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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 33.1873

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Friedrich Meyer-Schulthess, Landschaftsmaler
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https://doi.org/10.11588/diglit.43124#0015
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Landschaftsmaler.


Friedrich Meyer von Zürich, geboren 1792, war der Sohn des im Jahr 1819 als Oberamtmann
des Bezirks Gröningen verstorbenen Obersten Johann Jakob Meyer. Den mathematischen Wissenschaften
sich zuwendend mit der Aussicht, einst technischer Leiter eines bedeutenden industriellen Etablissements
zu werden, mit entschiedenem Talente fürs Zeichnen begabt, daneben voll empfänglichen Sinns für alles
Schöne und Edle in Kunst und Wissenschaft überhaupt, machte er im Jünglingsalter seine theoretischen
und praktischen Studien anfänglich in der Vaterstadt namentlich in dem Zeichnungszimmer des damals
in der ersten Entwickelung begriffenen Geschäftes von Escher, Wyss & Comp., dann in Genf, Paris,
Heidelberg und endlich während eines zweijährigen Aufenthaltes in England. Schon im Jahre 1811
waren die von ihm unter Anleitung seines Gönners Escher von der Neumühle verfertigten Zeichnungen
der verschiedenen Werke des damaligen Spinnmaschinensystems so sorgfältig und reinlich ausgeführt,
dass sie ohne Bedenken dem Prinzen Vicekönig in Mailand bei einer industrielle Interessen beschlagenden
Vorlage unterbreitet werden konnten. Rühmend gedenkt Friedrich Meyers auch der Mathematiker Langsdorf
in dem 1817 erschienenen ersten Bande von des Letztem Anleitung zum Strassen- und Brückenbau, zu
welchem Meyer die beigelegten Zeichnungen ausführte. In England öffnete sich dem wissbegierigen jungen
Manne eine unerschöpfliche Quelle von Studien aller Art, zugleich aber bemächtigte sich seiner das
drückende Gefühl, nicht die Wege zu finden, noch die genügenden physischen und geistigen Kräfte zu
besitzen, um das überreiche Material in sich aufzunehmen und zu verarbeiten. Andauernde strenge Arbeit
pflegte ihn bei seinem reizbaren Nervensystem zuweilen in einen krankhaften Zustand zu versetzen. In
solchen trüben Augenblicken war ihm der Umgang mit liebenswürdigen Familien des Landes und der
Einblick in das häusliche patriarchalische Leben derselben ein tröstender und erquickender Ableiter.
Ermunternd wirkten auf ihn in London einige Besuche bei dem originellen Füssli, bei welchen der
mürrische, derbe und sarkastische Alte dem schüchternen jungen Manne, nachdem er ihm auf den Zahn
gefühlt, mit freundlicher Offenheit in dem Gebiete der Kunstreiche Unterhaltung und Belehrung gewährte.
Noch mehr erfrischte ihn im Jahr 1817 eine Reise nach dem schottischen Hochlande im Begleite eines
bis an dessen Lebensende ihm treu gebliebenen Freundes in dortiger Gegend. Mit lebhaften Farben
schildert er in seinen Briefen bald die Schönheit eines grossartigen Parks, bald die glänzende Aussicht
von einer Bergspitze, dann die wundersamen Gestaltungen der Basaltfelsen auf Staffa oder das bunte
Treiben an den Landungsplätzen der Fischer, das einfache Leben in den Hütten der Bergbewohner und
das glückliche, selten zu treffende Begegniss, einige Wallfische bis auf eines Steinwurfs Nähe beobachten
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