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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Neue Blätter für Gemäldekunde — Wien, 1.1922-1923

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Frimmel, Theodor von: Rubens und der Apoll vom Belvedere
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https://doi.org/10.11588/diglit.20642#0082
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zu Rom, wie aus der Beischrift einer jener Zeichnungen hervorgeht: „nelorto
di sapiero in uinhola" fin modernisierter Wiedergabe: nell'orto di San Pietro
in Vincoli). Beide Zeichnungen dürften von derselben Hand sein und geben
die Figur des Apoll offenbar sehr getreu wieder. Die Hände fehlen noch. Sie
wurden erst später angefügt. Dem unbenannten Zeichner des Codex Escuria-
lensis aus der Schule des Dom. Ghirlandajo folgten bald andere nach, und auf
einem Stich, der dem Nicoletto da Modena zugeschrieben wird (Bartsch Nr. 50),
auf einem von Marc-Anton (B. 331), auf zwei Blättern von Agostino Veneziano
(B. 328, Passavant 53 und B. 329, P. 54) sieht man die Figur in alter Gestalt
wiedergegeben. H. Thode hat über diese alten Abbildungen geschrieben in
dem Buch: „Die Antiken in den Stichen von Marc Anton, Agostino Veneziano
usw.". Er kennt auch die Abbildungen bei Vaccarius, de Cavalleriis, Jan Epi-
scopius und Sandrart. Auf einem monogrammierien Stich von H. Golfeius ist
der antike Gott dargestellt in bestimmten Umrissen und schwungvoller Stichel-
schaltierung (Bartsch III, Nr. 145). Unten rechts der Zeichner, wohl Golfeius
selbst, als junger Mann.

Die Benuhung der Gestalt des Apoll vom Belvedere durch Rubens
ist noch wenig studiert und bisher nur für einen Fall nachgewiesen, nämlich
für eines der großen Gemälde aus der Medici-Reihe im Louvre. (Dazu die
„Graphischen Künste", Jahr II, S. 28: „Rubens mythologische Darstellungen"
von Rooses.) Ubersehen ist, und zwar auch in dem Buch „Rubens und die
Antike" von Goeler v. Ravensburg (1882), die eigentlich sehr auffallende Be-
nufeung der Apollofigur in einer der Rubens'schen Darstellungen des
Midasurteils. Rubens hat die Szene des Wettstreites zwischen Apoll und
Marsyas mindestens zweimal dargestellt. Einmal hat er den Apoll vom Belve-
dere als Vorbild gewählt, und zwar unwiderleglich als die bekannte aus-
schreitende Figur mit erhobenem linken und vorgestrecktem rechten Arm. Wir
hören noch davon. Diese Komposition ist durch neuere Abbildungen bekannt,
wogegen eine andere Darstellung des Midasurteils von Rubens durch einen
älteren Stich festgehalten ist, nämlich durch das groke Blatt von Frans Pilsen,
einem Stecher, der hauptsächlich im frühen 18. Jahrhundert tätig war. ,Das
Vorbild, nach dem er stach, befand sich zu Pilsens Zeit im Hause Jakob de
Sutters zu Gent und dürfte seither verschollen sein; Rooses in seinem groken
Rubenswerk (III, S. 123) kennt die neueren Aufbewahrungsorte nicht. Die Mit-
teilungen dieses Rubensforschers sind übrigens von Belang, denn er trennt
z. B. zwei Bilder der Madrider Galerie, die vielleicht Werke aus der Schule
des Rubens sind, in den Madrider Katalogen als Kopien geführt werden
(Rooses III, S. 10), von der Komposition, die ehedem bei Sutter war und von
der bei Pereire, von der wir sogleich berichten werden. Auch bringt er eine

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