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Künstler-Gesellschaft Zürich [Editor]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 8.1848

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[Brunner, Karl]: I. Lebensabriß und Charakteristik der Landschaftmaler G. Lory, Vater, und G. Lory, Sohn, von Bern
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II. Die Gemäldeausstellung zur Eröffnung des neuen Kunstgebäudes
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https://doi.org/10.11588/diglit.28583#0012
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8

gerade auf strengeS Studium der eiuzelnen Theile einer Landschaft, wie dieseS der neueste Zustand der Kunst
verlangt, einzugehen, wußte er immer einem an sich nicht interessanten Gegenstande, wie deren bei Bestellungen
oft verlangt werden, durch glückliche Beleuchtung oder durch beziehungsvolle Staffierung ein wahres Kunstintcresse
zu geben. Jn allen seinen Blättern erfreut uns eine treffliche Harmonie der Farbe, ein glücklicher Totaleffekt.
Besonders gut gelang ihm alleö, waS auf Staffierung der Landschaft Bezug hat. Die Darstellung von Menschen
und Vich in unsern Hochalpen war ihm gleich geläufig mit derjenigen der Figuren einer italienischen Locanda.
Bei weitem die meisten seiner Darstellungen waren Veduten, immer aber ächt künstlerisch behandelt, so daß sie
oft ideeller Komposition nahe standen, niemals aber die Wahrheit der Darstellung im mindesten dabei verloren
ging. Eigentliche Kompositionen, Gegenstände ohne bestimmte Namen, erinnern wir uns kaum von ihm gesehen
zu haben. Es lag dieseS in der Richtung seiner Zeit, auch wohl in dem ökonomischen Jnteresse, welcheS er stetS
auf geschickte Art mit dem eigentlichen Kunstintercsse zu verbinden wußte.

Durch seinen Tod verlor unser Vaterland einen bedeutenden Künstler, siine Umgebungen einen warmen
unvergeßlichen Freund.

n.

Die GemaldeanssteUung

zur Erö'ffnung des neuen KunftgebäuÄes.

Als die Künstlergesellschaft beschloß, ihr neuerbautcs Kunsthaus *) mit einer Ausstellung zu eröffnen,
welche alles vereinige, was in Zürich von guten Kunstwerken, namentlich Gemälden, sich befinde, konnte sie
nicht zweifeln, den Beschauern einen seltenen nicht sobald wiederkehrenden Genuß zu verschassen. Diese Voraus-
setzung ist nicht unerfüllt geblieben und wir glauben daher das dießjährige Neujahrsblatt benutzen zu sollen, um
die Erinnerung an daS Gesehene für die Besucher der Ausstellung und wohl auch für die Veranstaltendcn und
Mitwirkenden einigermaßen festzuhalten; den auswärligen Freunden aber wenigstens eine Skizze des Erstrebten
und Erreichten zu geben.

Wie schon daö Verzeichniß **) der ausgestcllten Kunstwerke, auf welches wir zuweilen hinweisen müssen,
sagt, so lagen dieser Ausstellung zwei Jdeen zu Grunde, welche neben einander durchgeführt werden sollten.
Einmal, eine möglichst vollständige Reihcnfolge von Werken zürcherischer Künstler, eine.zürcherische Kunstgeschichte
in Bildern zu geben; dann eine Ueberschau des Besten, was an nichtzürcherischen Kunstwerken, vorzüglich der
Malerei, sich in unsircr Stadt befinde.

Die an die hiesigen Kunstfreunde crgangene Anfrage um Abtretung ihrer Kunstschätze für diesin Zweck,
wurde von mehr als achtzig derselben mit der verdankenswerthesten Bereitwilligkeit beantwortet und später noch
gingen unaufgcfordert Anerbieten ein, von denen die letzten wegen mangelnden Raumes nicht mehr berücksichtigt
werden kvnnten. Zwei Freunde in Winterthur, deren Sammlungcn besonders für die Vervollständigung dcr
zürcherischen Kunst in Anspruch genommen wurden, entsprachen ebenfalls auf die freundlichste Weise.

*) Wtr würden diese einfache Bencnnnng für das noch namcnlese Gebäude als die passendste annehmen. Mnsenm sagt hier zu
viel, Kunsthalle kltngt zu großartlg, — sollte, da alles sein Haus hat: Nath, Gericht, Schule, Schauspiel, Arme nnd
Kranke, nicht auch die Kunst ein „Haus" haben dürftn. Wir besttzen dann ganz entsprechcnd dem Namen und Zweck des
Vereins, ein Kunsthaus und cin Gesellschastshaus.

**) Verzcichniß über die Gemäldeausstcllung zn Ervffnung ihres neuen Kunstgebäudes von der Künstlergesellschaft veranstaltet.
Jni Oktober 1847. Dritter Abdruck. Zürich, Druck von I. I. Ulrich.
 
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