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Künstler-Gesellschaft Zürich [Editor]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 54.1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.43113#0039
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Auf der weiten Reise vom Hochland ins Tiefland erschloss sich dem wandernden

Künstler eine neue Welt. Die wechselnden Bilder der Natur, die über den Ufern des
Rheins in voller herbstlicher Schöne dalag, die wechselnden Städtebilder, Land und
Leute nahmen die junge Phantasie mächtig' gefangen. Als er des Kölner Domes mit
den hochragenden Turmgerüsten ansichtig wurde, da dachte er der Bergesdome der
Heimat. Düsseldorf aber, wo des Landes und der Sprache Plattheit beginnt, wollte
dem Kinde der Berge zu Anfang nicht heimisch werden. Das Heimweh setzte ihm
hart zu und nur sofortige angestrengte Arbeit half ihm über diese schweren Stunden
hinweg. Die Professoren hatten Mühe, den jungen Schweizer, dem sein Luzernerdialekt
eben viel geläufiger war als das Norddeutsche, zu verstehen und im ersten Verkehre
ergab, sich manch komische Verwechslung. Allein rasch half ihm sein liebenswürdiger
Charakter über diese äusserlichen Schwierigkeiten des Umganges hinweg und bald
hingen auch hier Lehrer und Schüler, Freund und Freund in Freundschaft aneinander.
Dass ihm aber diese Stadt zur zweiten Heimat würde, die er während achtzehn Jahren
nur auf kurze Zeiträume verlassen sollte, dass er hier sein eheliches Glück und — die
letzte Ruhestätte für sein junges Leben finden sollte, daran hätte wohl kein Mensch
und der lebenslustige Fellmann am allerwenigsten gedacht.
Aus der ersten Zeit des Düsseldorfer Lebens ist wenig bekannt. Ein Freund von
Fellmann schreibt, dass dieser eine allgemein vermerkte gute Vorbildung an die
Akademie gebracht habe. «Er war Schüler eines mir unbekannten Schweizers gewesen,
der auf ihn einen sehr grossen Einfluss ausgeübt hat, dadurch, dass er ein sehr strenger
Zeichner war.» Im Antikensaal, in den Fellmann sofort eintrat, fand er einen liebens-

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würdigen Lehrer in dem schon genannten Carl v. Müller. Mit dem Malen trat nun
use ein. Es scheint, dass dies dem jungen Künstler nicht ganz behagte,
Liebhabereien dem Studiengange unterzuordnen. Den Studien im
vidmete er sich mit solchem Eifer, dass Deschwanden Anlass nahm,
vor der Überanstrengung zu warnen. Am 3. Januar 1876 schrieb er
strenges Arbeiten ist nicht das eine Notwendige; im Gegenteil, ich
Dir Zeit zur Abwechslung zu gönnen, damit Dein Geist Raum zu
und frisch bleibe. Was hilfts, wenn Einer durch Überanstrengung
■rdirbt, die Kopfnerven übermässig anspannt und dem ganzen körper-
lie nötige Ruhe und Abspannung versagt? . . . Mein
iss und Deine Gewissenhaftigkeit. Einem Andern würde
den. ' Also mutig, aber dennoch mit Mass voran!»
iwanden wollte es auch nicht billigen, dass der junge
nicht zur Palette greifen durfte. Er schrieb ihm einmal: «Es ist
das Zeichnen vor allem gepflegt werde und das Malen erst hinten-
ein es gibt Extreme auch in Sachen, die an sich gut sind. Jede
' ein Abweichen von der goldenen, richtigen Mitte. Ein starres Fest-
vorgefassten Maxime, ohne alle Berücksichtigung individueller Ver-
n mitunter statt befördern eher erlahmen, wovon man schon Beispiele
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