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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Neue Blätter für Gemäldekunde — Wien, 1.1922-1923

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Rundgang durch die Wiener Galerien
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Porträt
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https://doi.org/10.11588/diglit.20642#0097

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von 1919 (Tafel 41, zu S. 92). Ein kleines Bild von Torrentius: Diana und
Aktaeon (22 X 28) kam 1865 in einer kleinen Pariser Versieigerung vor (nach
Mitteilung im „Journal des arts" von 1905, Nr. 60). Es wurde mit 650 Fr. zu-
geschlagen. Wohin mag es gekommen sein? Ober das bewegte Leben des
drangsalierten Künstlers erfahrt man vieles aus Houbraken, Weyerman,
Descamps und aus der neueren Literatur. Das Bildchen mit Mars und Venus,
das kaum aufgetaucht, schon wieder im Strom des Kunsthandels untergesunken
ist, sollte doch gelegentlich abgebildet werden.

In der neu eingerichteten Kunsthandlung Martin Kraemer & Co.,
I, Dorotheergasse 12, fand ich unter anderem einen prächtigen Hendrick
Verschuringh mit echter Namensfertigung und der Jahreszahl 1677 („H. ver-
schuringh fe. 1677" unten mitten in dunkler Schrift). Es ist eine Lagerszene mit
allerlei Reitervolk am Rande eines Waldes. Mitten ein Reitertambour zu Pferd.
Im Walde rechts ein Lagerfeuer, von dem dicker Rauch gegen links hin durch
die Laubmassen vordringt. Allerlei Waffensiücke auf dem Boden. Hochbild
von mäßiger Groge auf Eichenholz. Rasch wurde auch eine vorzügliche kreis-
runde Miniatur von Bertrand angemerkt, deren ungewöhnlich zarte künstle-
rische Durchbildung hervorzuheben ist. Es sei Charlotte Corday dargestellt.
Halbfigur, de face gesehen. Eine Diana mit dem Goldregen Jupiters von S. J.
R o ch a r d, auf Elfenbein, ist ein Meisterwerk, ebenso ein feines Damenbildnis
von F. M i 11 e t und ein Napoleonbildnis von Me. Ternier-Toulzer.

Seit einiger Zeit kommen gelegentlich im Wiener Kunsthandel vorzügliche
Bilder aus dem ehemaligen Hofmuseum vor. Wie man sagt,
werden solche verkauft, um dafür andere Bilder anzuschaffen.

PORTRÄT.

über die sprachliche Herkunft des Ausdrucks: Porträt lägt sich streiten.
Man leitet das Wort gewöhnlich vom lateinischen „protrahere" (vorwärts
ziehen, hervorziehen) ab, so in den Werken über französische und englische
Sprache. Aus dem Französischen ist der Ausdruck mit vielen anderen ins
Englische übergegangen. Nun ist aber sonst aus dem lateinischen „pro" kein
por und nur selten pour geworden, sondern das pro ist gewöhnlich verblieben,
und nur aus „trahere" entstand das Substantiv t r a i t und das Verbum
„trainer" (ziehen) und „traire" (melken), sowie „train" und andere Ableitungen.
Die ältere Form ist: pourtrait, pourtraiture, pourtraicture, meines Wissens
nirgends eine Spur von pro traiture oder dergleichen. Aus dem lateinischen
pro pagare wurde pro pager, aus pro nuntiare pro noncer, aus p r o-
mittere pro mettre, aus pro hibere pro hiber, aus pro movere pro-

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