3
Architekturmalerei gckräftigt haben muß; dcnn welch' künstlcrisches Auge könnte dicse christlichen Tempcl mit ihrem
fcicrlichen Charaktcr, ihrcr rcichen Gliedcrung, dem feinen Detail und dcm magischen Glanz ihrcr viclfarbigen
Fenstcr ohnc Regung und freudige Lust betrachten! Leider sollte dieß glückliche Lcbcu nicht von langer Dauer
sein! Gegen dcn Hcrbst dcs Jahres 1834 übcrficl unfern Künstler ein schwcreö Lungenübel, das ihn an den
Rand des Grabes brachtc. Treue brüderliche Pflege ftand ihm den Winter übcr erlcichtcrnd zur Seite, und im
April dcs folgendcn Iahres kehrtc er in's VatcrhauS zurück, um sich im Krcis dcr Scincn von dem schweren
Leidcn allmälig zu erholen. Unter der liebcvollcn Pflege sciner Familie und bei ciner hvchst strcngen Diät, dic
er mit seltcncr Willcnskraft fortwährend bcobachtetc, wurde er wieder gesund. Hierauf stand er dem hiesigen
Thcater zwci Jahrc lang als Dekorationömalcr vor uud schmückte danebcn die Bühnen von Bern, Luzern und
Mannheim mit Wcrken sciner Hand. Untcr seine tüchtigsten Arbeiten dicser Zeit gehoren dic Dekorationen zum
Obcron für das Thcatcr in Zürich. Zmmcr mehr aber fühlte unser Freund, daß scinc gegcnwärtige Berufsart
mit ihrer korperlich anstrengcndcn Arbcit für die Erhaltung sciner Lebenskraft ungeeignet sci und daß er auf dem
eingeschlagcnen Wegc das Hochste, was in ihm lebte, nicht verwirklichen könne. Er entsagtc dahcr mit festem
Sinn der bisherigen Richtung seiner Kunst, um sich von nun an ganz dcr Architekturmalerei zu widmen. Wo-
hin sich nun wenden, um für die theilweise neue Kunst die reichsten Bildungsmittcl zu finden? Der Blick mußte
natürlich anf Jtalicn fallen, auf das Land der großcn klassischen Kunstpcrioden, das für den nordischcn Künstlcr
immer noch dic Hochschule bildet. Scin Boden trägt zudem jcne Prachtgcbäude, die sich vorzüglich für malerische
Darstellungen eigncn, sein mildes Klima versprach der immer noch zarten Gcsundhcit Stärkung und unter seincm
freundlichen Himmel konnte eine schwere Hcrzcnswunde am leichtesten den linderndcn Balsam findcn. Mcier be-
schloß nach dcm heitcrn Süden zu wandern.
Mit neuen, frischcn Hoffnungen reiste unser Künstlcr im Frühjahr 1842 über Müncheu durchs Tyrol nach
Triest. Die Briefe, dic nun folgen, zeugcn, wenn man sie mit deu frühern aus Frankrcich vergleicht, von cincr
großcn inncrn Umgestaltung. Währeud die Bildung des Offiziers mchr auf das bloß Aeußere giug, hat der
Künftler währcnd seincr ernsten Studicn und schweren Lcbenserfahrungen scinen Blick auf Geist und Gcmüth ge-
richtet und an der Bildung des innern Menschen gearbcitet. Die Briefe werdcn gehaltreichcr, sind besser geschrie-
bcn und tragen das Gepr-äge eincs Mannes, der es mit Kunst und Lebcn ernst meint. Von Triest wurde cin
Abstechcr nach Gorz an den Hof der vertriebenen Bourboncn gemacht. Schreibcn von Legitimistcn und seine Eigen-
schaft als ehcmaliger Gardeoffizier verschafftcn ihm bci dcn Herzogen von Angoulemc und Bordcaux die freund-
lichstc Aufnahme und die wirksamsten Empfehlungen für die Zickunft. Venedig, diese malcrische Ruine unterge-
gangener Herrlichkeit, machte auf ihn einen unbeschreiblichen Eindruck. Bci einem Künstler scincs Fachcs ist es
natürlich, daß er immcr und immcr wieder nach der prächtigen byzantinischen, Markuskirchc zurückkchrte, wo jede
Ansicht zum Gegenstand cines Gcmäldcs gewählt werden kann. Dic neue Bekanntschaft mit Aurcle Robcrt von
Neucnburg, mit dcm liebenswürdigen Dichter Stieglitz und deutschen Künftlcrn verschoncrtc dicscn Aufenthalt. Jn
Fcrrara und Bologna fand cr einen freundschaftlichen Empfang bei frühcrn Waffengefährten, und nachdcm er
die herrlichcn Gemäldegalcrien fleißig besucht und auch Studien nach der Natur gemacht hattc, rciste er nach
Ravenna, eincr Stadt, die ein Architekturmaler nicht unbesucht lassen dars; denn hier siud das Grabmal Theo-
dorichs des Großen, die prächtigc byzautinische Kirche St. Vitalc mit rcichen Mosaikmalercicn aus dem 7tcn Jahr-
hundert, altchristliche Basilikcn und Baptisterien u. a. m. Der Nachlaß des Künstlers bcweist, wie sehr ihn diese
Denkmälcr entzücktcn und wie flcißig cr sie ausbeutete. Um die Mitte Juni's kam Meier in Rom an; dic dortigen
Schweizerkünstlcr und Riedel aus Frankcn nahmcn ihn frcundlich auf. Unter ihrer Lcitung durchwandcrtc cr dic
Hauptstadt dcr Künste. Der Eindruck war, wie natürlich, ein überwältigcnder. Da ihm aber das Sommcrklima
Rom's nicht zusagte und dcr Zug nach Sieilien in ihm zu mächtig war, so beschloß er, die nähcre Bckanntschaft
mit den Kunstwcrken dieser Stadt auf eine günstigere Zeit zu versparen und dahin zu eilen, wo scincr Kunst die
würdigstcn Gegcnständc warteten. Jn Neapel hielt er sich ebenfalls nicht langc auf, sondcrn schiffte sich schon
am 8. Juli mit eincm jungen Gclehrten aus scincr Vaterstadt nach Palermo cin. Da sein Reiscgcfahrte ein
Architekturmalerei gckräftigt haben muß; dcnn welch' künstlcrisches Auge könnte dicse christlichen Tempcl mit ihrem
fcicrlichen Charaktcr, ihrcr rcichen Gliedcrung, dem feinen Detail und dcm magischen Glanz ihrcr viclfarbigen
Fenstcr ohnc Regung und freudige Lust betrachten! Leider sollte dieß glückliche Lcbcu nicht von langer Dauer
sein! Gegen dcn Hcrbst dcs Jahres 1834 übcrficl unfern Künstler ein schwcreö Lungenübel, das ihn an den
Rand des Grabes brachtc. Treue brüderliche Pflege ftand ihm den Winter übcr erlcichtcrnd zur Seite, und im
April dcs folgendcn Iahres kehrtc er in's VatcrhauS zurück, um sich im Krcis dcr Scincn von dem schweren
Leidcn allmälig zu erholen. Unter der liebcvollcn Pflege sciner Familie und bei ciner hvchst strcngen Diät, dic
er mit seltcncr Willcnskraft fortwährend bcobachtetc, wurde er wieder gesund. Hierauf stand er dem hiesigen
Thcater zwci Jahrc lang als Dekorationömalcr vor uud schmückte danebcn die Bühnen von Bern, Luzern und
Mannheim mit Wcrken sciner Hand. Untcr seine tüchtigsten Arbeiten dicser Zeit gehoren dic Dekorationen zum
Obcron für das Thcatcr in Zürich. Zmmcr mehr aber fühlte unser Freund, daß scinc gegcnwärtige Berufsart
mit ihrer korperlich anstrengcndcn Arbcit für die Erhaltung sciner Lebenskraft ungeeignet sci und daß er auf dem
eingeschlagcnen Wegc das Hochste, was in ihm lebte, nicht verwirklichen könne. Er entsagtc dahcr mit festem
Sinn der bisherigen Richtung seiner Kunst, um sich von nun an ganz dcr Architekturmalerei zu widmen. Wo-
hin sich nun wenden, um für die theilweise neue Kunst die reichsten Bildungsmittcl zu finden? Der Blick mußte
natürlich anf Jtalicn fallen, auf das Land der großcn klassischen Kunstpcrioden, das für den nordischcn Künstlcr
immer noch dic Hochschule bildet. Scin Boden trägt zudem jcne Prachtgcbäude, die sich vorzüglich für malerische
Darstellungen eigncn, sein mildes Klima versprach der immer noch zarten Gcsundhcit Stärkung und unter seincm
freundlichen Himmel konnte eine schwere Hcrzcnswunde am leichtesten den linderndcn Balsam findcn. Mcier be-
schloß nach dcm heitcrn Süden zu wandern.
Mit neuen, frischcn Hoffnungen reiste unser Künstlcr im Frühjahr 1842 über Müncheu durchs Tyrol nach
Triest. Die Briefe, dic nun folgen, zeugcn, wenn man sie mit deu frühern aus Frankrcich vergleicht, von cincr
großcn inncrn Umgestaltung. Währeud die Bildung des Offiziers mchr auf das bloß Aeußere giug, hat der
Künftler währcnd seincr ernsten Studicn und schweren Lcbenserfahrungen scinen Blick auf Geist und Gcmüth ge-
richtet und an der Bildung des innern Menschen gearbcitet. Die Briefe werdcn gehaltreichcr, sind besser geschrie-
bcn und tragen das Gepr-äge eincs Mannes, der es mit Kunst und Lebcn ernst meint. Von Triest wurde cin
Abstechcr nach Gorz an den Hof der vertriebenen Bourboncn gemacht. Schreibcn von Legitimistcn und seine Eigen-
schaft als ehcmaliger Gardeoffizier verschafftcn ihm bci dcn Herzogen von Angoulemc und Bordcaux die freund-
lichstc Aufnahme und die wirksamsten Empfehlungen für die Zickunft. Venedig, diese malcrische Ruine unterge-
gangener Herrlichkeit, machte auf ihn einen unbeschreiblichen Eindruck. Bci einem Künstler scincs Fachcs ist es
natürlich, daß er immcr und immcr wieder nach der prächtigen byzantinischen, Markuskirchc zurückkchrte, wo jede
Ansicht zum Gegenstand cines Gcmäldcs gewählt werden kann. Dic neue Bekanntschaft mit Aurcle Robcrt von
Neucnburg, mit dcm liebenswürdigen Dichter Stieglitz und deutschen Künftlcrn verschoncrtc dicscn Aufenthalt. Jn
Fcrrara und Bologna fand cr einen freundschaftlichen Empfang bei frühcrn Waffengefährten, und nachdcm er
die herrlichcn Gemäldegalcrien fleißig besucht und auch Studien nach der Natur gemacht hattc, rciste er nach
Ravenna, eincr Stadt, die ein Architekturmaler nicht unbesucht lassen dars; denn hier siud das Grabmal Theo-
dorichs des Großen, die prächtigc byzautinische Kirche St. Vitalc mit rcichen Mosaikmalercicn aus dem 7tcn Jahr-
hundert, altchristliche Basilikcn und Baptisterien u. a. m. Der Nachlaß des Künstlers bcweist, wie sehr ihn diese
Denkmälcr entzücktcn und wie flcißig cr sie ausbeutete. Um die Mitte Juni's kam Meier in Rom an; dic dortigen
Schweizerkünstlcr und Riedel aus Frankcn nahmcn ihn frcundlich auf. Unter ihrer Lcitung durchwandcrtc cr dic
Hauptstadt dcr Künste. Der Eindruck war, wie natürlich, ein überwältigcnder. Da ihm aber das Sommcrklima
Rom's nicht zusagte und dcr Zug nach Sieilien in ihm zu mächtig war, so beschloß er, die nähcre Bckanntschaft
mit den Kunstwcrken dieser Stadt auf eine günstigere Zeit zu versparen und dahin zu eilen, wo scincr Kunst die
würdigstcn Gegcnständc warteten. Jn Neapel hielt er sich ebenfalls nicht langc auf, sondcrn schiffte sich schon
am 8. Juli mit eincm jungen Gclehrten aus scincr Vaterstadt nach Palermo cin. Da sein Reiscgcfahrte ein