ALOYS FELLMANN, Kunstmaler.
i.
Heimat und erste Jugendzeit.
(1855—1867).
j^^loys Fellmann wurde geboren in der luzernischen Gemeinde Oberkirch, der
mlL Heimatgemeinde seines Vaters. Hier besass Vater Dominik Fellmann ein ertrag-
reiches Bauerngut, das von Alters her und bis auf den heutigen Tag den Namen
«Wyberlist» trägt. Es würde schwer halten, eine sichere Deutung dieser etwas sonder-
baren Bezeichnung zu geben. Ein historisches Ereignis nach Art jenes von Weinsberg
darf man damit nicht in Verbindung bringen, sondern es wird sich der Name von
irgend einem lokalen, in der Volkserinnerung längst verschollenen Ereignis herleiten.
«Wyberlist», heute im Besitz eines Bruders des Künstlers, ist überaus reizend gelegen;
die waldreiche flöhe der Haselwart verliert sich hier in der fruchtbaren Ebene des
Surentals; nach Norden führt der freie Blick über die Obstgärten hin und durch die
hohen Weiden und Pappeln, welche den vielgekrümmten Lauf der Sure umsäumen,
auf das nahe gelegene Städtchen Sursee, das, bis in die jüngere Zeit mit hohen Ring-
mauern umgeben und von vielen Türmen und Thoren bewacht und flankirt, an male-
rischem Reize den besten mittelalterlichen Städtebildern nicht nachstand. Wendet sich
der Blick höher und weiter, fällt er auf die wellig geformten Höhenzüge vom Gschweich
bis zum Tannberg und dem fruchtbaren Eichberg, der sich bis zum höchsten Baumes-
wipfel auf der Fläche des Sempachersees wiederspiegelt, wenn sich ein klarer Himmel
darüber wölbt. Und weiter und höher nach Süden schliesst der Kranz der Gebirge das
schöne Bild. Das ist wahrlich ein Heim, das einer künstlerischen Phantasie von frühester
Jugend auf die schönsten Vorlagen der Natur ausgebreitet hat.
Im «Wyberlist» schienen um die Mitte dieses Jahrhunderts alle Bedingungen irdi-
schen Glückes gegeben. Auf dem Gute herrschte ein solider Wohlstand, im alten
Bauernhause eine musterhafte, auf religiöse Gesinnung und bäuerliche Einfachheit der
Sitten gegründete Hausordnung. Das war eine Bauernfamilie alten, besten Stils. Vater
Dominik Fellmann war kein gebildeter, aber ein sehr intelligenter Mann, den das Ver-
trauen seiner Mitbürger sehr rasch in die Ehrenstellen rief, welche Gemeinde und Be-
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Heimat und erste Jugendzeit.
(1855—1867).
j^^loys Fellmann wurde geboren in der luzernischen Gemeinde Oberkirch, der
mlL Heimatgemeinde seines Vaters. Hier besass Vater Dominik Fellmann ein ertrag-
reiches Bauerngut, das von Alters her und bis auf den heutigen Tag den Namen
«Wyberlist» trägt. Es würde schwer halten, eine sichere Deutung dieser etwas sonder-
baren Bezeichnung zu geben. Ein historisches Ereignis nach Art jenes von Weinsberg
darf man damit nicht in Verbindung bringen, sondern es wird sich der Name von
irgend einem lokalen, in der Volkserinnerung längst verschollenen Ereignis herleiten.
«Wyberlist», heute im Besitz eines Bruders des Künstlers, ist überaus reizend gelegen;
die waldreiche flöhe der Haselwart verliert sich hier in der fruchtbaren Ebene des
Surentals; nach Norden führt der freie Blick über die Obstgärten hin und durch die
hohen Weiden und Pappeln, welche den vielgekrümmten Lauf der Sure umsäumen,
auf das nahe gelegene Städtchen Sursee, das, bis in die jüngere Zeit mit hohen Ring-
mauern umgeben und von vielen Türmen und Thoren bewacht und flankirt, an male-
rischem Reize den besten mittelalterlichen Städtebildern nicht nachstand. Wendet sich
der Blick höher und weiter, fällt er auf die wellig geformten Höhenzüge vom Gschweich
bis zum Tannberg und dem fruchtbaren Eichberg, der sich bis zum höchsten Baumes-
wipfel auf der Fläche des Sempachersees wiederspiegelt, wenn sich ein klarer Himmel
darüber wölbt. Und weiter und höher nach Süden schliesst der Kranz der Gebirge das
schöne Bild. Das ist wahrlich ein Heim, das einer künstlerischen Phantasie von frühester
Jugend auf die schönsten Vorlagen der Natur ausgebreitet hat.
Im «Wyberlist» schienen um die Mitte dieses Jahrhunderts alle Bedingungen irdi-
schen Glückes gegeben. Auf dem Gute herrschte ein solider Wohlstand, im alten
Bauernhause eine musterhafte, auf religiöse Gesinnung und bäuerliche Einfachheit der
Sitten gegründete Hausordnung. Das war eine Bauernfamilie alten, besten Stils. Vater
Dominik Fellmann war kein gebildeter, aber ein sehr intelligenter Mann, den das Ver-
trauen seiner Mitbürger sehr rasch in die Ehrenstellen rief, welche Gemeinde und Be-