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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 4.1844

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[Meyer, Heinrich]: I. Lebensbeschreibung von David Heß
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[Hardmeyer; C.W.]: II. Dietrich Meier, seine Söhne und Enkel aus Zürich
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https://doi.org/10.11588/diglit.28555#0022
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13

„Jch lebte mehr in mciner innern Traumwelt, als in der äußern und geschichtlich wirklichen: aber Menschen aller
„Art zu beobachten und mich dcn vorzüglichercn anzuschließen, war meine angeborene Neigung."

„Aeußcrliche Schicksale hatte ich keine, und wenn ich jctzt, nachdem eine mit cdeln Gemüthsgaben ausgestattete
„ Lebensgefährtinn und allc mcine näheren Freunde mir vorangcgangen, zu meincr Unterhaltung in cinsamen Stunden
„Erinnerungen aus meinem Lebcn aufschreibc, so werden es bloß Bruchstücke sein, Andeutungen über
„die Entwicklung meincr Pcrsönlichkeit und über meine Verhältnisse, Notizcn über erlebte Ereignisse, Schilderung
„von Menschcn und Anckbotcn: lcichte Blätter, wie sie der Herbstwind von den Bäumen weht, und die auf den
„Titel „Denkwürdigkeiten", womit ich sie auszustatten gedachte, keinen Anspruch machen dürfen." —

Aus diesc Vorrede solgt dann cine ausführliche Geschichte seincr Familie, nachher beginnt die Darstellung deS
eigenen Lcbcns; in dieser aber kam er nicht über das eilfte Lebcnsjahr hinaus: dcnn im Sommer 1842 ergriff ihn
eine neue Krankheit, von der cr sich nicht wieder crholte. Klarhcit des Gcistes, Ruhe des Gcmüthes und innerer
Friede vcrsüßten die bangen Stunden der Schmerzen. Er starb mit heiterer Sehnsucht nach eincm neuen, von dem
Druck des irbischen Körpers bcfreiten, Dasein den 11. April 1843.

n.

Metrrch Meier, seine Söhne und Enket aus Mrich.

Vor beinahe 200 Jahren cröffnete der Zürchcrische Maler und Kupferätzer Konrad Meicr die Reihe der
von der Stadtbibliothek herausgegebcnen Neujahrsblätter mit der bckannten Tischzucht, deren Platte sich bis auf den
heutigcn Tag in so gutcm Zustande erhaltcn hat, daß sie alS Probe seiner Kuust sür gegenwärtiges Ncujahröblatt
wieder abgedruckt werden konntc. Es ist cines der licblichsten Bilder sciner Art, mit wahrhaft idyllischer Kunst
erfunden und mit ächtem Kunstgeschmacke auögcführt. Dcr Charaktcr dcs Friedens, stiller, frommer Häuslichkeit
und eincs wohlgcordncten Familicnlebens spricht sich mit solcher Jnnigkeit i» dem Bildchcn aus, daß man nicht
umhin kann, zu glauben, dcrselbe einfache, sriedliche, gcregelte und Gott ergebcne Sinn müsse auch in der Seele des
Künstlers gewohnt haben, dcssen Nadel den AuSdruck desselben so wohl zu treffcn wußte. Und so war es auch
wirklich. Konrad Meicr, sein Vatcr und sein Bruder Rudolf gehörten in jene Klasse von Künstleru, wclche mit
tüchtigem Kunsttalente einen aufrichtig rcligiöscn und kräftig sittlichen Sinn verbanden, weßhalb auch ihre Wcrke
den wahren Kunstgeschmack nicmals verläugnen. Wahrhaft rührcnd ist cs, zu sehen, wie der Gedankc an Gott und
seine allwaltende Fürsorge ihnen auf ihrem ganzen Lebenswege vorschwcbte, und wie sic im Vertrauen auf dcn
Lenkcr der menschlichen Schicksale sich gestärkt und crmuntert fühlten. „An Gottcs Segen ist Alles gelegen," schrieb
Konrad Meier auf das erste Blatt eincö seiner Skizzenbücher, und ähnliche Kernsprüche bchieltcn sowohl sein Vater,
als sein Bruder auf ihrem ganzen Lebenöwege vor Augcn. Füßli's Künstlcrlerikon, so wic auch dic Lebensbeschreibungen
schweizerischer Künstler von Joh. Kaspar Füßli gedenkcn dieser Männcr mit besondercm Lobe, wcßwegcn wir diejenigen
unscrcr Leser, denen sie noch nicht bckannt sind, auf die betreffcudcn Artikel jencr Werke verwcisen.

Dietrich Meicr war der Sohn eines Töpfers, dcr in den bürgerlichcn Ehrcnstellcn bis zu der Würde
eines Landvogts der Herrschaft Eglisau cmporgesticgen war. Seine Geburt fällt ins Jahr 1572. Sein Kunsttalent
äußerte sich schon in früher Jugend durch eincn unüberwindlichcn Hang zum Zeichnen, demzufolge er zum Glasmaler
 
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