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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 5.1845

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[Hardmeyer, C. W.]: Kunst und Künstler in Zürich von der Mitte des sechszehnten bis zur Mitte des siebzehnten Jahrhunderts
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III. Bericht über die schweizerische Kunstausstellung im Jahre 1844
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https://doi.org/10.11588/diglit.28556#0016
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1N

Außerdem malte Hofmann auch noch Fruchtstücke und Stillleben, welche bei den niederländischen Malern
jener Zeit so beliebt waren und worin mehrere derselben eine so unnachahmliche Kunst zeigten. Auch Hofmann
war darin höchst ausgezeichnet und erntete damit großen Beifall ein.

Ein anderer Schüler Ringgli's war Matthias Füßli, geb. 1598, ck 1665. Mit ihm eröffnet sich die
lange Ncihe der Künstler dieses Namens, wclche seither in Zürich gelebt und theilweise sich auch durch Talent einen
Namen in der Kunst erworben haben. Matthias Füßli war fast in jeder Hinstcht daS Gegentheil von Hofmann,
sowohl im Charakter als in der Kunst. Hosmanns Temperamcnt schcint ruhig und gesetzt gewesen zu sein, Füßli
dagegen war gewaltsam und aufbrausend; Hofmanns größteS Verdienst als Künstler bestand in genauer Charakteristik
der dargestellten Personen und in der geschickten Führung deö Pinsels; Füßli dagegen besaß zwar diese Vorzüge
nicht, war aber dasür mit einer reichen, immer schaffenden Phantasie begabt. Daher galt ihm auch die Erfindungs-
gabe als das einzige Mittel zu wahrer Kunst; und da er cs nicht vertragen konnte, daß Hofmann, dessen Verdienst
nach seiner Anstcht nur in äußeren unwesentlicheren Dingen bestand, ihm dennoch vorgezogen werde, so bot er ihm
einst einen Wettkampf an, wer der größere Künstler sei; allein Hoftnann lehnte densclbcn ab, mit der Erklärung,
er mache auf den höhern Rang keinen Anspruch.

Schon währcnd seiner Lernzeit wurde Füßli von seiner rcgen Phantaste zu sclbstständigcm Schaffen hin-
gewiesen und verschmähte cs, sich nach dem Muster Anderer zu bilden : sobald seine Lehrjahre vorüber waren, begab
er sich nach Jtalien, wo Tcmpesta und Spagnoletto scine Aufmerksamkeit besonders fesscltcn, was sich bei seinem
seurigen, zum Gewaltsamen sich hinneigcnden Temperamente wohl begreifen läßt. Nach der Zurückkunft in sein
Vaterland malte er sowohl historische Stücke in Oel und aus den nasscn Kalk, als auch Bildnisse und Land-
schaften; ferner verfcrtigte cr Zeichnungen für Glasmaler und Goldschmiede; was aber bei scincm raschen
Temperamente sehr auffallend und eine Folge der Gegensätze ist, die im menschlichen Gcmüthe so oft hervortreten,
er hatte die Geduld, nicht nur Bildnisse in Miniatur zu malen, sondern auch die feinsten Emailgemälde zu
verfertigen. Auch dcn Grabstichcl wußte er gut zu führcn, und zicrte häusig silberne Gefäße mit Darstellungen
historischer Begebcnheiten, mit Landschaften und Laubwerk. Vorzüglich gern stellte Füßli hcstig erschütternde und
ergreifende Szenen dar, wie Schlachtcn, Feuersbrünste, Seestürme, Plünderungen u. dergl., war auch in Vorstellung
derselben am glückltchsten.

Damit schließen wir für dießmal die Reihenfolge unserer zürcherischen Künstler. Wir ersehen daraus, daß,
wenn auch Ort und Ilmstände dem Gedeihen der Kunst nicht günstig waren, es wenigstens an Talenten dazu
nicht gebrach. Um so rühmlicher muß unö auch der Eifer dieser Männer vorkommen, je mehr sie auf sich selbst
beschränkt waren und je weniger Aufmunterung ihnen von außen zukam.

m.

Dericht über -ie schwetzerische KunstaussteUung

im Jahre 1844.

Die dritte schweizerische Kunstausstellung, welche im vorigen Jahre stattgefunden hat, reiht sich sehr chrenvoll
an diejenigen vom Jahr 18äO und 1842 an, und wir ergreifen mit Vergnügen die Gelegenheit, auch dießmal
wieder einen nachträglichcn Bericht über dieselbe zu erstalten.

Nach den im Frühjahr 1843 in Zofingen gefaßten Beschlüssen wurde die Reihcnfolge für den größcrn
Turnus also festgehalten, daß in Bcrn die erste, tn Basel die zwcite und in Zürich die dritte Hauptausstellung
 
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