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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 5.1845

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Leben des Malers Johannes Dünz von Bern
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https://doi.org/10.11588/diglit.28556#0007
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Leben des Malers Iohannes Wünz von Dern

Der GlaSmaler Hans Jakob Dün; von Brugg kam 1598 nach Bern, wo er sich niederließ und fleißig
seinem Bcrufe oblag, und wo ihm seine Gattin, Jobanna Mezler, nebst andcrn Kindern 1603 einen Sohn gebar,
der ebenfalls Hans Jakob hieß und spätcrhin unter dem Namen „der alte Dünz" als Maler bekannt wurde.

Obschon der GlaSmaler im Jahr 1609 für seine Person daS Bürgerrecht von Bern erwarb, so zog es doch
sein Sohn vor, sich in Brugg einzurichten, woselbst er sich im Jahr 1630 mit Verena Rueff vermählte. Wahr-
scheinlich hatte dcr alte Dünz bei seinem Vater den ersten Unterricht im Zeichnen genommen, und daß derselbe eine
bedeutende Kunstfertigkeit besaß, beweisen noch einige auf uns gekommene Zeichnungen zu Wappenschilden, worin
er gern alS Beiwerk Figuren anbrachte, wie David und Goliath, die Gerechtigkeit mit der Wage u. a. Seine
Pannerträger stehen nach damaliger Uebung mit gespreizten Beinen, und wir haben untcr andern einen schr
gclungenen gesehen, der das Wappen der Zunst von Mittcllöwen gar keck und kühn in die Lüste schwingt.

Das Malcn in Ocl hat der alte Dünz wahrscheinlich bei Bartolome Saarbruck erlernt, dcr im Anfang des
17. Jahrhundcrts vielfach in Bern beschäftigt war, und von dcm man unter andern Bildnissen dasjenige dcs
Schultheißcn Sager besitzt, der das Bündniß der Eidgenossenschaft mit Heinrich IV. beschwor. Vielleicht hat er
sich auch spätcr in dem seiner Baterstadt näher gelegenen Zürich in der Malerkunst vervollkommnet. Die Zahl
seiner Porträte, die in Bcrn sich vorfindcn, ist nicht sehr groß, und zwar wahrscheinlich, weil er sich nur vorüber-
gehend daselbst aufhielt, was wir aus dem Umstandc ermesscn, daß alle seine Kinder in ciner langen Ncihe von
Jahren nach und nach in Brugg getaust wurden.

So hat wahrscheinlich auch derjenige seincr Söhne, der uns in seiner Laufbahn als Maler zunächst beschäftigen
soll, Johannes, geboren 1645, seine früheste Jugend in Brugg zugebracht. Der alte Dünz wußte in seine Köpfe
nicht nur Kraft, sondern auch vielen Ausdruck zu bringen, wagte stch aber in seinen Bildnissen selten an die
Hände, und wo cr sie anbrachte, warcn sie meist verfehlt, z. B. an dem Porträte des Schultheißen Anton
v. Graffenried, das sich gegenwärtig in dcm naturhistorischen Museum in Bern bcfindet und mit ziemlichcr Gewißheit
ihm zugeschrieben wird. Der Grund seiner Bilder ist mcist hell und monoton und zeigt gewöhnlich auf der Seite
einen Schlagschatten. Jm Fleische fallen die dunkeln Stellen oft ins Grünlichschwarze. Wenn also, wie man
sieht, der alte Dünz nicht ein ganz durchgebildcter Maler war, so besaß er doch Geschicklichkeit genug, um seinen
Sohn in der Kunst anzuleitcn.

Johannes Dünz muß jedoch daS väterliche Haus schon früh verlassen haben, denn eö kommen in Bern
Porträte von ihm vor, die er als sechszehnjähriger Jüngling Anno 1661 verfcrtigte, und wir wissen, daß er
nachher dicse Stadt nur selten vcrlicß. Jn dieser erstcn Zeit seines ersten Auftretcns sind natürlich die Produkte
seincs Pinsels noch nicht ganz kunstgerecht, allein sehr bald gewinnen sie sowohl hinstchtlich der Farbe als der
Zeichnung. Schon das Bildniß seiner Mutter, die er kurz vor ihrcm Tode malte, ist von sprechender Natürlichkeit.
Er verlor ste im Jahre 1666, als er kaum 21 Jahre zählte. Aus dem Zeitraum von 1670 bis 1680 hat man
von ihm schon mehrere schöne Bildnisse Bernischer Schultheißen. Doch beschäftigtcn ihn in diescm Jahrzehcnd
 
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