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Künstler-Gesellschaft Zürich [Editor]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 25.1865

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Ueber Heinrich Keller’s geographische Arbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.28600#0023
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Aufmerksamkeit, insofern er die Gedirgspässe, die Bergspitzen mehr der Reduktion anpaßte, ohne darum in's Un-
deutliche zn verfallen. Er ging sogar darauf ein, bei den neuen Kunststraßen die Zickzack-Linien in den Windungen
zu zähken und besonders zu bezeichnen, über den meisten Bergsticgen durch Zahlen anzugeben, wie viele Stunden
hinzuzuzählen seicn da, wo durch verkürzende Projection das Mcssen nach dem Maßstabe zu kurz käme. Es ist iu-
teressant, die Korrektnrbogen der sich solgcnden Auflagen zu prüfen. Da kommt nüt 1847 ganz Wallis in Revision
mit den genauen, reinlichen Strichen, welche Kellern eigen. Anno 1850 ist abermals Wallis in Korrektur und alle
Kantoue im Zentrum uud im Westen unseres Landes. Jm Jahr 1855 hat der Sohn mitgeholfen und ihm blieb
bis 1864 die Fortsetzung überlassen, so daß diese letzte Ausgabe uebst den geographischen Verbesserungen (wozu, wic
es schon früher geschehen, die eidgenössische Karte und Mittheilungcn von Herrn Ober-Jngenieur Denzlcr in Bern n. A.
mitgeholfen habcns bis znr äußersten Neichhaltigkeit dieses Maßstabes gediehen ist, sogar die Nückscite der Karte ist
durch 8 Städte-Pläne und dnrch statistische und historische Kärtchen bereichert worden.

Die llebersicht der verbreiteten Exemplare der Originalkarte gibt nicht genug Aufschlnß über Keller's Wirkungs-
kreis. — Obivohl im vierten Jahre nach Erscheinen der ersten Bearbeitung 1500 Excmplare in's Publikum gingen,
blieb der jährliche Absatz bedeutend, wenn er das Maximnm nicht wieder erreicht, weil die illachstiche von London,
Paris und Mailand wohl 9 verschiedcne Ausgaben, mit Keller's Name an der Stirn, auch viele Exemplare ver-
breiteten und Schutz seines Eigenthums uicht zu finden war. Die neue Schweizerkarte brachte den Nachahmern Ver-
legenheit, da sie sich bequcmen mußten, nun den vergrößerten Maßstab zu kopiren. Das-geschah wieder in Paris,
Mailand, London und — in Luzern.

Außerdem erschien unter Keller's Hinzuthun eine lithographirte Karte im Maßstabe der ersten AuSgabe; fcrner
die „Kleine Reisekarte", Maßstab 1 :850,000. Dann liegt in Manuskript noch unvollendet die dritte Karte,
Rcduktion 1 :400,000; das wäre die füuftc Ausgabe diescr Eiuen Arbeit diescs unermüdlichen Mannes. Es ist mit
größter Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß, wie l)r. Ebcl durch seine „Anleitung, auf die nützlichste und genuß-
vollste Art die Schweiz zu bereisen" vvn 1809 an, H. Keller von 1813 an, eine Menge von Fremden uach der
Schweiz gelockt hat*).

Zu dem helvetischen Almanach hat Keller mehrere Kantonskarten gezeichnet. Seincn Namen tragen n. A.
diejenigen von Waadt und Tessin. Zu dieser bemerkt er aber: „Nach Patcr Paolo Ghiringhelli". Vom Kanton
Zürich publizirte er „zwci Formate", welche er bescheiden Wegekarten nannte, in 1 :118,000 und 1:240,000, schon
1828. — Die größere enthält in Seitenansicht alle Kirchen, Schlösser und merkwürdigen Gebände etwa an der Stelle,
wo deren Grundriß hingehörte. Für deu Hand- und Reisegebrauch sind diese niedlichen, scharf gezeichnetcn Skizzen,
wenn sehr klein ä M Onllot, doch ähnlich und zu Leitpunkten und Orientirungcn durch's Fernrvhr sehr dicnlich.

Für die ganze Schweiz liegt in Manuskript eine gewaltige Arbeit dieser Art vor. Sie ist noch weit von Be-
endigung entfernt, enthält aber schon viele Kirchen und Schlösser aus dem Wallis und den Thälern im Tessin. Die
sämmtlichen Blätter würden zusammengesctzt einer Wandkarte entsprechen und als Seitenstück, oder besser als Supplc-
ment zu jeder andern Schweizerkarte gedient haben.

Eigentliche Wandkarten führte er zum Schulgebrauche aus und behandelte die Gebirge und Wasser, um nur
die wichtigsten Formen dem Auge nahe zu legen. Zn mehrfachen Auflagen erschicnen dieselben als Karten der Schweiz,
des Kantons Zürich, von Europa, Palästina und der Erde.

Für Schulkarten ist Keller's Methode ganz geeignet, anch wurden seine Arbeiten in dieser Richtnng gehörig
gewürdigt. Er bearbcitcte vicr verschiedene Blätter für die Schweiz von 1823—1857 im Maßstabe vvn 1: 850,000.
Dann besondere Zeichnungen forderten der Kanton Zürich, cine Erdkarte, eine Karte für die Reisen des Apostel Paülus
nud einc von Europa. Sein Sch u latl as besteht aus 19Blättern und erlangte seit 1842 vielfache Verbesserungen,
entsprechend dem erwarteten Gebrauch desselben.

Jn Darstellung von Grnndplänen einzelner Ortschaften blieb er der anschaulichen Manier von Mattheus
Merian getreu; er gab durch einen Ton den Umfang dcs Ortes an, zeichnete perspektivisch die hervorragendcn Ge-
bäude an deren Stellen, gab Straßen sehr deutlich an, ebcnso öffentliche Plätze. Die von Wasscr eingenommenen

Die vollständige Reihe aller Ausgaben von Keller's Schweizerkarten sanden wir allein in der Sammlnng des Generals von
Scharnhorst in Berlin.
 
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