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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Neue Blätter für Gemäldekunde — Wien, 1.1922-1923

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Frimmel, Theodor von: Rubens und der Apoll vom Belvedere
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https://doi.org/10.11588/diglit.20642#0083

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Verwirrung in Ordnung, die über den Stich von Longueil nach einem angeb-
lichen Urteil des Midas von Rubens in der Galerie Orleans seit Sneevogts
Rubenskatalog einige Verbreitung gefunden hat.

Die Darstellung nun, die uns heute angeht, da sie den Apoll vom Belve-
dere benuki hat, ist ein verhältnismäßig kleines Bild von Rubens, das 1866
durch Otto Mündler in der „Zeitschrift für bildende Kunst" veröffentlicht wurde.
Damals befand es sich bei Isaak Pereire in Paris. Es war auf Holz gemalt,
1 m breit und 72 cm hoch. Rooses teilt mit, dafj es 1863 aus Otto Mündlers
Sammlung verkauft worden wäre. Noch weiter zurück scheint es bei Pour-
iales in Paris gewesen zu sein. Wenigstens nennt Görling in seiner
„Geschichte der Malerei" (II, S. 20) die Sammlung Pouriales als Auf-
bewahrungsort. Bei Görling findet sich auch ein Holzschnitt nach dem
Rubens'schen Gemälde, wie denn auch ein solcher im ersten Band der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" (1866) zu finden ist. A. Didier hat es, wie es
scheint, 1872 gestochen für die „Gazette des beaux arts", und eine Radierung
von Demmouse wurde dem Versteigerungsverzeichnis Is. Pereire beigegeben
(dazu Rooses: Rubens, Bd. III, S. 124, Nr. 646). Bekanntlich wurde die Perei'sche
Sammlung 1872 versteigert, und dieser Rubens erzielte 40.000 Franken. Die
weiteren Schicksale dieses Bildes bleiben noch zu erforschen. Ich weife nicht,
wer es heute besiki.

Ein Schulbild kleineren Formats mit genau derselben Darstellung (Br. 63.8,
H. 47.8, auf Eichenholz, dünnem weiften Grund) befand sich vor einiger Zeit
in Wiener Privatbesik. Ich sah es beim Gemälderestaurateur Proksch. Dieses
stammt nach guter Überlieferung aus der alten Firmian'schen Galerie zu
Leopoldskron bei Salzburg. Im Inventar jener Galerie aus der Zeit um 1809
steht es kurz als „Apollo und Midas (Goetterg.) — Rubens" verzeichnet.
(O. K.-T., Bd. XI, S. 290.)

Auf dieser Komposition ist nun die Gestalt des Apoll gänzlich nach der
Statue im Belvedere zu Rom gestaltet, Übersekt ins flandrisch-derbe und ge-
taucht in die üppige Färbung des grofjen Meisters. Apoll schreitet gegen den
Vordergrund zu. Der kurze Mantel, der auch im plastischen Vorbild gegeben
ist, mußte warm zinnoberig rot sein. Als bezeichnende Beigabe hält der Gott
eine Lyra. Genau so kommt es auch auf dem Bilde vor, das 1866 bei ]. Pereira
gewesen war. Dr. Theodor Frimmel.

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