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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 13.1853

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[Ziegler, Jakob Melchior]: Johannes Aberli, Medailleur, Stein- und Stempelschneider
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https://doi.org/10.11588/diglit.28588#0005
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MtdaUlciir, Ltcin- nnd Ltcmiiclschneiiicr.

^er Gcschlechtsname dieses verdicnten Manncö ist in der schweizcrischcn Künstlerwclt seit längerer Zcit
durch Joh. Ludwig ehrenhaft vertreten. Es war auch dieser Umstand mit ein Sporn zum regsamen Streben des
Künstlers, über deffen Lebensverhältnisse und Leistungen wir heute zu berichten haben. — Wie der Landschaft-
maler Aberli in Bern, so hattc stch dessen Bruder, der Vater unsers Johann, in Murten als Apothekcr nieder-
gelassen. Hier sah der einzige Sohn desselben das Licht der Welt am 5. Januar 1774. Aber schon im siebenten
Jahre des Knaben starb der Vater. Ein herber Schlag für die Wittwe geborne Vogeli aus Zürich, der nun
die Erziehung des Sohnes und eines Tochterchens allein übcrtragen war, nachdcm die Vermvgensumstände deö
Gatten auf Nichts rcducirt gefunden wurden. Brüderlich und treu half der Schwager und ward väterlicher
Freund an den Kindern. Besonders für die Erziehung des Neffen war er besorgt und auf seinen Rath hin
geschah es, daß der kleine Jean nach Neuchatel zu seinem Pathen, einem Freunde der Familie, dem verdienten
Pfarrer Stoll, gebracht wurde. Wie ein Kind nahm er ihn auf und sorgte für ihn, während Mutter und
Schwester im Pfarrhause zu Rafz, im Kanton Zürich, liebevolle Theilnahme gefunden hatten. Ende 1785 nach
Bern versetzt, sollte der Knabe die Landschaftmalcrei studiren, um mit der Zeit des Oheims Nachfolger zu werden,
denn die von diesem zuerst eingeführten landschaftlichen Aquarellblätter waren dazumal sehr beliebt und vergalten
die Mühe der Verbreitung reichlich. Deßwegen übergab Herr Aberli den Lehrling dem befreundeten Mitbürger
H. Rieter^), der, auch geschickter Landschafter, ein ähnliches Unternehmen betrieb wie der Begründer dieser
Kunstweise.

An diesen nun schrieb die besorgte Mutter bittend und empfehlend. Abcr, wic Herr Rieter in einem Briefe
im Scptember 1786 sich entschuldigte, hatte cr mehr als ein Jahr zum Antworten vorübcrgehen lassen, bezeugt
nun aufrichtige Zufriedenheit, anerkennt die Güte des jungen Herzens, bedauert zwar eine „kalte Gleichgültigkeit"
wahrgenommen zu haben, trvstet jedoch dic Mutter, daß ihr Sohn, „wcnn es dem Vorsatze der bciden Meister
nachgche, in einigen Jahren der Mama Porträt werde malcn konnen."

Ludwig Aberli war schon kränklich, als er seinen Neffen zu sich genommen und starb als er noch nicht volle
zwei Zahre verwandtschaftliche Liebe bcwährt hatte. Herr Rietcr ward nun Liquidator dcö Vermvgens vom
Oheim und Vornntnd des Ncffen.

Gcnau und sorgfältig führte cr die Rechnung und berichtete einläßlich an die Waisenbehvrde der Vaterstadt,
empfahl jedoch dem Mündel einen andern Beruf und zwar den Kaufmannsstand zu wählen.

Dcr neue Vormund in Wintcrthur, ein Mitglied des Rathcs, war damit einverstandcn, und es glückte, daß
die mit der Mutter befreundete Familie Gaupp in Schaffhauseu den 13jährigen Knaben in ihr Haus und Herr
Gaupp ihn in scine Tuchhandlung als Lehrling ausnahmen. Hier verlebte Aberli vier Jahre. Es war eine
unverschuldete schwere Prüfungszeit. Mit Dank crkannte er die licbevollc Güte, die wirkliche Frcundschaft seines
Prinzipals an. — Jn dicsem Hause scheiut dcr Jüngling sich sehr cntwickelt zu habcn und geistig aufgewacht zu
sein. Alle Sonntage setztc er seinc Landschaftmalcrei fort und illuminirte tiuta oder Actzdrücke, wclchc

S. dcffen Bwgraphie in dem Ncnjahrblatt der Künstlergcsellschaft 1819, von Niklaus König; das Leben von Joh. Ludwig Aberli',
von H. Nieter selber anf's Jahr 1817 geschriebcn.
 
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