Wirtschaftslage: eigene Offiziale(pitanciarii)
haben nunmehr für eine ertragreiche Verpachtung der Pitanzstiftungen zu sorgen. Die
Stifter drohen für den Fall, daß die Pitanzen dem Konvent nicht geliefert würden, mit
dem Entzug des Stiftungsgutes. Himmerod muß in einigen Fällen den besorgten
Schenkgebern sogar ein Pfand für pünktliche Leistung der Pitanzen stellen! Nur
langsam vollzieht sich eine positivere Wertung bzw. Rückkehr zum alten Armuts-
ideal, seitdem das Generalkapitel, dessen Macht lange Zeit durch den Hundertjährigen
Krieg und das große abendländische Schisma ausgeschaltet war, wieder energischer
gegen die genannten Entartungen vorgehen konnte.
Ein erfreuliches Bild bietet die Pflege des geistigen Lebens. Die Mönche empfan-
gen etwa von der Mitte des 13. Jh. ab allgemein die Priesterweihe und wenden sich mehr
dem Studium und geistiger Tätigkeit zu als früher, wo neben dem Opus Dei vor allem
die Handarbeit das Tagewerk des Mönches gebildet hatte. Die Generalkapitcl sorgen,
insbes. seit der Reformbulle „Fulgens sicut stella matutina“ des Zist.-Papstes Bene-
dikt XII. von 1335, durch unermüdliches Mahnen und Strafen für eine geregelte Be-
schickung der Ordenskollegien. Die Abtei entsendet etwa bis zum Beginn des 16. Jh.
Studenten nach Paris, Köln, Erfurt und Heidelberg. Die dort geschulten Kräfte werden
Lektoren des Hausstudiums.
Sichtbaren Ausdruck findet das geistige Leben in der regen Abschreibetätigkeit der
Himmeroder Mönche, der die Klosterbibliothek ihre Berühmtheit und Reichhaltig-
keit verdankt. 1453 soll das Kloster nach einer Mitteilung des Humanisten Matthias
Agritius aus Wittlich (f 1613 als Priesteroblate in H.) 2000 Handschriften besessen
haben. Plünderungen, Brandkatastrophen und Säkularisation vernichteten den be-
deutenden Bücherschatz fast völlig; heute können nur mehr 138 ehemalige Himmeroder
Hss. nachgewiesen werden. Der Großteil davon wurde von Jos. Görres nach 1802 käuf-
lich erworben und befindet sich z. Zt. als Depositum der früheren Preuß. Staatsbiblio-
thek Berlin in Marburg (Westd. Bibi.) und Tübingen (Univ. Bibi.). Versprengte Stücke
gelangten nach Trier, Koblenz, Bonn, Düsseldorf, Schloß Hohenaschau (Obb.), Wien,
Paris, Chantilly, Amiens, Brüssel, Leyden, Manchester, London und Baltimore. Die
künstlerische Ausstattung der Hss. entspricht im wesentlichen der vom Orden vorge-
schriebenen und für ihn bezeichnenden Einfachheit. Nur wenige zeigen kunstvolle Mi-
niaturen und reichen Initialenschmuck. Die Hss. umfassen die verschiedensten Wissens-
gebiete, wobei allerdings die Theologie am stärksten vertreten ist.
Ein eigener Abschnitt ist der Baugeschichte des Klosters gewidmet. Auf Grund
einer im Staatsarchiv Koblenz aufgefundenen Zeichnung wurde versucht, die mittel-
alterliche Klosteranlage zu beschreiben. Wertvolle Aufschlüsse in der bisher strittigen
Chorlösung der romanischen Basilika (1178 geweiht) gaben die i. d. J. 1951/52 durch die