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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 5.1845

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III. Bericht über die schweizerische Kunstausstellung im Jahre 1844
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https://doi.org/10.11588/diglit.28556#0018
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Hoffnungen, als die Zahl dcr Künstler, die in den Urkantonen sich rühmlichst auszeichnen, sich ebenfalls immcr
noch vermchrt. Aktien wurden in Luzern 155 für 620 Frkn. abgegeben.

AnfangS November wurde dte AuSstellung in Bern durch die, für den lcitenden Verein höchst mühsame und
nicht immcr dankbare, Verlosung der Kunstwerke, die durch die Aktien an den verschiedenen Orten angekauft worden
waren, geschlossen. Ucber das Ergebniß dersclben etwas zu sagen ist nicht nothwendig. Das launenhafte Glück
hat entschieden und gegen seine Urtheile ist keine Appellation möglich. Ob aber nicht nach und nach stch alle
Kunstfrcunde dahin vereinigen, daß'ein Aktienblatt in Zukunft herausgegeben werde, um viele getäuschte Hoffnungen
zu befriedigen, das wollen wir der Berathung des schwcizerischen Kunstvereins in Zvfingen cmpfehlen. Wenn
unsere vielen schweizerischen Kupferstecher im Jn- und Auslande von ihren schönen Arbeitcn etwa cinige zu solchcm
Zwecke' um billige Prcise zur Auswahl anbieten würden, so wäre die Sache leicht zum erfreulichen Schlusse
zu brtngen.

Wir könnten nun noch über die Kunstausstellung auch eine kleine Kunstkritik folgen lassen und sie würde
reichen Stoff dazu darbieten, denn sowohl an Größe als an innerem Werthe übertrifft sie die beiden Ausstellungen
von Anno 1840 und 1842 bedeutend, allein es sind.während dcm Verlaufe derselben so viele wohlwollende und
auch einige übclwollende und einseitige Berichte und Anzeigen übcr dieselbe erschienen, daß wir mit Recht besorgen
müßten, getadelt zu werden. Lob und Tadel sind verdient und unverdient gespcndet worden, ja der Tadel ist so
weit gegangen, daß Künstler übcr Arbciten bekrittelt wurden, die der unverständige Tadler nicht cinmal zu Gesicht
bekam. Was wäre hier zu erwiedern? Gewiß am besten Nichts!

Wir wenden rms daher lieber noch einmal zu der Kun'stausstellung, wie sie in Zürich stattfand, und sprechen
abcrmals unser Bcdauern aus, daß diesclbe in einem für solche Zwecke so unpassendcn Gebäude stattfinden mußte.
Sehr vcrdankenswerth war zwar allerdings, daß der akadcmische Scnat uns die Aula und eine Reihe von Zimmern
in der Hochschule dazu einräumte, aber wer die Schwierigkeiten kennt und zu beurtheilen weiß, wie Gcmälde und
überhaupt Kunstgegenstände gut ausgestellt werden sollten, um vollen Kunstgenuß zu gewähren, der wird auch einsehen,
wie schwer, ja beinahe unmöglich es war, diesen Zwcck hicr auch nur sür eine kleine Anzahl von Gemäldcn genügend
zu erreichen. Wichtiger und crfreulicher wäre uns der Gcdanke, daß endlich einmal alle Kräfte sich vereinigen werden,
um ein einfaches zweckmäßigeö AuSstellungsgebäude herzustellen. Nenne man eS bcscheiden also, spreche
man nicht von großartigen Museen, und die Kräfte werden sich wahrhaftig finden. Seit 1842 haben sich die
Mittel hierzu bcdeutcnd vcrmehrt und auch über den Ort, wo man bauen könnte, ist eine Vcrständigung möglich,
sobald guter Wille stch die Hände bietet. Hoffen wir, das Jahr 1845 bringe uns endlich die Entscheidung!

Uebrigens wäre ein solches Ausstcllungsgebäude gewiß auch für andere Dinge als Kunstgegenstände in
unserer Vaterstadt sehr erwünscht. Wenigstens sind auch schon Klagen laut geworden, daß bei Gelegenheit von
Gemäldcausstellungen nicht auch auf industrielle Kunstwerke anderer Art, ja selbst auf Gcwerbeausstellungen Bedacht
genommen werde, und ebenso haben wir schon gehört, daß Blumen- und Früchteausstellungen in der Aula nicht
zweckgemäß und genügend gefunden worden seien, und in eincm Lande, daö sich so gerne industrieller Thätigkeit
rühmt, sollte doch selbst von Behörden zu Erreichung des Zweckes etwas gethan werden dürfen.

Doch wir kehren wieder zu der Kunstausstellung selbst zurück, und wollen, da oft solche statistische Notizen
nicht uninteressant befunden werden, uns dermalen erlauben, eine kleine Ucbersicht aller Kunstausstellungen,
die in Zürich seit 1799 stattgefunden haben, zu geben.
 
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